Tierische Lust: Erotische Stories (German Edition)
von Marie Carlson
Im Jahre 1927 wurde im Staate Missouri der letzte wild lebende Berglöwe erlegt. Ungeachtet dieser Tatsache behaupten Jäger jedoch immer wieder, sie hätten einen Berglöwen gesehen
.
Erster Teil
Es war Halloween, und ich zog mit ein paar Leuten durch verschiedene Bars. Wir hatten uns in dieser Nacht viel vorgenommen und waren eigentlich erst in dem sechsten von zehn coolen Clubs angekommen, die auf unserer Liste standen. Doch ehrlich gesagt, hatten wir genug vom Herumziehen und außerdem befanden wir uns gerade in meiner Lieblingsbar. Mensch, war ich gut drauf und am liebsten wollte ich hier weiter abhängen. Zwar wurde ich nun langsam wieder nüchterner, doch ich genoss es noch immer, so wunderbar besoffen zu sein.
Er fiel mir gleich auf, denn alle anderen im Raum wuselten aufgedreht herum und redeten mit angestrengten, lauten Stimmen aufeinander ein. Doch er saß einfach nur still und ruhig da. Versonnen drehte ich mein Glas Mineralwasser im Licht der Barbeleuchtung hin und her und ließ mich dann ein Stück vom Barhocker hinabgleiten, so dass ich mit meinen rechten Absatz den Takt der Musik auf dem Boden mitklopfen konnte. Ich war einfach viel zu aufgeregt, um ruhig sitzen zu bleiben.
»Ey, lass’ uns doch noch tanzen gehen!«, schlug Shelley vor. Sie war meine beste Freundin, seit Ewigkeiten schon – also, seit ich mich überhaupt an etwas erinnern konnte. Unsere Väter hatten uns regelmäßig mitgenommen, wenn sie zum Pokern gingen, und so hatten wir schon als Säuglinge miteinander gespielt. Sie war daher diejenige, die immer ganz genau wusste, wie es mir gerade ging.
Ich zuckte unentschlossen mit den Schultern und warf einen weiteren schnellen Blick in seine Richtung. Sie folgte meinem Blick und hob dann verwundert ihre Augenbrauen. Doch sie sagte nichts und griff stattdessen nach ihrem Bier, nahm einen großen Schluck und wischte sich anschließend ganz selbstverständlich den Schaum vom Mund. Dieses wortlose Verstehen untereinander beherrschte ich genauso gut wie sie.
Ich wusste genau, was sie jetzt dachte, und sie hatte völlig Recht: es gab für mich eigentlich keinen Grund, mich mit Fremden zu treffen. Außerdem hatte ich überhaupt keine Zeit für Verabredungen. Das ganze Hin und Her, das dann in der Regel folgte, war mir alles viel zu langwierig und unsicher. Wenn ich schnellen, unkomplizierten Sex wollte – und den wollte ich oft –, dann gab es immer irgendjemanden aus meinem Freundeskreis, der gerne für mich da war. Wir waren ein ziemlich lockerer und aufgeschlossener Haufen. Shelley schaute noch einmal zu ihm herüber, dann stupste sie mich sanft an. Ich war mir sicher, sie wollte, dass ich Platz machte für Erica, eine ihrer Partnerinnen. Trance, ihre andere Liebste, musste heute Abend leider arbeiten. Doch das war es nicht, denn sie stieß mich nochmal an und diesmal ein wenig fester an. Oh, das war doch dieses »Los, ‘rangehen, Tiger!«-Stupsen.
»Ein heißer Feger, Aisha. Los, ‘ran an den Speck!«
Ich nippte leicht verlegen und aufgeregt an meinem Wasser und schaute dann wieder zu ihm hinüber. Diesmal schaute er zurück, und unsere Blicke trafen sich. Die Ecke da drüben wo er saß war allerdings so schummerig, dass ich nicht sagen konnte, welche Farbe seine Augen hatten. Nun, das war doch der perfekte Anlass, mal genauer nachzuschauen. Ich nahm mir viel Zeit, mich zu ihm hinüber zu schlängeln. So wie ich ihn einschätzte hatte er begriffen, dass ich zu ihm unterwegs war, und ich wollte ihm die Zeit lassen, mir notfalls zu signalisieren, dass er lieber für sich bleiben wollte. Außerdem sprachen mich unentwegt Leute an, die mit mir reden wollten. Als ich mich schließlich von allen losgerissen hatte, saß er immer noch da. Eigentlich ein gutes Zeichen, aber hatte er wirklich gemerkt, wie sehr ich auf ihn stand?
»Darf ich mich zu dir setzen?«, fragte ich und stützte meine Hand dabei lässig auf einer Stuhllehne ab. Er starrte mich für eine lange Sekunde eindringlich an. Das war völlig okay für mich, und so hatte auch ich die Gelegenheit, ihn mir mal genauer anzusehen. Ich fand er sah irgendwie goldig aus! So ganz aus der Nähe betrachtet, fiel mir sein langes Haar auf, dass in verschiedenen Blondtönen schimmerte, und auch die Bartstoppeln auf seinen Wangen sowie seine Haut, schienen einen goldenen Glanz auszustrahlen. Es sah aus, als wäre der ganze Mann in Honig getaucht worden. Doch das Unglaublichste an ihm waren seine Augen: ein schönes
Weitere Kostenlose Bücher