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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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ungewöhnliches, unirdisches Geräusch, das einem die Haare zu Berge stehen ließ und über die Landschaft zitterte. Ein wildes Tier – oder etwas noch Schlimmeres.
    „Großfuß!“ rief Amaranth. Dann, mit aufkeimendem Entsetzen: „Das Kind!“
    Beide begannen, auf den Laut zuzurennen. Hier war der Boden unregelmäßiger, als wolle er sie, nun, da sie in Eile waren, hindern. Auf dem Hang wuchs dichtes Untergehölz – größere Weiden, kleine Bäume, dichtes Buschwerk und wurzelartige Auswüchse, deren Bedeutung er nicht kannte. In seinen Hosen verfingen sich Kletten und ritzten in die Haut. Er duckte sich, um eine kleine, glühende Motte in Kniehöhe zu umgehen, merkte dann aber, daß es sich nur um den Blütenstand einer Wald weide handelte. Mit einem Fuß strauchelte er in einer Kuhle und fiel kopfüber nach vorn, bis er von einem quer liegenden Ast abgefangen wurde, den er im Dunkeln nicht gesehen hatte.
    „Nein … hier herum“, keuchte Amaranth. „Ich kenne diese Gegend ein wenig. Ich bin mit dem Knochenbrecher hier gewesen, als die Erscheinung schwand. Ich bin zwar gesund, aber so rennen wie du kann ich nicht.“
    Natürlich nicht. Nur wenige Männer rannten so schnell wie er – und keine ihm bekannte Frau. Das war ein Problem. Sie kannte die Gegend, konnte aber nicht mithalten. Er hatte überschüssige Kraft, würde sich aber in dieser unvertrauten Dunkelheit verirren. Beide mußten sie ihr Tempo herabsetzen.
    Ein weiterer Schrei ertönte, schlimmer als der erste. „Großer Gott Abraxas!“ rief Amaranth. „Rette das Kind!“
    Bruder Paul sprang nach vorn, durch die Sorge wie elektrisiert – und stolperte über einen abgestorbenen Baum. Rinde fuhr ihm über das Gesicht, und für einen Augenblick machte ihn der auf stiebende Staub fast blind. Die Augen brannten ihm. Er konnte nicht schneller; andernfalls würde er niemals dorthin kommen.
    „Diese Schlucht hinauf“, keuchte Amaranth, vermutlich dicht hinter ihm. Sie war wirklich eine gute Läuferin – für eine Frau. „Aber paß auf den Felsen oben am Grat auf.“
    Bruder Paul ging langsam hinter ihr her, legte ihr den Arm um die Taille und setzte sie sich auf die Hüfte. So rasch wie möglich trug er sie den Hang hinauf.
    „Da ist der Felsen!“ sagt sie. Er sah nichts, kletterte aber aus der Schlucht heraus. „Jetzt der Grat … er fällt einen Fußbreit ab … wir müssen springen …“
    Er wurde langsamer, war verwirrt: „Oh, nur ein Meter.“ Er fand den Grat, ließ sie herab, und beide sprangen in die dunklen Schatten. Es hätte auch ein bodenloser Abgrund sein können wie bei Vulkanen, wenn man nur nach der Sichtweite geurteilt hätte. Ohne ihre Information hätte er den Sprung nicht gewagt. Doch seine Beine trafen auf festen Boden.
    „Kurzer, steiler Abhang, dann eine Ebene“, verkündete sie. „Dann wieder ein Berg.“
    Am Fuß des Grates legte er wieder den Arm um sie, denn sie keuchte immer noch. „Ich kann ein Stück laufen … aber bei Gott, bist du stark!“ rief sie. „Das ist nicht nur Körperkraft … hier, stütz mich ein bißchen.“ Sie rückte an seinem Arm und schob ihn höher hinauf unter ihre Achsel. Als er sie leicht anhob, kuschelte sie sich eng an ihn. Aber er mußte weitergehen.
    Sie bestiegen den nächsten Hügel – und standen vor einer Vision. Auf dem Plateau vor ihnen glitzerten die Nova-Käfer zu Myriaden, und ihre kurzen Explosionen wirkten wie eine intermittierende Galaxis. Zur Linken lag eine Märchenstadt mit hohen Türmen, aufragenden Zinnen und von innen heraus leuchtenden Minaretten: Offensichtlich eine von jemand anderem herbeigezauberte Vision. Das bedeutete, die Animationswirkung kehrte zurück und wehte aus welcher Quelle auch immer wie ein Malariaanfall durch den Körper. Bald würde es sie umschlingen. Zur Rechten, wo die Sicherheit lag, stand ein Ungeheuer.
    Das Wesen war etwa drei Meter groß, stämmig und behaart. Es hatte Klauen wie ein Bär und eine vorstehende Schnauze wie ein Eber. Die Füße waren menschenähnlich, aber ungewöhnlich groß.
    „Wo ist das Kind?“ fragte Bruder Paul.
    „Irgendwo anders“, entgegnete Amaranth, die sich nach ihm umwandte. Dabei schob sich ihre linke Brust unter seine Hand. Sie atmete immer noch schwer. „Das waren die Schreie von Großfuß, nicht ihre. Ich hatte Angst, es sei …“
    Jetzt schließlich brach eine Reaktion, die die ganze Zeit über gewartet hatte, endlich aus ihm heraus. „Großfuß! Du meinst, es gibt wirklich einen Groß fuß und

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