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Die Verschwoerung von Toledo

Die Verschwoerung von Toledo

Titel: Die Verschwoerung von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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können. Wenig später war er tatsächlich dorthin gelangt, aber auf dem Seeweg, und nur, nachdem er als Knappe der Tempelritter den Fall der letzten christlichen Bastion Akkon in Blut und Tränen erlebt hatte.
    Als er den Raum des Großmeisters betrat, verschloss dieser schnell einen Siegelring in einer Schatulle, die ein Madonnenrelief aus Elfenbein schmückte.
    »Was ist?« Seine Stimme klang barsch.
    »Ein Sarazene! Wir haben ihn in der Nähe aufgespürt. Wir glauben, er führt etwas im Schilde.«
    »So nehmt ihm doch die Waffen ab!«
    Henri legte freiwillig Kurzschwert und Dolch vor sich auf den roten Samtteppich. Er wiederholte, wer er sei. Der Großmeister sah ihn unschlüssig an. Henri glaubte zu sehen, wie er unter seinem Gewand mit dem goldenen Granatapfelmuster zu schwitzen begann. Sein edles, leicht gebräuntes Gesicht wurde eine Spur bleicher.
    »Dann seid Ihr der Templer Henri de Roslin?«
    »Derselbe.«
    »Mein Gott, und Ihr kommt ausgerechnet hierher?«
    »Nicht freiwillig, Señor!«
    Die Finger des Großmeisters zuckten. Er umkrallte gedankenverloren ein vor ihm auf dem Tisch stehendes Korporalkästchen, in dem das quadratische Leinentuch aufbewahrt war, auf dem während der Messe Kelch und Patène standen. Henri wollte nicht einfallen, wie der Großmeister hieß, obwohl er seinen Namen schon gehört hatte. Er wartete ab.
    »Was soll ich mit Euch tun? Auch in Iberien werden die Templer verfolgt! Zwar nicht so fanatisch wie in Frankreich, denn wir kennen Eure Verdienste. Aber es ist nicht gut für einen Komtur des Santiago-Ordens, mit einem Tempelritter gesehen zu werden! Also, was mache ich mit Euch? Lasse ich Euch den Hals durchschneiden und in den Tajo zu den anderen Banditen aus der Bevölkerung werfen? Oder lade ich Euch zu marinierten und gesottenen Singvögeln ein?«
    »Ich wüsste etwas anderes, Exzellenz«, sagte Henri. »Lasst mich einfach gehen. Ich belästige Euch nicht weiter. Und Ihr habt keinen Nachteil davon, wenn ich nach Toledo ziehe.«
    »Ich bin mit Gott und der Krone. Alle Königstreuen unseres Landes stehen hinter mir, die Mendozas, Osorios, das Haus Alba. Alle sind davon überzeugt, dass nur ein starker König ihre Privilegien sichern kann. Ich bin auf ihrer Seite. Und ich kann mir nicht den geringsten Fehler leisten, wenn das so bleiben soll.«
    »Lasst mich ziehen!«
    »Und Ihr werdet nie mehr in diese Gegend kommen?«
    »Gibt es hier etwas, das einen zweiten Besuch lohnte?«, antwortete Henri.
    Der Großmeister strich ärgerlich über sein Samtgewand. »Sagt mir eines, Templer. Wurde Euer Orden zu Recht verurteilt? Triebt Ihr Unzucht und bespucktet das Kreuz?«
    »Unsere Brüder sind im Heiligen Land zu Tausenden in vorderster Front gestorben! Und sie zogen den Tod selbst dann vor, wenn sie ihn mit einer Verleumdung ihres Glaubens hätten vermeiden können.«
    Der Großmeister nickte. »Ich weiß. König und Papst haben sich in Frankreich nicht gerade ehrenvoll verhalten.«
    »In den Kerkern sind beinahe ebenso viele Brüder unter der Folter gestorben wie beim Kampf gegen die Ungläubigen im Heiligen Land! Es ist eine Schande!«
    Der Großmeister seufzte. Er sah zum Himmel empor. Genauer gesagt, zur Decke seines privaten Refektoriums, dann schlug er das Kreuz. »Der Herr möge ihnen vergeben! Und er mag auch mir vergeben! Ich werde Euch laufen lassen, damit nicht noch mehr Schuld über uns kommt.«
    Henri verbeugte sich stumm. Er nahm seine Waffen und ging. Niemand hielt ihn auf.
    Draußen bestieg er sein Pferd und verließ die Palastgärten. Wieder empfingen ihn die Bilder der Zerstörung. Es mussten in letzter Zeit ganze Heerscharen von Bauarbeitern über Aranjuez hereingebrochen sein, um es mit ihren Sturmbalken zu zerstören. Jetzt waren nur noch wenige Männer zu sehen, sie alle grau vom Staub, unkenntlich unter ihren zerschlissenen Kapuzen.
    Am Ortsrand rauschten die Wildwasser des Tajo zu seinen Füßen vorbei, die Räder einer Mühle drehten sich nutzlos im Leeren. Er sah sich unwillkürlich um: Steine, Staub, aufragende Holzbalken, Reste von gezacktem Mauerwerk auf geschundenen Fundamenten, die wie nach einem übermächtigen Angriff aussahen. Dazwischen liefen herrenlose Hunde umher und schnüffelten an verheißungsvollen Spuren des Elends herum. Henri war den Anblick leid.
    Bei Gott, die Bewohner des Örtchens mussten eine große Schuld auf sich geladen haben. Hier wütete der Kriegsgott.
    Verfangen in den ausladenden Wurzeln eines Mangrovenbaumes, schwamm ein

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