Die verschollene Flotte: Ein halber Sieg: Roman (German Edition)
während die Körperfunktionen in sehr rascher Folge eingestellt werden.«
Es klang fast schon angenehm. Kein Schmerz, dazu womöglich Visionen von dem, was das sterbende Wesen sehen wollte. Trost, Frieden … Und dennoch – das eigene Ende absichtlich herbeizuführen? »Versuchen Sie alles, um sie am Leben zu erhalten. Das sind unsere Regeln, das gebe ich zu. Aber es sind die einzigen Regeln, die ich anwenden kann.«
»Wir ermöglichen ein Ende, wenn es keine Hoffnung mehr gibt und der Patient eine künstliche Verlängerung seines Lebens ablehnt«, machte Dr. Nasr ihm klar.
»Es gibt noch Hoffnung«, sagte Geary und fragte sich, ob er das tatsächlich glaubte.
Der Arzt nickte. Geary hatte dem medizinischen Stab nie das Prinzip verständlich machen können, einem vorgesetzten Offizier zu salutieren. »Eine Sache noch, Admiral. Diese Bürger der Syndikatwelten, die wir vor den Enigmas gerettet haben … Wissen Sie bereits, was mit ihnen geschehen soll?«
»Nein, Doctor. Das weiß ich noch nicht. Ich habe soeben Gott und Richter für diese Bärkühe gespielt. Soll ich das jetzt bei den Syndiks auch machen?«
»Das werden Sie machen müssen, Admiral. Wenn Sie sie den Behörden der Syndikatwelten übergeben, wissen Sie, was mit ihnen geschehen wird. Man wird sie wie Laborratten behandeln, man wird ihnen Schlimmeres antun, als es die Enigmas mit ihnen gemacht haben.«
Geary schüttelte wütend den Kopf. »Wenn ich sie mit zur Allianz nehme, wird man sie nicht besser behandeln! Unsere Forscher tönen, dass man ihre Würde und Menschlichkeit respektieren muss, aber das Ergebnis wird das Gleiche sein.« Er rief einen Bericht auf, an den er sich erinnern konnte, überflog ihn und fand das Gesuchte. »Diese Syndik-Bürger wurden gefragt, was sie wollen, und jeder von ihnen hat gesagt, dass er nach Hause zurückkehren will.«
»Wollen Sie nach Hause zurückkehren, Admiral?«
»Ich …« Ja, aber mein Zuhause existiert nicht mehr. Das ist schon vor langer Zeit verschwunden. Und wenn ich dorthin zurückkehre, wo mein Zuhause einmal war, werde ich keine ruhige Minute haben. So wie diese armen dreihundertdreiunddreißig Syndiks. »Ich verstehe, was Sie meinen, Doctor. Ganz ehrlich. Ich verspreche Ihnen, ich werde nichts entscheiden, solange ich mir nicht umfassende Gedanken über das Wohlergehen dieser Leute gemacht habe.«
»Danke, Admiral. Mehr als das will ich auch gar nicht.«
Geary ließ sich in seinen Sessel sinken. Er hatte genug davon, schwierige Entscheidungen zu treffen, vor allem bei Angelegenheiten, bei denen keineswegs klar war, welcher der richtige Weg war.
»Admiral?«, meldete sich Desjani leise zu Wort.
»Ja?«
»Während Sie mit dem Arzt gesprochen haben, ist eine weitere Nachricht mit hoher Priorität für Sie eingegangen. Captain Jane Geary möchte so bald wie möglich mit Ihnen reden.«
Na, großartig. Dass dieser Moment kommen würde, hatte er gewusst. Da sich die Schlachtkreuzer immer weiter von den Schlachtschiffen entfernten, würde die Zeitverzögerung zwischen jeder Frage und Antwort größer und größer werden und die lästige Unterhaltung sich umso mehr in die Länge ziehen. »Ich melde mich von meinem Quartier aus bei ihr.«
»Reden Sie nicht um den heißen Brei herum, schonen Sie nicht ihre Gefühle. Sagen Sie ihr klipp und klar, was Sache ist. Und verraten Sie ihr bei den Vorfahren ja nicht, dass diese Ratschläge von mir gekommen sind.«
Einige Minuten lang blieb er noch auf der Brücke und sah mit an, wie die Enigma-Flotte mit Ziel Midway in den Sprungraum verschwand. Das war eigentlich schon vor Stunden geschehen, doch jetzt beobachten zu können, wie der Feind tatsächlich das System verließ, machte es umso deutlicher, dass sie keine Zeit zu verlieren hatten.
»Also gut, ich bin dann in meinem Quartier und rede mit meiner Großnichte.«
Bevor er mit der Dreadnaught Kontakt aufnahm, überprüfte er zunächst alle Sicherheitseinstellungen seiner Komm-Software. Aus Erfahrung wusste er, dass es eine absolute Abhörsicherheit nicht gab, dennoch wollte er alles tun, damit dieses Gespräch unter vier Augen auch ein solches blieb.
Jane Gearys Bild nahm in seinem Quartier Gestalt an. Sie machte keinen erfreuten Eindruck, doch damit hatte er auch nicht gerechnet. »Admiral, ich bitte mit allem nötigen Respekt um eine Darlegung der Gründe, die dazu geführt haben, dass ich bei dem Kommando über diese Hälfte der Flotte übergangen wurde.«
Er konnte den persönlichen Ansatz für
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