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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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sterbend von der Couch gleiten. Und plötzlich legt sich eine Hand von hinten auf ihren Mund. Von hinten!
    LuAnn wirbelte herum, aber da war niemand. Doch ihre abrupte Bewegung hatte ein Geräusch verursacht. Als sie sich erneut umdrehte, starrte Sally Beecham sie entsetzt an. Als sie LuAnn erkannte, schien sie sich ein wenig zu entspannen. Sie legte die Hand auf die Brust, die sich unter schweren Atemzügen hob und senkte.
    Sie wollte etwas sagen, doch LuAnn legte ihr einen Finger an die Lippen und flüsterte: »Pssst.«
    Sally erstarrte.
    »Jemand ist im Haus«, flüsterte LuAnn. »Haben Sie jemand gesehen?« Sally schüttelte den Kopf und deutete auf sich. Ihr gespenstisch blasses Gesicht war von Sorgenfalten durchzogen.
    In diesem Augenblick traf LuAnn die Erkenntnis wie ein Blitzschlag, und ihr Gesicht wurde so totenbleich wie Sallys.
    Sally Beecham parkte nie vor dem Haus, sondern immer in der Garage, von der aus man direkt in die Küche gelangen konnte. LuAnns Hand krampfte sich um die Pistole. Wieder schaute sie in das Gesicht. Bei der schwachen Beleuchtung war es nicht deutlich zu erkennen, aber sie wollte kein Risiko eingehen. »Passen Sie auf, Sally. Sie gehen jetzt in die Speisekammer, und ich schließe Sie darin ein. Dort sind Sie auf alle Fälle sicher.«
    LuAnn sah, wie die Blicke Sallys über ihr Gesicht huschten. Dann bewegte sich eine Hand hinter dem Rücken der Frau.
    LuAnn richtete die Pistole auf sie. »Sie gehen sofort los, sonst erschieße ich Sie gleich hier. Und holen Sie die Waffe heraus. Aber am Lauf.«
    Als die Frau langsam die Pistole hervorgeholt hatte, deutete LuAnn auf den Boden. Die Waffe polterte aufs Parkett.
    Als die Person vortrat, riß LuAnn ihr blitzschnell die Perücke vom Kopf. Es war ein Mann. Er hatte kurzes, dunkles Haar. LuAnn drückte ihm die Pistole aufs Ohr.
    »Gehen Sie ganz langsam, Mr. Jackson. Oder sollte ich Mr. Crane sagen?« Sie gab sich keinen falschen Hoffnungen hin, was das Schicksal Sally Beechams betraf, doch in der momentanen bedrohlichen Lage durfte sie keinen Gedanken daran verschwenden. LuAnn hoffte, überhaupt noch Gelegenheit zu haben, um Sally zu trauern.
    Als sie in die Küche kamen, stieß LuAnn den Mann in die Speisekammer und schloß von außen ab. Die Tür stammte aus dem ursprünglichen Haus und war aus Eichenholz, fast zehn Zentimeter dick und mit einem schweren Riegel versehen. Dahinter saß der Mann sicher. Jedenfalls eine Zeitlang. Und viel Zeit brauchte LuAnn nicht.
    Sie rannte den Korridor entlang und die mit Teppich ausgelegte Treppe hinauf. Sie schaute in sämtliche Zimmer. Sie war fast sicher, daß Lisa sich im Schlafzimmer ihrer Mutter befand, doch sie durfte kein Risiko eingehen. Ihre Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt. Schnell schaute sie in jedem Zimmer nach. Sie alle waren leer. LuAnn rannte weiter. Es war nur noch ein Schlafzimmer übrig: ihres. LuAnn lauschte, so angestrengt sie konnte. Sie wollte nur eines hören: Daß Lisa stöhnte, murmelte oder atmete – Hauptsache, ihre Mutter wußte, daß das Mädchen noch am Leben war. Rufen konnte LuAnn nicht. Das war zu gefährlich. Ihr fiel ein, daß Jackson jetzt einen Helfershelfer hatte. Wo steckte dieser Mann?
    Sie legte die Hand um den Türknopf ihres Schlafzimmers, holte tief Luft und drehte ihn.

    Ein greller Blitz zuckte über den Himmel, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Donnerschlag. Im selben Moment wurde die Decke vom Fenster geweht, und Regen fegte ins Zimmer.
    Der plötzliche Lärm, die Kälte und die Nässe weckten Riggs. Er setzte sich auf. Im ersten Augenblick wußte er nicht, wo er sich befand, und schaute sich um. Dann sah er das offene Fenster, durch das Wind und Regen hereindrangen. Er warf einen Blick auf den noch schlafenden Charlie. Dann kehrte die Erinnerung wieder.
    Er stand auf. »LuAnn? LuAnn?« Seine Rufe weckten Charlie.
    »Was ist los, zum Teufel?« fragte er.
    Kurz darauf hatten sie das Cottage durchsucht.
    »Sie ist nicht da«, rief Riggs.
    Beide liefen nach draußen. Das Auto stand noch an seinem Parkplatz. Unsicher schaute Riggs sich um.
    »LuAnn«, brüllte Charlie, um das Gewitter zu übertönen.
    Riggs blickte zum Schuppen. Die Tür stand offen. Blitzartig wußte er, was geschehen war. Er lief hinüber. Der Schuppen war leer, doch selbst in der Dunkelheit sah er die Hufspuren im Schlamm, die vom Schuppen wegführten. Er folgte den Spuren bis zum Waldrand.
    »Joy war im Schuppen«, erklärte er Charlie, als er zurück war.

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