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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Lippenstift in meiner Lieblingsfarbe - du bist eine gute Frau, auch wenn du mir etwas vorgeschwindelt hast. Und weil ich jetzt weiß, dass du tatsächlich Anwältin und Detektivin bist, möchte ich dich bitten, einen deiner berühmten Briefe für mich zu schreiben. Ich habe inzwischen vierzehn Jahre im Gefängnis hinter mir, das ist schon weit über dem Durchschnitt der Strafe, die in diesem Staat normalerweise für Mord ausgesprochen wird, aber ich muss noch mal acht Jahre hierbleiben. Sich zu, ob du für mich 'ne Bewährung rausschlagen kannst. Ich würde gern meine Enkelin sehen, bevor die selber Großmutter ist.«
    Ich versprach ihr zu tun, was ich konnte. Draußen auf dem Parkplatz blieb ich, die Hand auf der Autotür, eine ganze Weile stehen, bevor ich den Wagen öffnete. Es handelte sich um ein neueres Ford-Mustang-Modell, den Ersatz für den Trans Am und die Rostlaube. Freeman hatte versucht, mir meinen geliebte n Sportflitzer zurückzuholen, aber zuerst behaupteten die Leute von der Polizei, ihn nicht finden zu können, und dann mussten sie irgendwann zugeben, dass sie ihn praktisch verschrottet hatten. Luke war hingefahren, um sich den Trans Am anzusehen, aber leider hatte nicht einmal er noch etwas für den Wagen tun können. Freeman hatte die Stadt auf Ersatz des Trans Am verklagt, doch vermutlich würde der Fall erst endgültig geklärt, wenn ich siebzig wäre.
    Lacey Dowell hatte mir das Geld für den Mustang gegeben. Eigentlich hätte der Betrag auch für ein Jaguar XJ-12 Kabrio gereicht, aber das war ein Wagen, der ins Reich der Phantasie gehörte. Er war nichts für eine Detektivin, die ihren fahrbaren Untersatz durch den Schmutz der Stadt lenken muss.
    Lacey besuchte mich am Ende der Dreharbeiten zu Virgin Six . Vater Lou hatte ihr gesagt, dass ich den Mord an Frenada aufgeklärt hatte, auch wenn Trant und Baladine wahrscheinlich nie für die Tat zur Rechenschaft gezogen werden würden. Aber immerhin wusste sie jetzt, dass diese beiden Männer ihren Jugendfreund ermordet hatten.
    »Ich habe den Leuten bei Global gesagt, dass ich nicht mehr mit Teddy zusammenarbeiten kann, dass ich nicht mehr weitermachen würde, wenn er irgend etwas mit dem Film zu tun hätte. Offenbar bin ich ihnen immer noch so wichtig, dass das etwas bewirkt hat. Sie haben Teddy als Leiter ihrer Sektion Südamerika nach Chile geschickt. Aber Vater Lou hat mir gesagt, dass Sie eine ganze Menge Arbeit in den Fall gesteckt haben, ohne auch nur einen Cent dafür erhalten zu haben. Er hat mir außerdem erzählt, dass Sie bei Ihren Nachforschungen sogar schwer verletzt wurden. Also habe ich mir gedacht, ich gebe Ihnen Geld für den erfolgreichen Abschluss des Falles, weil Lucy und ich alte Freunde waren. Wir haben uns damal s mit zehn geschworen, uns gegenseitig aus der Patsche zu helfen, wenn der andere in Schwierigkeiten steckt. Ich habe dieses Versprechen ihm gegenüber in diesem Jahr nicht sonderlich gu t eingelöst: Das wenigste, was ich tun kann, ist, Ihnen dafür zu danken, dass Sie auf ihn aufgepasst haben.«
    Der Scheck war auf den Betrag von vierzigtausend Dollar ausgestellt. Das reichte, um alle Rechnungen zu begleichen, die sich in meiner Zeit ohne Arbeit angesammelt hatten. Es reichte auch für einen Wagen mit nur sechstausend Kilometern auf dem Tacho. Und es reichte, um einen Teil von Freemans Gebühren zu bezahlen. Das war das Geld, das Frauen in in- und ausländischen Gefängnissen verdienten, indem sie T-Shirts nähten. Nun war es also auch in meinen Händen gelandet. Ich hätte es ablehnen können, aber ich tat es nicht.
    Ich wollte gerade in den Wagen einsteigen, als der Wachmann zu mir kam, um nachzusehen, was los war. Ich winkte ihm halbherzig zu und fuhr in Richtung Mautstraße.
    Als ich die Stadt erreichte, lenkte ich den Wagen zu Morrell nach Evanston. Ich versuchte, ihm zu erklären, was ich während der Heimfahrt gedacht halte.
    Er nahm mein Gesicht in seine langen Hände. »Vic, sieh mich an. Du hast dir die Latte, über die du springen wolltest, einfach zu hoch gelegt. Wenn du nun dagegenrennst, statt drüberzufliegen, holst du dir blaue Flecken und gibst dir selber die Schuld für die Verletzungen. Du musst hier in dieser Welt leben. Etwas anderes bleibt dir nicht übrig. Sogar ein Mönch, der der Welt und dem Fleisch entsagt, bekommt seine Kleidung und seine Nahrung von jemandem, der bereit ist, die schmutzige Arbeit für ihn zu tun.
    Du kannst nicht alle Menschen retten und alles reparieren, was in dieser

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