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Die Vorzüge der Dunkelheit: Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen. Horrorroman. (German Edition)

Die Vorzüge der Dunkelheit: Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen. Horrorroman. (German Edition)

Titel: Die Vorzüge der Dunkelheit: Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen. Horrorroman. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ror Wolf
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einer Zigarre und nur das Herausblasen des Rauchs.



S päter, im Kurhauskeller, aß ich ein Kalbfleischragout. Und nachdem ich gegessen hatte, ging ich hinaus in den Regen, der damals derart heftig herabfiel, daß ich zurückging in das Lokal und das herrschende Wetter beschreiben wollte. Doch bevor ich das Wetter beschreiben konnte, erzählte man mir, daß ich verschwunden sei und niemand wisse wohin. Das war auf alle Fälle das Ende des ersten und der Anfang des nächsten Abenteuers.
    Ich war in die Dunkelheit hinausgetreten, durch eine ganz kleine Öffnung, in eine seltsame Gegend hinein. Riesige Wälder bedeckten das Land, von einem Ende zum andern. Die Luft war von Krankheiten gefüllt. Die Verkehrsverhältnisse waren schlecht. Nachdem ich mehrere Straßen überquert hatte, folgte ich den Windungen einer bestaubten sanft ansteigenden Chaussee. Nach einiger Zeit erreichte ich das Lokal Martinsburg, wo gerade ein Tanzabend stattfand. Ein vorbeispringender Tänzer konnte, daran erinnere ich mich, die Glacéhandschuhe nicht rasch genug ausziehen, weil seine Hände vom kochenden Blut aufgedunsen und ausgedehnt waren. – Beim Eintreten schwirrten drei Damen auf mich zu. Die erste besaß durchaus die Fähigkeit, sich mit einigen Sätzen, in denen sie ihre Wünsche zusammenfaßte, verständlich zu machen. Bei der zweiten war die Fähigkeit der Mitteilung auf wenige dunkle Worte beschränkt. Die dritte dagegen äußerte sich nur mehr in einer Folge von schrecklichen Schreien. Ihr Gang aber war leicht und schön, weich, bogenförmig, es war wunderbar, wie sie in allergrößter Anmut von oben, vom Tisch, herabschwebte und sich über mich legte, schreiend. In der Helligkeit der Nacht konnte ich jede ihrer Bewegungen erkennen. Ich konnte das Ausbreiten und das Zusammenlegen der schleppenähnlichen Bekleidung sehen, ein sehr unterhaltsamer Vorgang, wie ich dem Leser versichern kann. Die Reste der Nacht verbrachte ich in ihrem Zimmer. – Als ich erwachte, lag ich in einem dunklen kalten Raum unter einer dünnen weißen Decke. Mein Bett schien ungewöhnlich hart zu sein, neben mir lagen sieben andere Personen mit weißen Tüchern bedeckt. Niemand atmete, niemand seufzte, niemand redete, ich richtete mich also auf und in diesem Moment bemerkte ich, daß ich unter Toten lag, in einem Hotel, dessen Name mir leider entfallen ist.

    Im Südwesten war alles schwarz. Ein aufrauschendes Meer fiel mir auf und Schildkröten in Schußweite. In diesem Moment näherten sich von allen Seiten Männer, in einer gebirgigen dichtbewaldeten Landschaft näherten sich Männer von allen Seiten. Sie verstanden mit Worten umzugehen und erzählten von Doktor Q. – Q lebe an einer der einsamsten dunkelsten Stellen der Welt. Sein Leben sei das Umherschweifen. Q hocke zum Beispiel auf Bäumen, um unvorsichtige Vorübergehende zu ergreifen und sie mit seinen zangenartigen Händen zu erwürgen. Ich rutschte damals bis zur Brust in eine Grube hinein und bin dann mit langen Schritten durch die Luft gegangen, mit hörbaren Atemstößen, vom Mond beschienen. Ich konnte das kurze harte Gras der Savanne sehen, die niedergeduckten Bäume. Ich versank in Schneewehen, ich sank weich hinab bis zum Kopf. Es ist wahr, daß ich später durch Schlamm ging, ich lächelte höflich und nickte, dann ging ich auf und davon, mit sehr großer Geschwindigkeit. Alles ging leicht, wie im Schlaf. Ich trat aus dem Dickicht heraus und abends ging ich in ein Lokal.
    Höflich gekrümmte Kellner erwarten mich. Ich erinnere mich an ihr vogelartiges Vorwärtsschießen in die Richtung des Tisches, an den ich mich setzte. Die Schüsseln dampften, das Orchester spielte. Überall beugen sich Geiger über die Tische und überall beugen sich Leute über die Teller und Kellner beugen sich über die Leute und Köche beugen sich über die Töpfe und eine Dame beugt sich über ihren nach oben geschobenen Rock, über das obere Stück ihres schwarzen Strumpfes. – Plötzlich wuchs ein Baum zum Fenster herein. Die Kellner huschten dahin, und während ich das Lokal verließ, hatte ein anderer Gast den gleichen Gedanken. So kam es, daß wir kurz nacheinander hinausgingen, ich beachtete ihn nicht weiter. Dieser Mann, niemand anderer als Doktor Q, war zu dieser Zeit ein bekannter Tenor, und ich war ein berühmter Reisender, der die Absicht hatte, die Welt zu verschlingen.
    Wir müssen weiter hinein in die Wälder, sagte Q, der neben mir ging. Also drangen wir weiter hinein in die Wälder, mit

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