Die Verwandlung - Blutsbande 1
hingen.
„Es tut mir schrecklich leid“, wandte er sich zu mir um.
Ich nahm die Hand, die er mir anbot. Mich durchzuckte es wie ein elektrischer Schlag, als er mich berührte. Ich stand auf. Fast hätte ich gesagt: „Schon okay“, bevor mir klar wurde, dass absolut nichts okay war. Ich zitterte, als ich zur Türklinke griff.
„Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht, Ziggy?“, fuhr er den jungen Mann an, bevor er sich wieder zu mir umdrehte. „Sind Sie verletzt? Brauchen Sie etwas? Einen Krankenwagen?“
Er legte seine Hand auf meine Schulter, aber ich schüttelte sie ärgerlich ab. „Verlassen alle Kunden Ihr Geschäft in einem Krankenwagen?“
Ziggy zeigte mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf mich: „Sie ist ein verdammter Vampir, Mann! Lass sie nicht weg!“
Mit einer Aggressivität, die mich erschreckte, schrie der Mann den Jungen an. „Hol ihr ein nasses Tuch für ihren Kopf!“
Ziggy grummelte irgendetwas, um sein Missfallen auszudrücken. „Soll ich ihr vielleicht auch eine Tasse von meinem schönen warmen Blut besorgen? Mit ein paar Marshmallows zum Umrühren?“
„Geh schon hoch, los!“
Der Bursche ging Flüche murmelnd an uns vorbei und verließ den Laden, indem er die Tür laut zuknallte, sodass das Glas in der Tür zitterte.
„Ich glaube nicht, dass er mit einer Kompresse zurückkommt“, stellte ich trocken fest.
„Nein, das glaube ich auch nicht.“ Der Mann lachte leise und hielt mir die Hand hin. „Ich bin Nathan Grant.“
„Carrie Ames.“
Verschwinde schon, du blödes Stück, sagte mir eine innere Stimme. Er hat noch die verdammte Axt in der Hand! Aber meine Füße rührten sich nicht von der Stelle. Die morbide Neugierde, die mich auch hierher geführt hatte, hatte mich völlig unter Kontrolle. Außerdem zwang mich eine skrupellose Anziehungskraft, wie ich sie bislang nicht kannte, so nah wie nur möglich bei diesem Mann zu bleiben.
Nathan neigte seinen Kopf und sah mich neugierig aus grauen Augen an. Er räusperte sich und stellte die Axt am Türrahmen ab, bevor er die Arme über der Brust verschränkte. „Ames. Sind Sie die Ärztin aus den Nachrichten?“
Seine Stimme war verführerisch männlich, er sprach mit einem vernehmbaren schottischen Akzent. Es fiel mir schwer, mich auf seine Frage zu konzentrieren, weil ich seine perfekt geschwungenen Lippen anstarrte. „Oh … ja. Genau die bin ich.“
Er lächelte, aber es war nicht das netteste Lächeln, das ich jemals gesehen hatte. Es erinnerte mich an den Gesichtsausdruck, den ein Zahnarzt hat, bevor er einem sagt, dass man sich einen Termin für eine Wurzelbehandlung geben lassen soll.
„Dann gibt es eine Menge, über das wir reden müssen, Doktor. Ich muss mich für Ziggy entschuldigen. Er ist von der Idee besessen, er sei ein Vampir-Jäger. Wie hat er Sie eigentlich gefunden?“
„Mich gefunden?“ Zigmeister69. Ich war in eine Falle getappt. „E-Mail.“
Nathan grinste. „Verstehe. Nightblood.com ?“
Ich tat so, als müsste ich husten, um mir eine Antwort zu überlegen. „Genau.“
Er schüttelte den Kopf. „Regel Nummer eins: Gehe nie an die Öffentlichkeit.“
„Regel Nummer eins? Worüber reden Sie eigentlich?“
Als hätte er alle Zeit der Welt, zu erklären, worum es ging, drehte er sich um. Er ging hinter den Tresen zur Stereoanlage, stellte den CD-Spieler ab und beendete damit das nervig beruhigende New-Age-Gedröhne.
„Worüber reden Sie?“, hakte ich nach und ging hinter ihm her, als er durch den Laden schritt und an den Kerzen roch. „Wären Sie so nett, mal stehen zu bleiben und mit mir zu reden?“
Er seufzte und ließ seinen Kopf hängen, während er sich mit den Armen auf dem Tresen abstützte. Es sah nicht so aus, als könne der zierliche Holzbau sein Gewicht halten.
„Es gibt Regeln, die du befolgen musst. Regeln, die jeder Vampir befolgen muss.“
Ich stellte fest, dass meine Hand schon auf der Türklinke lag, bevor ich mich entschlossen hatte, fortzurennen.
„Warte!“, rief er mir nach. Er ging um den Tresen herum und hielt mich am Ärmel fest, bevor ich hinauslaufen konnte. „Wenn du jetzt fortläufst, dann wird es kein gutes Ende nehmen.“
Sein Griff an meinem Arm machte mich nervös, ebenso wie die Spannung, die ich in seiner Stimme hören konnte. Als ich sprach, hörte ich mich heiser und seltsam an. „Ist das eine Drohung?“
„Hör zu“, fing er an, aber die Bedrohlichkeit war aus seiner Stimme gewichen. „Ich weiß, dass du dir ein paar Fragen
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