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Die Vorzüge der Dunkelheit: Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen. Horrorroman. (German Edition)

Die Vorzüge der Dunkelheit: Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen. Horrorroman. (German Edition)

Titel: Die Vorzüge der Dunkelheit: Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen. Horrorroman. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ror Wolf
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Bahnhofsgeräusche, die Pfiffe der Lokomotiven, das schwere Zusammenprallen und erregte sehr bald allgemeines Aufsehen mit einem überaus scharf geschriebenen Artikel über das Eisenbahnwesen, ich begann furchtlos den damals grassierenden Eisenbahnschwindel aufzudecken. Dabei saß ich am Fenster und beobachtete das rasche Vorbeigleiten von Personenzügen.
    Ich beschloß damals, nachts nicht zu schlafen. Ich schlief am Tag und blieb in der Nacht wach und fühlte mich ziemlich allein, weil alle anderen schliefen, wenn ich herumging. In der Nacht lief ich damals von hier nach dort, ohne Grund. Ich lief ohne Grund von dieser Stelle des Zimmers an eine andere Stelle. Jemand fragte mich: Wollen Sie uns verlassen? Und ich sagte, nein nein, ich bleibe. Aber dann, am folgenden Tag, verließ ich das Zimmer so rasch wie möglich. Ich rollte die Treppe hinab und glitt in eine von Rauch gefüllte Umgebung hinein, wo ich mich niedersetzte und ein Glas Bier bestellte. Später saß ich in einem dunklen Café wie im Magen einer Maus, die den Menschen im Vorbeigehen die Köpfe abbeißt, im Magen einer ungeheuren Maus. Ich hörte das Klappern der Tassen, die Geräusche der Kannen, der Kaffeekannen, und ein kleines ganz fernes Klopfen, das Klopfen meiner Finger auf der Caféhaustischplatte.

    Und natürlich hörte ich die Geräusche von draußen, vor dem Maul der Maus, während ich an meinem Tisch saß, während ich mit dem Knie an die Magenwand stieß, an das Fleisch, das Magenfleisch, und an alle diese unverdauten Dinge, die hereingeschluckt wurden in dieses Café. – Mir wurde klar, daß ich nicht länger hier sitzen konnte, deshalb ging ich einfach aus diesem Maul hinaus, das natürlich kein Maul war und das ich auch nicht einen einzigen Moment für ein Maul gehalten hatte, das ich hier nur der Sache halber, des Wortes MAUL halber, gebraucht habe: MAUL , ich ging also aus diesem Maul hinaus, aus diesem Wort MAUL , denn es war nur ein Wort in meinem Kopf oder aus meinem Kopf, und weil mir plötzlich das Wort SPEISESCHRANK einfiel, kam ich an einen Speiseschrank. – Diese Welt bestand, wie ich später in einem meiner Aufsätze beschrieben habe, wirklich aus einer Reihe sehr schöner Worte, die mir immer dann einfielen, wenn ich sie nötig hatte. Und ich war ganz sicher, ich zweifelte keinen Moment daran, daß, wenn mir jetzt das Wort SCHUHLADEN einfallen würde, ich unmittelbar darauf an einem Schuhladen vorbeikommen würde, oder wenn ich das Wort SCHIEBEZANGE auf die Zunge nähme, würde unverzüglich eine Zange vom Tisch fallen und auf dem Boden liegen. Also hütete ich mich, das Wort Zange auf die Zunge zu nehmen. Zumal es inzwischen Winter geworden war, weil mir das Wort WINTER einfiel, und mein Mund, aus dem ich herauserzählte, war so kalt, die Worte kamen eisbergschwer hervorgeschwommen oder die Zipfel der Sätze. Als es jedoch wieder warm wurde, brauchte ich nur das Wort STROHHUT zu denken, und schon hatte ich einen Strohhut auf. Oder ich dachte an das Wort WIRTSCHAFT und schon saß ich in einer Wirtschaft und trank, weil mir das Wort BIER eingefallen war, ein Bier nach dem anderen, und so ging es mein ganzes Leben lang, bis ans Ende der Welt.
    Eines Tages, in einer Stadt, an die ich mich nicht erinnere, saß ich in einem Lokal mit einer großen Zigarre im Mund. Der Schnee lag so hoch, daß man die Straßenbahnwagen nicht mehr erkennen konnte, und da ich nicht einfach bleiben wollte, machte ich mich von Neuem auf den Weg. Natürlich hatte ich vorher ein bißchen geschossen, aber das war nicht weiter schlimm. Ich war plötzlich ganz allein im Lokal. Ich lief wie auf Polstern, ich lief, als hätte ich keine Probleme beim Laufen, die Treppe hinauf. Am Ende verschwand ich wortlos am oberen Rand des Bildes.

    Ja meine Damen und Herren, der Winter, da liegt er, hart knackend, die Männer rauchen aus Pfeifen heraus, die Häuser verschwinden, die Straßen verschwinden, die Wege und die Bewegungen, sie alle verschwinden. Ich sitze in einem kleinen dunklen zusammengedrückten Café. Die chinesischen Kellner flattern vorüber, die Fingerspitzen rau runzlig, ist das nicht wunderbar? Ist das nicht ein ganz wunderbares vertrauliches Ende? Ja meine Damen und Herrn.
    Der Sturm bläst die Gläser vom Tisch der Hotelterrasse. Es regnet jetzt stark, aber ich drehe mich nicht um.



I ch fürchte die Berge nicht. Das gleiche gilt für den Winter, ich fürchte ihn nicht. Ebensowenig die allgemeinen Verhältnisse. Ich drücke auf einen Knopf an

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