Die verschwundene Frau
bisschen beruhigt hatten, wandte ich mich erneut dem Thema Baladine zu und warum er so wütend auf mich war. Ich erzahlte, wie Global anfangs versucht hatte, mich mit einem Auftrag zu ködern, damit ich Frenada etwas anhängte, wie Baladine schließlich, als ich sein Angebot ausgeschlagen hatte, begann, mir die Hölle heiß zu machen, und wie er schließlich noch Kokain in meinem Büro hatte verstecken lassen.
Jetzt zeigte ich das Video, das ich in meinem Büro gemacht hatte. Die anwesenden Journalisten hatten nun so viele Fragen, dass ich es dreimal abspielen musste, bevor ich weitermachen konnte.
»Ich weiß nicht, ob Baladine mich umbringen oder mich nur in Misskredit bringen wollte...«, fing ich an, als Murray sich völlig unerwartet vom hinteren Ende des Raumes zu Wort meldete.
»Er hat sich's anders überlegt. Wahrscheinlich hätte er sowieso niemandem sagen können, dass er dich am liebsten umbringen würde, aber als ein paar von uns beim Star von deiner Verwicklung in den Fall Wind gekriegt haben, haben wir es so klargemacht, wie wir konnten, dass wenn irgendwas... nun... dass es dann eine ganze Menge Leute in Chicago interessieren würde, warum dir... äh... etwas zugestoßen ist. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass jemand in der Chefetage von Global sich für dich eingesetzt hat, obwohl AI -mein Kontaktmann - mir nie verraten hat, wer dieser Jemand war. Jedenfalls habe ich das Gefühl... ich war in die Diskussionen über dich nicht verwickelt..., dass Baladine der Meinung war, es wäre das beste, dich in Misskredit zu bringen. Von den Drogen habe ich nichts gewusst. Und ich war genauso erstaunt wie alle anderen Anwesenden hier, als man dich plötzlich wegen Entführung festgenommen hat. Und warum um Himmels willen hast du nicht einfach die Kaution hinterlegen lassen...?« Er schwieg. »Wahrscheinlich wolltest du wieder mal beweisen, dass du einfach unschlagbar bist.«
Ich wurde rot, fuhr aber mit meiner Präsentation fort. »Was Frenada anbelangt: Den wollten sie meiner Meinung nach ein für allemal beseitigen, weil er sich mittlerweile bei zu vielen Leuten darüber beschwert hatte, dass Trant sich eins seiner Virginwear-Shirts unter den Nagel gerissen hatte. Sie waren der Ansicht, dass sie ihn mit Drogen in Verruf bringen konnten, also haben sie Kokain in seiner Fabrik versteckt und gefälschte Daten über ihn ins Internet gestellt, um zu beweisen, dass er ein großer Dealer ist. Ich fürchte, dass eine Äußerung von mir ihn schließlich dazu getrieben hat, a m Abend des sechsundzwanzigsten Juni nach Oak Brook hinauszufahren und Baladine und Trant zur Rede zu stellen.«
Jetzt zeigte Morrell die Aufnahmen von Frenada mit Baladine und Trant an Baladines Pool. Er hielt den Film an der entsprechenden Stelle an, damit auch alle das darauf vermerkte Datum sahen.
»Dieser Film beweist natürlich nicht, dass Baladine und Trant Frenada umgebracht haben, aber zumindest zeigt er, dass die drei Männer sich am Abend vor Frenadas Tod gesehen haben. Lucian Frenada hatte mir gesagt, dass er nicht mit Globals gegenwärtigem Lieferanten konkurrieren könne, weil seine Lohnkosten zu hoch seien. Außerdem hatte er andere Unkosten, die in einer Gefängnisfabrik einfach nicht anfallen. Der Staat Illinois gibt das Geld für die Maschinen, die Global benutzt. Der Staat Illinois zahlt außerdem die Miete für die Global-Fabrik, das Gefängnis. Niedrigere Produktionskosten sind einfach nicht möglich, auch wenn man die Herstellung nach Burma verlegt. Und obendrein hat man Arbeiter, die nie streiken können, sich nie über die Arbeitsbedingungen beschweren und auch keine Gewerkschaften benachrichtigen. Dies ist ein wunderbarer Modellfall in unseren Tagen der globalen Wirtschaft.«
Wieder wurden mir zahlreiche Fragen gestellt, diesmal über die Fabrik von Global und Carnifice. »Sie haben mir jetzt schon ziemlich lange geduldig zugehört«, sagte ich schließlich. »Es gibt nur noch ein paar Dinge, die ich Ihnen mitteilen mochte. Den ganzen Sommer habe ich, während Baladine und Trant versuchten, mich in die Enge zu traben, überlegt, warum es den beiden so wichtig war, jemanden zu finden, dem sie die Schuld für Nicola Aguinaldos Tod aufhalsen konnten. Letztlich machten sie sich keine Gedanken über sie, sondern nur über den Fortbestand ihres kleinen Unternehmens. Die Sache war nun schon seit mehreren Jahren glattgelaufen, ohne das s irgend jemand Fragen gestellt hätte; da wollten sie natürlich nicht, dass jemand von
Weitere Kostenlose Bücher