Die verschollene Flotte: Ein halber Sieg: Roman (German Edition)
nur gern auch noch Ihren persönlichen Eindruck erfahren.«
Tanya zuckte mit den Schultern. »Als Flaggschiff wurden wir bei der Aufrüstung etlicher Systeme bevorzugt behandelt. Als die Ingenieure abgezogen wurden, um Gefechtsschäden und ausgefallene Systeme zu reparieren, hat das Tempo der Aufrüstung etwas nachgelassen. Trotzdem befindet sich die Dauntless in einer guten Verfassung. Ich kann natürlich nicht dafür garantieren, dass es nicht zu irgendwelchen Vorfällen kommt, falls das aber eintritt, dürfte es nichts Schwerwiegendes werden.«
»Gut. Ich weiß, auf die Dauntless kann ich immer zählen.« Er sagte das nicht nur in der Absicht, von den Mannschaften gehört zu werden, die in diesem Moment nahe genug waren, um die Aussage mitzubekommen, damit sie es ihren Kameraden weitererzählten. Vielmehr glaubte er wirklich, dass es stimmte. Außerdem meinte er, wenn er über die Dauntless redete, damit zugleich auch immer die Befehlshaberin des Schiffs.
Desjanis Lächeln verriet ihm, dass ihr das auch bewusst war. »Danke, Admiral.«
»Zehn Minuten bis zum Verlassen des Sprungraums«, meldete Lieutenant Castries.
Desjani hatte das Kinn auf eine Hand gestützt, der Ellbogen ruhte auf der Armlehne. »Wissen Sie, was bizarr wäre?«, fragte sie plötzlich Geary.
»Da kommen mir ein paar Dinge in den Sinn. Woran genau hatten Sie gedacht?«
»Wieder mal stehen wir kurz davor, den Sprungraum zu verlassen. Wir sind alle aufgeregt und einsatzbereit, wir wissen, dass uns Ärger droht oder drohen könnte. In diesem Fall wissen wir es natürlich schon.«
»Und das ist bizarr?«
»Nein, das ist der Normalfall. So läuft es immer ab. Bizarr wäre es, wenn wir unser Ziel erreichen und uns darauf gefasst machen, den Sprungraum zu verlassen, und wir wären alle die Ruhe selbst und würden uns keine Gedanken darüber machen, was uns da erwartet.«
»Da ist was Wahres dran«, entgegnete Geary. »Ich schätze, wenn wir Varandal erreichen …« Tanyas Gesichtsausdruck ließ ihn mitten im Satz abbrechen.
»Sie sind doch nicht besorgt, was uns bei unserer Rückkehr ins Allianz-Gebiet erwarten könnte, oder?«, fragte sie ihn. »Ernsthaft? Politische Machtspiele? Befehle vom Flottenhauptquartier? Forderungen, dass Black Jack die Regierungsmacht an sich reißen soll? Forderungen, dass man Black Jack verhaften soll, bevor er einen Putsch in die Wege leiten kann? Sie machen sich doch deswegen keine Sorgen, oder …?«
Er ließ sich mehrere mögliche Antworten durch den Kopf gehen, ehe er sich entschied: »Sagen wir, ich versuche, nicht darüber nachzudenken.«
»Muss schön sein.«
»Oh ja, sehr sogar.« Er lächelte sie an. »Aber bedenken Sie eines, Captain Desjani. Wenn wir das hier durchziehen, wenn wir alles hinter uns bringen, was jetzt noch vor uns liegt, und wenn wir dann Varandal erreichen, dann werden wir da mit sechs Schiffen der Spinnenwölfe und einem erbeuteten Kik-Superschlachtschiff aufkreuzen.«
Sie musste ebenfalls lächeln. »Überraschung! Wir sind nicht bloß wieder da, wir haben auch noch neue Freunde mitgebracht. Oh ja, damit dürften wir so manche sorgfältige Planung gründlich über den Haufen werfen.«
»Fünf Minuten«, meldete Lieutenant Castries.
Desjani wurde wieder ernst. »Glauben Sie, den Syndiks bei Midway gelingt es, die Enigmas wenigstens für eine Weile aufzuhalten?«
»Ich weiß nicht«, sagte Geary und wünschte, er könnte zumindest eine plausible Einschätzung der Lage vornehmen. »Es hängt alles davon ab, was ihnen zur Verfügung steht und wie geschickt sie das einsetzen. Wenn ihnen keine Verstärkung geschickt worden ist, dann haben sie gegen eine so große Enigma-Streitmacht keine Chance. Aber ich bin mir ja nicht mal sicher, ob sie sich überhaupt noch als Syndiks bezeichnen. Mein Eindruck von ihnen war, dass zumindest einige der CEOs bei Midway der Syndikat-Regierung nicht allzu loyal gegenüberstehen.«
»Loyal und Syndik-CEOs? Haben Sie gerade beides in einem Atemzug ausgesprochen?«, fragte Desjani. »Vertrauen Sie dieser Frau, mit der Sie gesprochen haben? Wie hieß sie noch mal?«
»Iceni. CEO Iceni. Ich würde nicht behaupten, dass ich ihr vertraue. Ich bin schließlich nicht verrückt. Aber unsere Interessen könnten eine gemeinsame Schnittmenge haben, wie Victoria Rione es wohl ausdrücken würde.«
Das brachte ihm einen finsteren Blick ein. »Mir wäre es recht, wenn Sie in einer Unterhaltung mit mir nicht diese Frau zitieren
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