Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
Das Echo seiner Schreie hallte durch die Höhlenkammer. Sie stand in völliger Dunkelheit und hörte diesem Echo ohne alle Emotionen zu. Als seine Schreie in Flüche übergingen, fing sie zu sprechen an.
»Jetzt werde ich Ihnen sagen, was passieren wird. Sie werden hier im Dunkeln sitzen und warten, bis die Polizei Sie holt und ins Gefängnis bringt. Ich würde Ihnen raten, nicht irgendwohin zu kriechen, sondern die Embryonalstellung einzunehmen und darin zu bleiben, bis Sie geholt werden.«
»Sie können mich doch hier nicht so liegen lassen.«
»Ich habe keine Wahl. Selbst wenn ich Sie tragen könnte, kann ich Ihnen doch nicht trauen. Ich sage denen, wo Sie sind. Es sollte nicht länger als einige Stunden dauern.«
Diane hob ihren beschädigten Helm und die Taschenlampe auf. Sie schüttelte sie und betätigte dann den Schalter. Sie ging an und warf einen Lichtschein auf LaSalle.
»Lassen Sie sich das eine Lehre sein.«
Sie ließ ihn dort liegen und hörte sein Rufen und Fluchen, während sie sich durch die Gänge bis zum Höhleneingang vorarbeitete. Sie holte ihr Handy unter dem Fahrersitz hervor und rief die Notrufnummer an.
Mike sah auf seinem weißen Krankenhauskissen sehr blass aus. Die Kugel hatte zwar seinen Unterleib durchschlagen, hatte aber glücklicherweise keine Schäden an irgendwelchen inneren Organen oder der Wirbelsäule angerichtet.
»Ich höre, Sie sind im Dunkeln durch unsere Höhle durch? Mein Gott. Was haben Sie sich dabei gedacht – dass Sie sich Ihren Weg durch die Höhle ertasten können?« Er grinste sie an. »Sie haben wirklich Mumm.«
»Ich dachte, die Dunkelheit würde meine Verhandlungsposition stärken«, sagte Diane. »Es wäre allerdings fast schiefgegangen.«
»Wir konnten die Pistolenschüsse hören, wussten allerdings nicht, was wir davon halten sollten.« Er berührte die Prellung in ihrem Gesicht, die von dem Schlag mit der Taschenlampe verursacht worden war. »Also, wie ist es, Doc, wollen Sie nicht einen verwundeten Freund versorgen?«
Diane griff nach seiner Hand und hielt sie ganz fest. »Ich glaube, das Krankenhaus macht das schon ganz gut.« Sie machte eine kleine Pause. »Mike, es tut mir leid.«
Er legte einen Finger auf ihre Lippen. »Das ist nicht Ihre Schuld, Doc. Das gibt ein großartiges Kapitel in meinem Höhlentagebuch.«
In diesem Augenblick rollte MacGregor in seinem Rollstuhl herein. Beide Füße waren eingegipst und sein Arm bandagiert. LaSalle hatte ihm in seine beiden Mittelfüße geschossen. Das war zwar schlimm, aber eine weit einfachere Verletzung, als wenn er seine Fußwurzelknochen erwischt hätte. Diane hatte erwartet, dass MacGregor wütend auf sie sein würde und sie niemals wieder würde sehen wollen. Stattdessen fühlte er sich ihnen allen anscheinend jetzt verbunden. Er saß da und grinste Diane an. Er gab sogar mit den Autogrammen auf seinem Gips an.
»Der Arzt sagt, dass ich schon bald einen Gehgips bekomme. In null Komma nichts bin ich wieder auf den Beinen, und wir erkunden wieder eine Höhle zusammen.«
»Beim nächsten Mal stellen wir eine Wache an den Eingang«, sagte Diane. MacGregor kicherte. »Passen Sie auf sich auf«, sagte sie ihm zum Abschied. »Ich muss jetzt nach Neva sehen.«
»Sie hat sich wirklich benommen wie ein alter Hase«, sagte Mike. »Sie hielt sich an diesem Seil fest, wie Sie es ihr gesagt hatten, ohne dass man von ihr irgendwelche Klagen hörte. Dabei muss sie über diesem Abgrund eine fürchterliche Angst ausgestanden haben.«
»Ich hoffe, sie hat jetzt nicht genug von Höhlen«, sagte Diane.
»Sobald unsere Wunden geheilt sind, kriegen wir sie wieder dorthin.«
Diane schaute Mike einen Moment lang schweigend an. »Ich bin froh, dass Sie meine Anweisungen befolgt haben und am Leben geblieben sind.«
»Sie haben mir ja auch sehr deutlich gemacht, was Sie von mir erwarten«, sagte er.
Diane verließ sie und ging den Gang hinunter in Nevas Zimmer. Sie döste gerade. Jin und David saßen neben ihrem Bett.
»Wie geht es Mike und seinem Freund?«, fragte David.
»Recht gut. Mike wird in etwa einem Monat wieder arbeiten können«, antwortete Diane. Sie deutete auf Nevas Bett.
»Gut«, sagte Jin. »Neva erholt sich wirklich gut.«
Nevas Rettung war kompliziert gewesen. Die Rettungsmannschaft hatte sich selbst erst einmal ein Seilsystem herrichten müssen, um sicher arbeiten zu können. Am schwierigsten war es, einen Haltegurt um Nevas Oberkörper herumzubekommen. Einer der Retter musste sich gut
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