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Die Verschwoerung von Toledo

Die Verschwoerung von Toledo

Titel: Die Verschwoerung von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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interessierte Ferrand nicht, obwohl er es zur Finanzierung seiner Rache jetzt gut gebrauchen konnte. Er leckte sich die Lippen. Das alles war nach seinem Geschmack. Er liebte den Geschmack der Angst, den Geruch des Blutes und die Panik in den Blicken der Opfer. Wenn nur dieser Richter hart genug war und durchgriff! Dann würde er in zwei Wochen wieder auf dem Weg nach Toledo sein. Und an seiner Seite wären dann entschlossene Männer, bis zur Halskrause bewaffnet.
    Und dann konnte er Henri de Roslin die Demütigungen heimzahlen! Mein Gott, er hatte geglaubt, dieser Mensch sei vertrauenswürdig! Er hatte sich ihm anvertraut!
    Ferrand verließ das Justizgebäude und schaffte seine Sachen in den Palast der Mönche. Sein Pferd wurde versorgt, es war das fünfte, das er seit seiner Flucht aus Toledo gekauft hatte. Der Ritt nach Frankreich war mörderisch gewesen, manchmal hatte Ferrand im Sattel geschlafen, und als die Reittiere unter ihm zusammenbrachen, hatte er sie mit seinem Schwert getötet. In Ferrands Herz brannte der Hass auf Henri de Roslin wie ein Schmelzfeuer, aber er wusste, er würde seinen Mut darin härten müssen, damit er es fertig brachte, diesen gefährlichen Gegner zu beseitigen.
    Ferrand bezog eine schmucklose Zelle. Nachdem er seine wenigen Habseligkeiten eingerichtet hatte, fiel er auf die Knie und betete. Aber es fiel ihm schwer, sich auf die Formeln zu konzentrieren. Sein Herz klopfte laut und beinahe schmerzhaft. Er spürte ein bittersüßes Gefühl in sich aufsteigen. In ihm formten sich Worte. Mein ist die Rache, spricht der Herr! Und ich bin sein ergebener Diener! Diese Worte unterbrachen unziemlich sein Gebet.
    Und Ferrand de Tours beugte sich nun noch tiefer über seine gefalteten Hände und neigte seinen Kopf demütig vor dem kleinen Kruzifix an der Zellenwand.
     
     
    Am Ende der zweiten Woche nach der Flucht Ferrand de Tours aus Toledo sah Henri Azaria wieder. Und in seiner Seele verspürte er bei ihrem Anblick erneut ein so süßes Gefühl, dass er selbst darüber erschrak. Gib Acht, Henri de Roslin!, sagte er zu sich selbst, du könntest dich in diesen dunklen Augen verlieren. Und das geht nicht in dieser schweren Zeit. Es geht nicht wegen ihr, und es geht nicht wegen dir.
    Der jüdische Hitzemonat Aw war längst angebrochen. Henri hatte sich in der zurückliegenden Zeit mit Joshua ben Shimon und Theophil von Speyer beraten. Sie trafen sich mehrmals im Alcazar mit Konnetablen, Vögten, Bischöfen und Rabbinern. Aber von einer Gefahr für die Juderia der Stadt wollte niemand etwas wissen. Und vielleicht hatten sie Recht.
    Alles schien friedlich.
    Azaria war unbefangen. Sie lächelte Henri an. Und als er ihr erzählte, dass die dunklen Wolken über Toledo sich ein wenig aufgehellt hatten, da hakte sie sich bei ihm unter und entführte ihn an die Ufer des Tajo, wo die Agaven blühten.
    »Wenn die Agaven blühen, gehen die Freundschaften zu Ende«, sagte das jüdische Mädchen. »Aber eine Liebe, die in dieser Zeit neu erwacht, hält ewig.«
    »Sagt man so?«
    »Ja. Ihr seht, die Iberer besitzen durchaus Sinn für die einfachen und schönen Dinge des Lebens. Obwohl es einem oft so vorkommt, als müssten sie immer nur kämpfen, Beute machen und Geld zählen.«
    Azaria lachte hell. Henri spürte ihren jungen, lebendigen Körper neben sich, und manchmal, wenn der Weg uneben wurde und sie ausweichen mussten, berührte ihr weicher, warmer Busen seinen Oberarm. Er fragte sie, wo ihre Familie sei. Und sie antwortete, sie seien Conversos, zum Christentum genötigte Juden, die in der Juderia von Madrid lebten. Und sie selbst habe in Toledo ein Auskommen als Hausmädchen bei einer jüdischen Familie, die ihr am Herzen liege.
    »Und hast du keinen Freier?«
    »Du meinst einen, der mit mir unter die Chuppa will? Du musst wissen, jetzt hat unser Monat Aw begonnen, und wer in diesem Monat nicht heiratet, der bekommt fünf Jahre lang niemanden.«
    »Dann heirate! Du bist so anziehend! Sie werden sich um dich reißen!«
    »Ich – will keinen jüdischen Jungen. Und die christlichen darf ich nicht kriegen. Was also soll ich tun?«
    »Warum willst du keinen Juden?«, fragte Henri verwundert.
    »Weil sie wie Maror sind, das Bitterkraut auf der Sedertafel! Immer denken sie nur an das eine, an die richtige Auslegung der Schriften und das Beten! Und wenn sie die Hawdala am Ende von Jom Kippur bekommen, dann ist es ihr größter Augenblick. Ich hingegen will einfach lieben! Von morgens bis abends! Ist der

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