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Die Vorzüge der Dunkelheit: Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen. Horrorroman. (German Edition)

Die Vorzüge der Dunkelheit: Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen. Horrorroman. (German Edition)

Titel: Die Vorzüge der Dunkelheit: Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen. Horrorroman. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ror Wolf
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kleinen ganz zarten Geräuschen. Hier und da wurde ein wenig geschossen in diesen kahlen dünnen Gebieten und die herumstehenden Menschen zerstreuten sich schnell.
    Plötzlich ein scharfes Krachen. Etwas zerbrach knackend. Etwas kroch aus dem Dickicht heraus. Ich sah ein wetterzerfetztes Gesicht, nackt unter dem kalten Himmel und wußte nicht, was ich sagen sollte. Ich sah auch ein Schütteln und dachte, das ist das schrecklichste Schütteln, das ich erlebt habe. Plötzlich fällt mir auch ein, wie es weiterging. Die Gespräche verstummten. Der Wind schlug um. Ich kam an einem Menschen vorüber, der einen kleinen Kürbis in der Hand hatte, später auch an einem Menschen mit zwei kleinen Kürbissen, dann an immer mehr Menschen mit verschiedenen Dingen in den Händen, auch mit Kürbissen, aber mit großen Kürbissen.



Plötzlich kam ich in eine Gegend, wo Obst anschwoll, ich sah große glänzende Teiche, von denen wahrscheinlich noch nie eine umfassende Beschreibung gegeben worden ist. Große Teiche und große Schläuche in einem gleichmäßig sanften Licht. Ich näherte mich einer breiten Treppe, die hinaufführte zum Bahnhofshotel. Oben winkte die Wirtin und nickte und es macht den Eindruck, als sei dieses Nicken und Winken an mich gerichtet. Ich trat durch die Schwingtür in den verdunkelten Vorraum. Die Wände an denen ich mich entlangtastete waren ganz glatt. Etwas, dessen genaue Bestimmung ich nicht begriff, strich vorbei, knurrend, plötzlich war auch die Nacht angebrochen, und an der Wand, an der ich mich festhielt, waren die Abdrücke feuchter Hände zu sehen. Oben, am obersten Teil der Treppe, sah ich die Wirtin nicken. Ich kann unmöglich die ganze Erregung beschreiben, die mich ergriff. In der Nacht fiel Schnee und war bald danach geschmolzen. Unaufhörlich rollte die Sonne von Osten nach Westen. Ein Mann kam vorbei und hob seinen Hut. Er sei Amerikaner, sagte der Mann. Ich verhielt mich ruhig. Was gibt es, Mister? fragte ich. Was es gibt? antwortete der Amerikaner, nun, die Fledermäuse haben mich soeben zu Tode gesogen. Ich fand ihn tatsächlich mit Blut bedeckt und das Blut floß noch immer aus ihm heraus. Ich habe ihn dann aus den Augen verloren und reiste allein weiter. Ich saß damals nie lange still, ich lief, nicht aus Angst, sondern eher aus Neugier, fortwährend weiter und tauchte in vielen Gegenden auf. Später kam ich durch dunkle Stuben, in denen es fast unmöglich war, die Gegenstände zu unterscheiden. Ich ging eine Weile zwischen den Stühlen umher, sprang dann ins Wasser hinab und versank lautlos. Hinter mir schrie und schnaufte es, mein Begleiter benutzte seine natürliche Begabung zum Davonlaufen nicht, er tat vielmehr so, als gäbe es nichts, wovon er davonlaufen müsse, er ging weiter mit einer stumpfen Gleichgültigkeit. Etwas öffnete krachend den Rachen, und dieser Rachen war groß genug, um die ganze Welt zu verschlucken.





I m Bahnhofshotel, das ich damals bewohnte, knarrten die Fußböden. Ich betrat mein Zimmer und sah einen Mann, der mit seinen riesigen Händen in alles hineingriff, was in seiner Umgebung stand. Beim Aufdecken des Bettes sah ich die toten Fliegen auf der Matratze. Ich sah den Ruß auf den Fensterbänken und im Waschbecken etwas Ausgelaufenes, etwas Erbrochenes und Vertrocknetes. Beim Öffnen des Schrankes sah ich die Schaben heraushuschen und in den Ritzen verschwinden. Manchmal sah ich auch nackte Frauen aus dem Fahrstuhl steigen und über die Gänge laufen.
    Schließlich erreichte ich O und saß unerkannt im Biertunnel. Ich sah Leute, die sich scheinbar ganz zwecklos bewegten und das, was sie taten, mit einer fast unanständigen Geschwindigkeit taten, ohne Nachdenklichkeit. Leute, die sich ganz plötzlich erhoben, die austranken und aufsprangen, oder umgekehrt, aufsprangen und austranken. Neben mir saß ein vertrockneter Mann. Ich sah seine Mütze und seine riesigen Hände. Der Bart fiel ihm vom Kinn. Ich sah den zurückgeschobenen Teller, auf dem Wursthäute lagen und trockene Brotbrocken. Plötzlich erhob er sich, stieg die Treppe hinauf und verschwand am oberen Rand des Bildes, während die Gläser umstürzten und das Bier herabfloß und die Wirtin im Hintergrund schrie. Ich hatte jetzt keinen Grund, zu gehen. Ich bestellte mir noch ein Bier und sah, wie alles in sich zusammenfiel, zwischen zwei Schlucken sah ich alles in sich zusammenfallen und versinken.
    Im Bahnhofshotel war es so kalt, daß die Eingangstür zufror. Ich hörte die

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