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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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die Fließen geschrubbt und poliert werden. Die Sklaven gingen stumpf ihrer Arbeit nach, als sei es ein Tag wie jeder andere. Doch Orlo trieb sie zur Eile an. Weder Maeve noch Devin waren mit dem Tagesanbruch gekommen, und unter den Sklaven ging das Gerücht, beide seien an Lord Morlen verkauft worden. Ich bin ein Narr, dass ich Maeve liebe wie eine eigene Tochter. Irgendwann musste sie ja gehen. Und ich konnte mich nicht einmal von ihr verabschieden.
    Die schwere Eingangstür des Badehauses, die besonders massiv gebaut war, um keine Wärme herauszulassen, wurde mit einem Krachen aufgestoßen und herein schritt Lord Morlen. Er trug Reisekleidung. In seiner Hand hielt er eine Dokumentenrolle mit dem Siegel von Lord Indol. Ihm folgte verschlafen Lord Indols Sekretär.
    „Mir wurde gesagt, die beiden Sklaven Maeve und Devin seien hier bei Tagesanbruch anzutreffen", sagte er. „Lord Indols Sekretär kann bestätigen, dass sie in meinen Besitz übergegangen sind. Hol sie herbei." „Maeve?", fragte Orlo verwirrt. „Aber sie - ist sie nicht bei Euch? Sie ist heute Morgen nicht gekommen. Ich dachte ..."
    „Such sie und bring sie her."
    Atemlos eilte Orlo durch eine schmale Hintertür hinaus und rannte zu dem Gebäude, in dem Maeve und Lila untergebracht waren. Er nahm zwei Stufen auf einmal und klopfte laut an die Tür zur Dachkammer. Ohne eine Antwort abzuwarten, trat er ein. Durch ein winziges Dachfenster fiel mattes Licht auf zwei Strohlager am Boden, von denen eins leer war. Auf dem anderen lag Maeves Mutter, die schrecklich verunstaltete Tochter von Lord Hering. „Lila, wo ist Maeve? Sie ist nicht zur Arbeit gekommen." Lila schwieg. „Lila, wo ist deine Tochter?" Sie antwortete nicht, und Orlo wusste, dass er nichts aus ihr herausbringen würde. Beinahe stürzte er die Treppe hinunter, so eilig hatte er es, Lord Morlen Bericht zu erstatten.
    Das Badehaus hatte sich geleert - die anderen Sklaven mussten sich davongestohlen haben. Orlo stand auf dem Granitboden, Dampfschwaden hüllten ihn ein und er schwitzte. „Sie liegt nicht in ihrem Bett, Lord Morlen. Falls ihre Mutter weiß, wo sie ist, hat sie es nicht gesagt"
    „Du meinst, ihre Mutter weiß es?"
    „Ich bin mir nicht sicher, Herr."
    „Nicht sicher? Weiß sie es nun oder nicht?"
    „Sie hat nichts gesagt", wiederholte Orlo am ganzen
    Körper zitternd.
    „Bring mich zu ihr."
    Orlo führte ihn zu der bescheidenen Bettstatt Lilas. Durch die Dachschräge fiel ein Streifen Sonnenlicht auf ihr Haupt „Orlo?", fragte sie.
    „Ich bin Lord Morlen, der neue Gebieter deiner Tochter", sagte Morlen.
    Lila starrte zum Fenster. „Meine Tochter hat keinen Gebieter mehr."
    Morlen zog sein Patrier. Im Sonnenlicht tanzten winzige Staubteilchen um die glänzende Klinge. „Dieses Patrier wird dein Gebieter sein, wenn du mir nicht sagst, wo sie ist"
    Lila lachte matt „Ihr glaubt doch nicht, dass Ihr mich mit einem Patrier erschrecken könnt?" „Schau mich an, Weib."
    Sie sah weiter zum Fenster hin. „Wollt Ihr durch meine Augen in meine Seele dringen, Morlen? Dafür ist es zu spät." Ihr vernarbtes Gesicht verzog sich zu einer fürchterlichen Grimasse, die einmal ein Lächeln gewesen sein mochte. „Dort, wo ich hingehe, könnt Ihr mir niemals folgen. Und wohin Maeve gegangen ist, werdet Ihr niemals erfahren."
    So sanft wich mit diesen Worten der Atem aus Lila, dass Orlo erst nach ein paar Augenblicken merkte, dass sie gegangen war. Er beugte sich zu ihr herab. Im Tod lag ein triumphierender Glanz in ihren Augen.
    Im Arbeitszimmer von Lord Indol kniete Orlo, Lord Morlen stand neben ihm. Auch Oberin Jill kniete, ihr dickes Gesicht glänzte rosig, ihre Augen waren gerötet Während Lord Indol sie befragte, gab sie erstickte, stockende Laute von sich.
    „Du hast genug Unheil angerichtet und musst meine Ohren nicht auch noch mit deinem Schniefen belästigen, Weib. Wie konntest du einer Sklavin einen Sklaven aushändigen?"
    „Ich schwöre, Lord Indol, niemand hätte sie erkannt, Herr. So ein kostbares Kleid und das Haar hochgesteckt und sie sprach wie eine vornehme Dame." Sie trug ein Kleid? Maeve? Das hätte Orlo gern gesehen. Und sie sprach wie eine Herrin? Er hatte sie nie so sprechen hören, aber immerhin war ihre Mutter einst eine reiche Dame gewesen.
    „Eine Ausreißerin und Diebin. So viel Dreistigkeit habt Ihr ihr wohl nicht zugetraut" Morlens Worte klangen bewundernd. „Abgesehen von Maeve, Lord Indol, ist Euer Haushalt ein Hort von Trotteln." „Orlo, warum

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