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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dem Kopf nach unten.« »Ich bin kleiner als du, deshalb schneide ich bei solchen Dingen immer schlechter ab«, erwiderte Gutenhügel.
    Der König sah dem Karren nach, lief dann die Treppe hinunter und beauftragte einen seiner Schreiber, eine Ausgabe der Times aus Behälter sechs zu holen. Er saß völlig reglos, während ihm die fleckige und zerknitterte Zeitung vorgelesen wurde. Nur die Zigarre bewegte sich zwischen den beiden Mundwinkeln hin und her.
    Nach einer Weile wuchs sein Lächeln in die Breite, und er bat den Schreiber, ihm einige Stellen noch einmal vorzulesen.
    »Ah«, sagte er schließlich. »Ich schätze, das war’s. Der Junge ist ein geborener Schmutzwühler. Schade für ihn, dass er zu weit von echtem Schmutz entfernt geboren wurde.«
    »Soll ich eine Gutschrift für die Graveure vorbereiten, Herr König?« »Ja.«
»Glaubst du, du bekommst dein Geld zurück, Herr König?«
    Normalerweise duldete Paul König so etwas von seinen Schreibern nicht. Ihre Aufgabe bestand darin, die Bücher zu führen, nicht über Geschäftspolitik zu diskutieren. Andererseits hatte Paul ein Vermögen mit seiner Fähigkeit verdient, das Funkeln im Schmutz zu sehen, und manchmal musste man Sachverstand anerkennen, wenn man ihm begegnete.
    »Welche Farbe hat Oh-de-Nill?«, fragte er.
    »Oh, eine der schwierigen, Herr König. Eine Art Hellblau mit einem Hauch Grün.«
    »Könntest du entsprechende Tinte besorgen?«
    »Ich könnte es zumindest versuchen. Aber bestimmt ist sie sehr teuer.«
    Einmal mehr wanderte die Zigarre von einem Mundwinkel zum anderen. Man sagte Paul König nach, dass er seine Töchter abgöttisch liebte. Er glaubte, dass sie an einem Vater gelitten hatten, der zwei Bäder nehmen musste, um nur schmutzig zu werden.
    »Wir sollten unseren kleinen Zeitungsschreiber im Auge behalten«, sagte er. »Gib den Jungs einen Tipp. Ich möchte nicht, dass unsere Effie enttäuscht wird.«
    Die Zwerge arbeiteten wieder an der Presse, stellte Sacharissa fest. Die behielt nur selten zwei Stunden lang die gleiche Form. Ständig wurde sie von den Zwergen verändert und erweitert.
    Sacharissa gewann den Eindruck, dass ein Zwerg nur zwei Werkzeuge brauchte: seine Axt und etwas, um Feuer zu machen. Auf diese Weise bekam er die Möglichkeit, sich früher oder später eine Schmiede einzurichten, in der er einfache Werkzeuge herstellen konnte, womit er wiederum komplexere Werkzeuge produzierte, und wenn einem Zwerg komplexe Werkzeuge zur Verfügung standen, waren ihm überhaupt keine Grenzen mehr gesetzt.
    Einige von ihnen kramten in den Industrieabfällen, die sich an der einen Wand angesammelt hatten. Zwei metallene Wäscherollen waren bereits eingeschmolzen worden, um Eisen daraus zu gewinnen, und das Holz der Schaukelpferde diente dazu, Blei zu schmelzen. Mehrere Zwerge hatten den Schuppen verlassen, um geheimnisvollen Aufgaben nachzugehen. Sie waren mit kleinen Beuteln und heimlichtuerischen Mienen zurückgekehrt. Zwerge verstehen es ebenfalls gut, Dinge zu benutzen, die andere Leute weggeworfen haben, selbst wenn sie noch gar nicht weggeworfen worden sind.
    Sacharissa widmete ihre Aufmerksamkeit einem Bericht über die Jahresversammlung der Fröhlichen Kumpel vom Schlummerhügel, als es im Keller plötzlich laut krachte. Sie eilte zur Falltür, während unten Flüche auf Überwaldisch erklangen – Überwaldisch war eine gute Sprache zum Fluchen.
    »Bodrozwachski zahltziet! Oh, entschuldige bitte, Frräulein Sacharrissa! Es gibt da ein kleines Schlagloch in derr Strraße des Forrtschrritts.«
Sacharissa kletterte die Leiter hinab.
    Otto hantierte an seiner improvisierten Werkbank. Kästen mit Dämonen hingen an der Wand. Mehrere Salamander dösten in ihren Käfigen. Landaale glitten in einem großen dunklen Glas umher. Das Glas daneben war zerbrochen…
    »Ich bin ungeschickt gewesen und habe es umgestoßen«, sagte Otto und wirkte verlegen. »Und jetzt steckt derr dumme Aal hinterr derr Werrkbank.«
    »Beißt er?«
»Oh, nein, es sind ganz zahme Schlingel…«
    »Woran hast du hier gearbeitet, Otto?«, fragte Sacharissa und beugte sich vor, um etwas auf der Werkbank aus der Nähe zu betrachten.
    Der Vampir versuchte, ihr den Blick zu versperren. »Oh, es ist alles sehrr experrimentell…«
»Meinst du die Herstellung farbiger Platten?«
    »Ja, aberr bisherr ist es noch eine rrecht prrimitive Vorrrichtung…«
    Aus dem Augenwinkel bemerkte Sacharissa eine Bewegung. Der entkommene Landaal langweilte sich hinter der Werkbank

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