Die Villa in Florenz: Intime Geschichten 3 (German Edition)
seinen Blicken gestreichelt, wenn sie den Frühstücksraum betrat und sich an ihren Tisch setzte, der Theke genau gegenüber. Allmählich wurden diese Blicke zu Pfeilen, die unter ihre Haut drangen, sich dort festhakten und ein süßes Gift in sie zu träufeln schienen.
Doch sie fühlte sich sicher vor einer Vergiftung, sie hatte sich nach der unerfreulichen Trennung von Ralf diese Thalassokur verordnet, um wieder zur Ruhe zu kommen. Das, was von ihm noch an ihrer Haut klebte, wollte sie mit salzigem Meerwasser porentief von sich abspülen. Wie neugeboren wollte sie zurückkehren und ein männerloses Jahr verbringen. Und was sie sich vornahm, hatte sie bisher immer auch erreicht.
Isabel hatte sich auf einen Blickwechsel mit ihm eingelassen, der mit jedem Tag intensiver geworden war, und irgendwann gab es nichts mehr, was ihre Blicke sich nicht gesagt oder miteinander getan hätten.
Sie hatte in diesem Raum mehr als ihr guttat gefrühstückt, nur um sich am Anblick dieses Mannes zu weiden und sich seinen Blicken hinzugeben. Für einen Moment spürte Isabel so etwas wie Glück.
Aber wollte sie wirklich nicht mehr? Mit ihm da vorn auch nicht? Um diesen Gedanken nicht zu Ende denken zu müssen, ergriff sie ihren Zimmerschlüssel, erhob sich und verließ den Frühstücksraum, ohne sich mit einem Nicken zu verabschieden, wie sie das sonst immer tat.
Was war plötzlich los mit ihr? Sie hatte die herrliche Umgebung genossen, sich im Freien gesonnt während zu Hause die Winterstürme brausten und der Schnee vom Himmel rieselte, sich täglich mit Meersalz-Bädern, Algenpackungen und Massagen verwöhnen lassen. Es ging ihr ausgezeichnet, ihr Körper war weich geworden, all ihre Verspannungen hatten sich aufgelöst, und ihrer Seele ging es gut. Warum konnte sie in diesem Raum nicht ruhig bleiben? Es war noch nur ein Flirt, den sie da genoss!
Am nächsten Morgen wählte sie einen Tisch neben einer buschigen Grünpflanze, deren Zweige teilweise die Sicht auf die Theke einschränkten. Mit weit geöffneten Augen sah er wieder zu ihr herüber. Die Zeit schien still zu stehen.
Sein Blick lockte, versprach. Wogen der Lust tobten in Isabels Körper. Es war, als ob er in sie eindringen würde, eindringen und ihr Innerstes aufwühlen. Sie war eindeutig zu weit gegangen, hatte sich etwas vorgemacht. Sie war verrückt nach diesem Mann, und er wusste es. Nein, sie wollte kein Abenteuer.
Ein Teil blieb meistens haften, und unverhofft bereitete er dann Schmerzen. Immer zur falschen Zeit. Sie würde nicht mehr hinsehen zu ihm, das Lockende in seinen Augen nicht mehr an sich heranlassen, sich nicht mehr ausmalen, wie diese muskulösen Arme und diese wohlgeformten Hände...
Sie rückte ein wenig weiter nach hinten, wo die Pflanze dichter war und seine Blicke den Blätterwald nicht mehr durchdringen konnten.
Aber das hier, flüsterte eine innere Stimme, das wäre doch etwas ganz anderes! Etwas Einmaliges! Es war doch klar, dass es nur eine Eskapade bleiben würde. Kein Davor und kein Danach. Drei Nächte noch bis zu ihrer Abreise...
Doch in der folgenden Nacht fasste Isabel schweren Herzens den Entschluss, sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen zu lassen und versank danach erleichtert in einen tiefen, traumlosen Schlaf, aus dem sie erst spät erwachte. Das Frühstück! In einer Stunde wird der Frühstückssaal geschlossen, schoss es ihr durch den Kopf. Sie duschte in Windeseile, streifte den lachsfarbenen Seidenpulli über und schlüpfte in die bequeme schwarze Hose.
Nachdem sie sich gegen ein Abenteuer entschieden hatte, setzte sie sich im Frühstücksraum wieder auf ihren gewohnten Platz, genau in sein Blickfeld. Er hatte sie bereits erwartet, lächelte ihr zu. Nur wenige Gäste saßen noch an den Tischen, und die meisten der Kellner schienen mit dem Frühstück auf dem Weg zu den Zimmern zu sein.
Bis der Ober ihr den Kaffee brachte, schälte sie eine Mandarine und schob genießerisch Spalte für Spalte der saftigen Frucht in den Mund. Dann glitt ihr Blick zur Theke. Warum ihm nicht wieder ein bisschen bei der Arbeit zusehen? Sich an seinen geschmeidigen Bewegungen erfreuen, in diese wunderschönen Augen eintauchen?
Doch im nächsten Augenblick schon begannen ihre Blicke wieder hin und her zu fliegen.
»Ein Glas Orangensaft, bitte eiskalt!«, bat sie den Ober, als er den Kaffee brachte. Es verlangte sie nach Abkühlung, ihr Inneres brannte lichterloh. Das Gefühl, hautnah bei ihm zu sein, erfasste sie. Er wandte ihr den Rücken
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