Die Verschollene Flotte Fluchtpunkt Ixi
sich fast überrumpelt vorkam. »Weil es die beste von vielen schlechten Möglichkeiten ist.«
»Sie gehen davon aus, dass die Syndiks uns dort mit einer Streitmacht erwarten.«
»Ich gehe davon aus, dass sie uns in jedem Sternensystem erwarten, das wir von hier aus erreichen können.« Er schlug die Bettdecke zur Seite und drehte sich zu Rione um. »Ich kann nicht unentwegt Glück haben. Daiquon war äußerst knapp. Wäre das Minenfeld fertig gewesen, dann hätten wir genauso viele Schiffe verlieren können, ohne dabei dem Gegner irgendeinen Verlust beizubringen. Was haben Ihre Spione sonst noch berichtet? Ich muss wirklich wissen, was Ihnen zugetragen wird.«
»Casia und Midea sind nicht die Rädelsführer, die gegen Ihr anhaltendes Kommando über die Flotte Stimmung machen. Bislang konnte ich nicht herausfinden, wer der eigentliche Drahtzieher ist. Ich weiß nur, dass die beiden im Auftrag eines anderen handeln. Auch wenn Numos und Faresa von den Marines festgenommen und bewacht werden, ist es ihnen irgendwie gelungen, mit jenen Offizieren in Kontakt zu bleiben, die nach wie vor an sie glauben.«
Das war keine große Überraschung. »Aber Numos und Faresa sind nicht diejenigen, die meine Gegner anführen, oder?«
»Nein.« Plötzlich änderte sich Riones Tonfall und klang gekünstelt. »Und Sie sollten wissen, dass sich hartnäckig Gerüchte halten, wonach ich von Eifersucht auf Ihr Verhältnis mit Captain Desjani förmlich aufgefressen werde.«
Geary schlug sich mit der Faust auf den Oberschenkel. »Meine angebliche Beziehung?«
Sie ließ sich einen Moment Zeit, ehe sie antwortete: »Diesen Gerüchten begegne ich wohl am besten, indem ich aufhöre, einen Bogen um Sie zu machen, und indem ich mich gegenüber Desjani wieder normal benehme. Außerdem bin ich meinen Pflichten nicht nachgekommen, wie Sie mir ganz richtig vorgehalten haben. Wenn Sie mir gegenüber ehrlich waren, dann waren meine Ratschläge für Sie von Nutzen. Sie können darauf zählen, dass Sie mich wieder um Rat fragen dürfen.«
»Danke.« Geary zögerte, da er sich nicht sicher war, wie er die offensichtlichen nächsten Fragen formulieren sollte.
»Was geschehen ist, ist geschehen«, erklärte sie sanft. »Was ich zuerst gesagt habe, trifft unverändert zu: Mein Herz wird immer einem anderen gehören. Aber davon abgesehen hat sich eigentlich nichts geändert. Selbst wenn mein Ehemann noch lebt, ist er für mich so verloren, wie ich es für ihn bin, als hätte der Tod ihn geholt. Verpflichtet fühle ich mich unverändert der Allianz. Ich weiß, Sie braucht mich.«
Das klang nicht richtig. »Madam Co-Präsidentin …«
»Victoria.«
Es war schon eine Weile her, seit sie für ihn Victoria gewesen war. »Victoria, ich brauche deinen Rat, und ich schätze deine Gesellschaft. Mehr als das kann ich von dir nicht verlangen.«
»Meine Ehre wurde bereits infrage gestellt, John Geary. Ich muss das tun, was ich von nun an für das Beste halte. Und du hast mir gefehlt. Das hat nicht ausschließlich mit meiner Pflicht zu tun.«
»Das höre ich gern.«
»Ich wollte es nicht so unpersönlich klingen lassen. Willst du mich? Ich bin nicht betrunken. Ich … ich brauche dich.«
Er betrachtete sie in der Düsternis seiner Kabine und konnte kaum die Umrisse ihres Gesichts erkennen. Sie klang so, als würde sie es ernst meinen. Doch wenn es Riones oberste Priorität war, die Allianz vor Black Jack zu beschützen, dann war es für sie von Vorteil, wenn er wieder im gleichen Bett schlief wie sie. Sie wusste, ihm war das Angebot unterbreitet worden, das sie ihm vorausgesagt hatte. Und sie wusste, dass er sich davon in Versuchung geführt fühlte. War es ein Zufall, dass sie am Abend des Tages in sein Bett zurückkehrte, an dem Captain Badaya ihm den Posten eines Diktators angeboten hatte, der angeblich bei der Mehrheit der Flotte Rückhalt fand?
Wollte sie ihn wirklich? Oder ging es ihr nur darum, alle notwendigen Vorbereitungen zu treffen, damit sie eingreifen konnte, wenn der Zeitpunkt gekommen war, ihn zu stoppen? Oder wollte sie letztlich nur an seiner Macht teilhaben? Eine unmoralische Politikerin, die sich mit dem möglichen zukünftigen Herrscher über die Allianz gut stellen wollte?
Victoria Rione stand auf und streifte ihre Kleidung ab, die um ihre Füße herum auf dem Boden landete. Dann kam sie zu ihm ins Bett und schmiegte sich an seinen Körper. Als sich ihre Lippen berührten, wurde Geary klar, dass ihm die Antworten auf seine Fragen gar
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