Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
gesichert bis zum Spalt hinunterbeugen, in dem sie festhing, und ein Stück des Felsens wegmeißeln, damit man sie hochziehen und in Sicherheit bringen konnte.
Neva öffnete die Augen. »Hi«, sagte sie. »Wie geht es Mike und Dick?«
»Denen geht es gut. Und Ihnen?«
»Ich bin froh, endlich aus diesem Spalt heraus zu sein.«
»Glauben Sie, dass Sie noch einmal eine Höhle begehen werden?«
»Ich muss. Ich habe mir ja diese ganze Ausrüstung gekauft: Helm und Rucksack. Ich hatte sogar fünf Ersatztaschenlampen in meinem Rucksack.« Neva wurde dann ganz ernst. »Jin sagte mir, sie hätten LaSalle nicht gefunden, nur eine Blutspur, die in den unerschlossenen Teil der Höhle führte.«
»Die Polizei geht noch einmal hinein, um ihn zu suchen. Garnett hat mir erzählt, dass ein Team von Federal Marshals, die alle aktive Höhlensportler sind, sich dieser Suche anschließen werden.«
»Mein Gott, das ist irgendwie unheimlich. Was ist wohl mit ihm passiert?«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass er mit seinen Wunden sehr weit gekommen ist. Er konnte ja nicht einmal auf den Füßen stehen. Ich nehme an, dass er irgendwo hingekrochen und dann in Schwierigkeiten geraten ist.«
»Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich allzu viel Mitgefühl für ihn empfinde«, sagte Neva.
»Nein, das kann ich auch nicht behaupten«, sagte Diane.
Epilog
E s war abendliche Schließungszeit. Diane stand in der neuen Ägyptenabteilung ihres Museums und schaute sich noch einmal um, ob alles für die Eröffnung bereit war, die am nächsten Tag stattfinden sollte. Es war ein kleiner Raum im ersten Stock, der aber für die wenigen Ausstellungsstücke ideal geeignet war, weil er ihnen eine ganz spezielle, fast private Atmosphäre verlieh.
Die Wände waren in farbenfrohen, aber gedämpften Tönen gestrichen, die an die von den Jahrhunderten gezeichneten Wände einer ägyptischen Grabkammer erinnern sollten. Der wirkliche Star der Ausstellung war aber Nevas Statue, die mitten im Raum im Schneidersitz saß. Gesicht und Körper waren eine genaue dreidimensionale Rekonstruktion, bei deren Herstellung Neva die Maße verwendet hatte, die der CT-Scan erbracht hatte.
Sie hatte sie in Ton ausgeführt. Danach hatte Diane Experten von Madame Tussaud’s kommen lassen, die auf dieser Grundlage eine Wachsfigur hergestellt hatten. Diese sah jetzt so lebendig aus, dass Diane fast erwartete, dass sie jeden Moment aufstehen, den Papyrus, der auf ihrem Schoß lag, aufheben und dann von ihrem Podest heruntersteigen würde. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass er ein Schreiber gewesen sein musste. Jonas hielt ihn aufgrund seiner Handhaltung und einiger ganz spezieller Amulette in seinen Binden sogar für einen königlichen Schreiber.
Diane ging um die Wachsfigur herum und betrachtete sie aus den unterschiedlichsten Winkeln. Sie hatte hellbraune Haut und trug eine dunkle Perücke. Ihr Erscheinungsbild richtete sich nach Figurinen und Wandmalereien aus ägyptischer Zeit. Sie trug ein einfaches weißes, aus Leinen gefertigtes Lendentuch. Um ihren Hals trug sie eine Rohrfeder und eine Palette, ein schmales rechteckiges Stück Holz mit einer langen Vertiefung für die Schreibbinsen und zwei runden Vertiefungen zum Anrühren der Farbe. Neben der Figur lief auf einem Bildschirm ein Video, das das Leben eines ägyptischen Schreibers beschrieb und in dem die unterschiedlichen Untersuchungsmethoden der Mumie geschildert wurden.
Die Analyse der Gewebeproben hatte ergeben, dass sie unter verschiedenen bakteriellen Infektionen gelitten hatte, die im alten Ägypten häufig auftraten. Die Veröffentlichung dieser Informationen führte dazu, dass wahre Berge von Anfragen aller möglicher Forscher, die unbedingt Zugang zu dieser Mumie haben wollten, auf Dianes Schreibtisch landeten. Die Untersuchung des Nierentumors zeigte, dass er gutartig gewesen war. Als das Gutachten eintraf, waren Jonas und Andie erleichtert, fast sogar froh, dass ihr Schreiber nicht an Krebs gestorben war.
Die Mumie selbst lag in dem Mumiensarg, von dem man immer noch nicht wusste, ob es wirklich der ihre war. Der verschlossene Sarg stand jetzt in einer großen Glasvitrine, die Diane extra für ihn hatte anfertigen lassen. Sie hatte sich entschieden, die Mumie selbst nur ein paar Mal im Jahr zu zeigen. Aber an den Wänden hingen große Fotos von ihr. In einem Video wurde gezeigt, wie Korey und seine Assistenten sie wieder in ihre Leinenbinden einwickelten. Da diese allein aufgrund ihres schlechten
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