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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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körperlichen als auch den Gefühlen, viel über den betreffenden Menschen erfahren. Natürlich hatten die mächtigsten Fürsten von Alera ausreichend Erfahrung darin, ihre Emotionen voreinander zu verhehlen, um die Elementarkräfte der anderen zu schwächen.
    Aber in diesem Fall brauchte Rook ihre Wasserkräfte überhaupt
nicht einzusetzen. Sie war geschickt darin, andere Menschen zu deuten, eine Fähigkeit, die sie während ihrer Jahre in diesem gefährlichen Dienst entwickelt hatte, und das hatte nichts mit Elementarwirken zu tun. Sie hätte zwar nicht jede Veränderung in Kalarus’ Mienenspiel benennen können, aber mit absoluter Sicherheit war er erschrocken und von der Nachricht erschüttert.
    »Woher hast du das?«, verlangte er zu wissen.
    »Von einem Pagen im Palast. Er hat verschlafen und musste zum Windhafen rennen. Da wir befreundet sind, hat er mich gebeten, seine Botengänge zu erledigen.«
    Kalarus schüttelte den Kopf. »Und du bist von der Echtheit überzeugt?«
    »Ja, mein Fürst.«
    Die Finger seiner rechten Hand begannen zu zittern und zucken und trommelten leise auf den Schreibtisch. »Ich hätte nie gedacht, dass Gaius Frieden mit Aquitania schließen würde. Er hasst den Mann.«
    Rook sagte leise: »Gaius braucht ihn. Im Augenblick. Solche Überlegungen siegen manchmal sogar über Hass.«
    Ihr Herz flatterte, denn bei ihrem letzten Satz hatte sie einen federleichten Hauch bitterer Ironie mitschwingen lassen. Kalarus war das jedoch nicht aufgefallen. Seine Finger zuckten noch schneller. »Ein Jahr hätte ich noch für die Vorbereitungen gebraucht, dann hätte ich ihn zermalmen können.«
    »Vielleicht ist er sich dessen bewusst geworden, mein Fürst. Womöglich möchte er dich dazu verleiten, übereilt zu handeln.«
    Kalarus betrachtete stirnrunzelnd seine Finger und brachte sie langsam zur Ruhe. Daraufhin faltete er die Nachricht und faltete sie noch einmal und noch einmal, wobei er die Augen zusammenkniff. Anschließend zeigte er die Zähne in einem raubtierhaften Grinsen. »Sicherlich. Ich bin der Bär, den er ködert. Gaius ist überheblich, das war er schon immer. Er hält sich für allwissend.«

    Rook nickte und erwiderte nichts.
    »Schon in Kürze wird er erfahren, dass dieser Bär viel größer und gefährlicher ist, als er erwartet hat.« Er erhob sich und riss an der Glocke, dann rief er seine Elementare, damit sie eine Truhe öffneten und ein Dutzend Karten auf deren Oberseite ausrollten. »Sag meinen Hauptmännern, es sei so weit. Wir versetzen die Truppen in Einsatzbereitschaft und marschieren im Verlauf der nächsten Woche los. Und sag deinen Leuten, sie sollen den Druck auf die Kursoren aufrechterhalten.«
    Rook verneigte sich. »Ja, mein Fürst.«
    »Und du …« Kalarus lächelte. »Für dich habe ich einen ganz besonderen Auftrag. Ich hatte eigentlich geplant, mich persönlich darum zu kümmern, aber es scheint, ich muss meine Rache durch einen Stellvertreter ausführen lassen.«
    »Die Wehrhöferin?«, fragte Rook leise. »Die Hure aus Calderon«, berichtigte Kalare sie in gefährlich scharfem Ton.
    »Ja, mein Fürst. Wird erledigt.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Mein Fürst … wenn du erlaubst?«
    Kalarus deutete auf eine Tür an der anderen Seite des Arbeitszimmers, wo sich ein Gesellschaftszimmer zum Lesen und für Gespräche mit Vertrauten anschloss. Rook durchquerte das Arbeitszimmer und öffnete die Tür zu dem großen Raum mit dem dicken Teppich und den kostbaren Möbeln.
    Ein kleines Mädchen mit schwarzem Haar saß neben einer Dienerin auf dem Boden und spielte mit Puppen. Als die Tür aufging, blickte das Kindermädchen auf, erhob sich, verneigte sich vor Rook und zog sich ohne ein Wort zurück.
    »Mama!«, schrie die Kleine voller Freude, sprang auf und lief zu Rook, die ihre Tochter in die Arme schloss und fest an sich drückte. »Ich habe dich so vermisst, Mama.«
    Rook nahm sie noch fester in die Arme, und bittere Tränen begannen zu fließen - der Entschlossenheit, nicht zu weinen, zum Trotz. »Ich habe dich so vermisst, Mascha.«

    »Ist es jetzt so weit, Mama?«, fragte ihre Tochter. »Ziehen wir aufs Land und kaufen uns Pferde?«
    »Noch nicht. Aber bald, Kleines«, flüsterte Rook. »Ganz bald, das verspreche ich dir.«
    Das Mädchen blickte sie aus riesigen Augen an. »Ich vermisse dich so.««
    Sie umarmte das Kind erneut, um dem Schmerz in den Augen der Kleinen zu entfliehen. »Ich vermisse dich auch. Ach, du weißt gar nicht, wie sehr ich dich

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