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Die Verwandlung

Die Verwandlung

Titel: Die Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
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wusste nicht, dass Emily Cooke Ms. Nguyen so nahegestanden hatte, andererseits: Was wusste ich schon über Emily Cooke?
    Megan starrte völlig unbeeindruckt an die Decke. Als sie das Mädchen mit den glänzenden blonden Haaren neben sich weinen hörte, verdrehte sie die Augen. » Drama Queens « , brummte sie in meine Richtung.
    Die Versammlung, die den Abschluss des ersten Schultags bildete, war nicht wie üblich. Sogar die größten Rowdys nahmen sich respektvoll zusammen, als die Direktorin und eine Polizistin zu uns sprachen. Sie standen in der Mitte des Basketballfelds, direkt auf der Abbildung des Maskottchens der Carver High Cougars, und sprachen abwechselnd ins Mikrofon. Sie sagten sehr wenig über die Einzelheiten des Mordes, machten jedoch deutlich, dass sie sich angesichts des Vorfalls Sorgen um uns Schüler machten. Schließlich war Emily Cooke ermordet worden, als sie alleine in den Straßen einer guten Wohngegend gewesen war. Jeder sollte deshalb nach der Schule direkt nach Hause gehen.
    Ich saß neben Megan in der hintersten Reihe der Tribüne und hörte zu, wie die Vorsichtsmaßnahmen diskutiert wurden. Uns wurde gesagt, dass wir stets in Zweier- oder Dreiergruppen bleiben und uns von guten Freunden oder Familienmitgliedern fahren lassen sollten, anstatt zu laufen. Megan zupfte geistesabwesend an der Plastikbank herum, während sie an die Decke starrte. Ich hingegen konnte nicht anders, als die Schüler um mich herum zu betrachten. Mehr als eine Handvoll umarmte sich und weinte ungeniert, darunter sogar einige Jungen. Alles wirkte so unwirklich und eher wie in einem Film. Fehlte nur noch, dass die Szene mit düsterer Musik unterlegt wurde, während die Kamera auf mein betont nachdenkliches Gesicht zoomte.
    Während die Vertreter der Schule mit ihrer Leier fortfuhren, setzte sich Megan die Sonnenbrille auf und blickte finster in Richtung von vier Mädchen. Diese kauerten eng zusammen und weinten, dass ihnen die Wimperntusche in schwarzen Rinnsalen die Wangen hinunterlief. Sie hielten sich fest umklammert und flüsterten sich wahrscheinlich gegenseitig ein paar tröstende Worte zu. Die Trauer ließ ihre Gesichter hässlich erscheinen.
    » Wäh « , äffte Megan die Mädchen nach, während sie sie beobachtete. » Emily Cooke und ich, wir waren total beste Freundinnen. Wir gingen ständig zusammen zum Shoppen und teilten uns einmal ein und denselben Freund. Wer wird mir jetzt sagen, welches Rosa am besten zu meinem Lippenstift passt? Der Tod ist so unfair. «
    » Megan… « , flüsterte ich.
    Sie ignorierte mich. » Sie sollten uns einfach sagen, was tatsächlich passiert ist– dass Emily C. beschloss, barfuß und im Schlafanzug an die fünf Kilometer zurückzulegen. Habe ich dir erzählt, dass ihre Eltern sie Anfang der Woche dabei ertappt hatten, wie sie ganz verwirrt war und sich neben der Spur benahm? Also: ›Macht keine Abendspaziergänge im Schlafanzug und mit Drogen vollgepumpt– dann werdet ihr auch nicht ermordet!‹ «
    » Komm schon, Megan– ein Mädchen ist tot. «
    Megan spähte mich über ihre Sonnenbrille hinweg an. » Keine Ahnung, warum du Trübsal bläst, o du Königin drittklassiger Horrorstreifen. Warum quälst du dich denn so damit herum? «
    » Filme sind eine Sache « , sagte ich. » Das hier ist die Realität, das ist etwas anderes. Es hätte ebenso mich treffen können. «
    Megan runzelte die Stirn. » Was? Warum dich? Weil ihr beide Emily heißt? « Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. » Das ist doch Blödsinn. Du bist einfach nicht dumm genug, um im Finstern bekifft in der Nachbarschaft herumzuirren wie Emily C. «
    Ich dachte an das offene Fenster, mein ausgestrecktes Bein und die Dunkelheit, die mir so einladend erschienen war. Ich dachte an meinen eigenen irrsinnigen– wenn auch nicht drogenbedingten– geistigen Fehltritt.
    » Ja « , sagte ich, » so etwas würde ich niemals tun. «
    Wir sahen zu, wie die Jahrgangssprecherin, Tracie Townsend, das Wort ergriff und eine eilig zusammengeschriebene Laudatio von sich gab.
    » Wie auch immer « , sagte Megan währenddessen, » du hasst diese Mädchen ebenso wie ich. Nächste Woche um die Zeit wird sich keiner mehr daran erinnern, wie Emily C. überhaupt ausgesehen hat, darauf gebe ich dir mein Wort. «
    » Letzte Nacht hast du das scheinbar anders gesehen, als du dir Sorgen gemacht hast, dass ich es wäre « , erwiderte ich.
    » Das wäre dann auch etwas anderes. Du zählst wirklich. «
    Echt hart, aber typisch Megan.

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