Die Verschwörung des Bösen
genauso unbequem ist, braucht man auch nicht auf dessen Schonung zu zählen.«
»Hält sich der König oft in seinem Palast in Memphis auf?«
»Ja, sehr oft. Jeden Morgen unterbreitet ihm der Wesir die wichtigsten Schriftstücke. Seit der Wiedervereinigung unseres Landes gibt es jede Menge Arbeit.«
»Hast du Sesostris schon einmal zu Gesicht bekommen?«
»Sogar zweimal, beide Male, als er seinen Palast verließ. Man kann ihn nicht übersehen: Er ist wirklich der Größte von allen Ägyptern!«
»Weißt du, warum so viele Sicherheitsleute und Soldaten den Palast bewachen?«
»Auf Befehl von Sobek dem Beschützer. Er ist für die Sicherheit des Pharaos verantwortlich – und wie besessen davon! Wahrscheinlich hat er Angst, irgendwelche enttäuschten Würdenträger könnten sich am Pharao rächen. Außerdem scheint sich die Lage im syrischen Palästina zuzuspitzen. General Nesmontu hat sie zwar einigermaßen im Griff, aber bei Widerständlern weiß man ja nie. Schließlich könnte einer von ihnen verrückt genug sein und versuchen, Sesostris zu töten.«
23
»Erkläre mir das bitte, Sobek«, verlangte Chnum-Hotep und zeigte auf einen Berg von Beschwerdeschreiben, die sich seit einigen Tagen bei ihm anhäuften.
Sobek sah sich die Unterlagen an: Kapitäne von Handelsschiffen setzten sich heftig gegen willkürliche Änderungen der Schifffahrtsgesetze, ungerechtfertigte Erhöhungen von Abgaben und unzulässiges Verhalten der Ordnungskräfte zur Wehr.
»Diese Anordnungen stammen nicht von mir.«
»Bist du denn nicht der Leiter der gesamten Sicherheitskräfte und damit auch verantwortlich für den Schiffsverkehr auf dem Nil?«
»Doch, das bestreite ich ja auch nicht.«
»Dann hast du also deine Untergebenen nicht im Griff! Das ist schlimm, Sobek, sehr schlimm sogar. Wegen dieser unentschuldbaren Fehler droht das Ansehen des Pharaos Schaden zu nehmen. Sogar die Wiedervereinigung kann dadurch in Frage gestellt werden. Wo kommen wir denn hin, wenn die örtlichen Einsatzkräfte ihre eigenen Gesetze machen, Frachter aufhalten und die Besatzungen erpressen? Wenn das so weitergeht, haben wir bald wieder in jeder Provinz einen eigenen Fürsten!«
»Im Augenblick habe ich dafür keine vernünftige Erklärung!«
»Dieses Eingeständnis deiner Ohnmacht erschreckt mich. Glaubst du nicht, du bist mit deinem Amt überfordert?«
»Nein, und ich werde dir das Gegenteil beweisen. Diese äußerst bedauerlichen Zwischenfälle werden sehr bald aufgeklärt.«
»Ich erwarte umgehend deinen Bericht.«
Sobek tobte, und seine Aufseher führten strengste Ermittlungen durch. Die Kapitäne befragte er persönlich und verglich dann die Zeugenaussagen.
Im Zuge der neuen Erkenntnisse kam bald die Wahrheit ans Tageslicht, und Sobek sprach wieder beim Wesir vor.
»Meine Untergebenen haben nicht gegen die
Schifffahrtsgesetze verstoßen, außer in einem einzigen Fall, bei dem sie sich aber von gefälschten Unterlagen in die Irre führen ließen«, erklärte er.
»Was soll das heißen?«
»Das heißt, dass eine äußerst geschickte Verbrecherbande versucht, Unfrieden zu stiften.«
»Hat man sie festgesetzt?«
»Leider noch nicht.«
»Das ist doch wohl nicht dein Ernst?«
»Leider doch.«
»Dann ist also der Frieden in unserem Land bedroht?«
»Wir sollten nicht übertreiben«, widersprach Sobek. »Ich weiß inzwischen, dass es sich um eine kleine, gut vorbereitete und sehr bewegliche Truppe handelt und nicht etwa um eine Armee. Ab sofort werden je zwei meiner Sicherheitsleute jedes Handelsschiff begleiten. Außerdem ändere ich meinen Befehlsschlüssel. Und du, Wesir, musst bekannt geben, dass die Gesetze für den Schiffsverkehr unverändert bleiben und dass sich kein Kapitän dazu hinreißen lassen sollte aufzubegehren, falls man ihn vom Gegenteil überzeugen will.«
Chnum-Hotep beruhigte sich ein wenig.
»Könnte es sein, dass diese Gauner etwas mit den Angriffen auf die Akazie von Abydos zu tun haben?«
»Dafür gibt es keine Beweise, Verbrechen dieser Art hat es immer wieder mal gegeben, und die Maßnahmen, die ich angeordnet habe, werden für Ruhe und Ordnung sorgen. Die Suche hat begonnen, und die Schuldigen werden
selbstverständlich eingesperrt.«
»Das ist jetzt schon das zweite Ärgernis, in das du verwickelt bist, Sobek. Da wird es viel Gerede geben.«
»Das kümmert mich nicht.«
»Mich aber! Solltest du dich als unfähig erweisen, müsste ich die erforderlichen Schritte einleiten. Vergiss bitte nicht, dass du
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