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Die vier Ziele des Lebens

Die vier Ziele des Lebens

Titel: Die vier Ziele des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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Amüsement
und Zerstreuung gelingt es fast jedem, sich die Leere vom Hals zu halten. Eine Zeit lang zumindest. Aber wenn sich das Leben dem Ende zuneigt, worauf möchten wir dann zurückblicken? Die Frage bleibt bestehen: Bringt ein ausschließlich der eigenen Lust dienendes Leben Erfüllung? Hier eine Geschichte zu dieser immerwährenden Frage:
     
     
    D er Einbrecher Willy erwischt auf der Flucht die falsche Tür, nämlich einen Notausgang, und stürzt in seiner Hast über das Geländer der Feuertreppe fünfunddreißig Stockwerke tief in den sicheren Tod.
    Nur dass er sich gleich darauf wohlbehalten in einer grandios ausgestatteten Billardhalle wiederfindet. Er denkt nicht lange über dieses Wunder nach. Es kann nur so sein, sagt er sich, dass er gestorben und jetzt im Himmel ist. Poolbillard gehört nämlich schon immer zu seinen Lieblingsbeschäftigungen, und schon nach den ersten Stößen fällt ihm auf, dass er urplötzlich ein absoluter Crack in diesem Spiel ist – nur schade, dass niemand zuschaut, während er eine Kugel nach der anderen versenkt.
    Später, als er sich in seiner neuen Umgebung umsieht, findet er ein Schwimmbad, in dem er olympiareife Sprünge vom Dreimeterbrett hinlegt, um anschließend in Rekordzeit seine Bahnen zu schwimmen.
    Seine nächste Station ist ein nahe gelegenes Spielcasino mit ausdruckslos blickenden Croupiers und stummen
Gebern, und hier setzt er die paar Dollar in seiner Tasche ein, um bald darauf als Millionär die Stätte zu verlassen – ein Glückspilz, wie es sicher noch keinen gegeben hat. Er sucht sich ein feines Hotel und zahlt die Chefsuite für einen Monat im Voraus. Am nächsten Tag steigert sich das alles noch. Er steuert Rennwagen, scheffelt beim Video-Poker ein weiteres Vermögen und holt sich im Rausch seiner ungeahnten neuen Virilität sechs Frauen ins Bett.
    Es wird eine herrliche Woche, auch der ganze Monat ist eigentlich recht nett, aber irgendwann geht ihm das ständige Gewinnen von Unsummen und Frauen sowie seine überragende Meisterschaft auf allen Gebieten doch ein wenig auf die Nerven. Es dauert kein halbes Jahr, bis er das Gefühl bekommt, dass er bald durchdreht. Jetzt ist er alle Tage auf der Suche nach Petrus oder irgendeinem Verantwortlichen, um seinem Missfallen Ausdruck zu geben.
    Nach aufreibender Suche findet er endlich das, was ihm die Hauptverwaltung zu sein scheint. Eine beflissene Sekretärin winkt ihn in ein überaus edles Büro, in dem, hinter einem beeindruckenden Mahagonischreibtisch, ein makellos gekleideter Amtsträger sitzt. Der fragt ihn: »Was kann ich für Sie tun?« Daraufhin purzelt der ganze Jammer über diesen Albtraum an Langeweile und die unentrinnbare Folge von Siegen und Erfolgen nur so aus Willy heraus, bis er schließlich kleinlaut hinzufügt: »So habe ich mir den Himmel wirklich nicht vorgestellt.«

    Da erhebt sich der Mann hinter dem Schreibtisch langsam, in den Augen ein rötliches Schimmern. Er fragt: »Was lässt Sie annehmen, dass es sich hier um den Himmel handelt?«

    Die Reichen und Privilegierten werden Willys Dilemma besonders gut verstehen, denn auch wenn für Geld noch so viele Augenblicke der Befriedigung zu haben sind, wirkliche Erfüllung finden wir erst, wenn wir uns dem zuwenden, woraus wir Sinn und Zweck und Verbundenheit schöpfen können. Und so finden wir heute viele sehr reiche Leute, die einen erheblichen Anteil ihres Vermögens für das Wohl ihrer Mitmenschen einsetzen. Sie finden etwas, wofür sie sich engagieren und wo sie ihre Bekanntheit zu einem guten Zweck nutzen können.
    Vor Jahren habe ich eine Frau namens Doris kennengelernt, die aus einer steinreichen Familie stammte und über Hunderte Millionen Dollar verfügte. Sie entsprach auf den ersten Blick ganz meiner Vorstellung vom »verwöhnten reichen Mädchen«. Sie nahm sich zwar sehr wichtig, aber es stand nicht viel an Persönlichkeit dahinter. Sie gab sich keinerlei Mühe, freundlich oder auch nur höflich zu sein, dergleichen schien ihr nichts zu bedeuten. Vielleicht war es aus ihrer Sicht einfach überflüssig, sich um andere zu kümmern oder gesellschaftliche Umgangsformen zu pflegen. Das Hauspersonal, das uns bediente
und Haus und Garten in Ordnung hielt, nahm sie offenbar überhaupt nicht wahr. Auch mich würdigte sie nur deshalb einer gewissen Zuwendung, weil sie einige meiner Bücher gelesen hatte und wissen wollte, was ich so trieb.
    Es war nicht ganz einfach, Doris zu mögen. Ich wusste zu der Zeit noch nicht, dass sie in

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