Die Versuchung
nicht auch?«
»Und was ist mit all den Millionen, die LuAnn für wohltätige Zwecke gespendet hat? Zählt das gar nichts?« fragte Charlie wütend.
»Die Finanzbehörde hat LuAnns Großherzigkeit in den höchsten Tönen gelobt, aber sie können es nicht berücksichtigen, weil LuAnn eben nie eine Steuererklärung eingereicht hat. Glaubt mir, der Handel ist gar nicht so übel. LuAnn hätte wegen der Sache auch gut und gern für lange Zeit ins Gefängnis wandern können. Andererseits … ein bißchen Geld hätte man ihr schon lassen sollen; der Meinung bin ich auch. Aber Sheriff Harvey ließ sich nicht so leicht überzeugen, die Anklage fallenzulassen.«
»Ich kann diesen Scheiß nicht glauben. Nach allem, was LuAnn durchgemacht hat. Sie hat Cranes weltweites Verbrechersyndikat gesprengt. Das FBI steht als Heldenverein da. Es hat Jacksons gesamtes Vermögen konfisziert. Milliarden Dollar für die Staatskasse! Und LuAnn steht mit nichts da. Bekommt nicht mal ein Schulterklopfen. Das ist nicht fair!«
LuAnn legte Charlie beschwichtigend die Hand auf die Schulter. »Schon gut, Charlie. Ich habe das Geld nicht verdient. Und ich wollte meine Schulden bezahlen. Ich wollte einfach nur wieder LuAnn Tyler sein. Das habe ich Matthew erklärt. Aber ich habe niemanden umgebracht. Alle Anklagen gegen mich sind fallengelassen, nicht wahr?« Sie schaute Riggs an.
»So ist es«, bestätigte er. »Die Finanzbehörde, die Vereinigten Staaten, der Staat Georgia – alles erledigt. Du bist frei wie ein Vogel.«
»Ja, und arm wie eine Kirchenmaus«, meinte Charlie verärgert.
»Und das ist jetzt wirklich alles, Matt? Sie können später nicht wiederkommen? Die Steuer, meine ich. Wegen mehr Geld?«
»Alle Papiere sind unterzeichnet. Sie haben alles niedergeschlagen. Es ist vorbei. Sie haben alle deine Konten konfisziert, und die Villa wird zwangsversteigert. Und selbst wenn sie noch mal zu dir kämen, hätten sie keine Handhabe mehr.«
»Vielleicht können wir hier einziehen, Mom«, meinte Lisa; dann fügte sie schnell hinzu: »Ich meine, für ein Weilchen.« Nervös blickte sie ihre Mutter und Riggs an. LuAnn lächelte ihrer Tochter zu. Lisa die ganze Wahrheit zu erzählen war das Schlimmste gewesen, das sie je hatte tun müssen. Doch als sie es hinter sich hatte, war sie erleichtert gewesen wie nie zuvor. Lisa hatte die Neuigkeiten bewundernswert ruhig aufgenommen. Jetzt konnte LuAnns Beziehung zu Riggs vielleicht doch wachsen und reifen, wie sie es sich erhofft hatten.
Riggs blickte LuAnn an. Auch er war nervös. »Daran habe ich auch schon gedacht.« Er schluckte. »Würdet ihr uns einen Moment entschuldigen?« fragte er Charlie und Lisa.
Er nahm LuAnns Arm und ging mit ihr hinaus. Charlie und Lisa schauten ihnen lächelnd hinterher.
Riggs bat LuAnn, vor dem Kamin Platz zu nehmen. Dann stellte er sich vor sie hin. »Ich wäre sehr glücklich, wenn ihr alle hier einziehen würdet – du, Lisa und Charlie. Platz gibt es hier ja mehr als genug. Aber …« Er blickte zu Boden.
»Aber was?« fragte sie.
»Ich dachte eigentlich an ein Arrangement von längerer Dauer.«
»Verstehe.«
»Ich meine, ich verdiene nicht schlecht. Und … na ja, jetzt, wo du nicht mehr das viele Geld hast …« LuAnn legte den Kopf schief, als Riggs tief ausatmete. »Ich wollte nicht, daß du auf den Gedanken kommst, ich sei nur hinter deinem Geld her. Das hätte mich verrückt gemacht. Es war wie eine riesige Straßensperre, um die ich nicht herumfahren konnte. Nicht, daß du denkst, daß ich mich darüber freue, daß man dir alles weggenommen hast. Wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, daß du dein Geld hättest behalten können, wäre das großartig gewesen. Aber jetzt, wo du keine Reichtümer mehr hast, möchte ich dir sagen …« Er verhaspelte sich wieder und konnte nicht weitersprechen. Er war plötzlich in Panik, daß er sich in so tiefe Gewässer gewagt hatte.
»Ich liebe dich, Matthew«, sagte LuAnn schlicht.
Riggs’ Züge entspannten sich. Er konnte sich nicht erinnern, je so glücklich gewesen zu sein. »Ich liebe dich auch, LuAnn Tyler.«
»Bist du schon mal in der Schweiz gewesen?« fragte sie.
Er schaute sie verwundert an. »Nein. Warum?«
»Ich habe mir immer gewünscht, meine Flitterwochen dort zu verbringen. Die Schweiz ist so romantisch, so schön. Besonders zur Weihnachtszeit.«
Riggs machte eine besorgte Miene. »Na ja, Liebling, ich arbeite hart, aber Ein-Mann-Bauunternehmer in einer kleinen Stadt verdienen
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