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Die Wächter von Jerusalem

Die Wächter von Jerusalem

Titel: Die Wächter von Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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weiteres möglich , seine Adresse herauszufinden. Oder doch wenigstens seine Telefonnummer.
    Das ersehnte Geräusch des Eintreffens einer Mail erklang, und am oberen Bildschirmrand blinkte der Briefkasten. Es war tatsächlich die Nachricht, auf die Anne so sehnsüchtig gewartet hatte. Voller Hoffnung las sie.
    »Hallo, Anne. Tut mir Leid, dass es so spät geworden ist, aber mein Computer ist während der Suche nach deinem speziellen Freund dreimal abgestürzt. Leider konnte ich nichts herausfinden, was dir weiterhelfen könnte. Wenn dieser Typ über ein Bankkonto verfügt, benutzt er entweder einen falschen Namen, oder es ist auf diverse Scheinfirmen und Strohmänner verteilt. Es gibt Spuren von ihm, der Kerl existiert also wirklich. Aber jeder Hinweis, den ich verfolgt habe, löste sich plötzlich in Luft auf. Ich weiß ja nicht, weshalb du ihn suchst, aber wenn du meinen Rat hören willst – lass besser die Finger von ihm. Meiner Erfahrung nach hat jeder, der sich derart versteckt, es auch bitter nötig. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob ich deinem Freund nicht auch meine Computerabstürze zu verdanken habe. Tut mir Leid, dass ich dir nicht mehr sagen kann. Aber vielleicht ist das auch besser für dich.
    Halt die Ohren steif und mach bitte keine Dummheiten Sebastian
    PS: Lösch am besten gleich das Mail-Verzeichnis, und lass deinen PC auf unerlaubten Zugriff und Viren überprüfen. Man weiß ja nie …«
    Verdammt. Anne stützte den Kopf in die Hände. Sebastian war ihre letzte Hoffnung gewesen. An wen sollte sie sich nun wenden? An die Regierung? Den Geheimdienst? Einen Hellseher ?
    Sie mailte ein kurzes »Danke für deine Mühe, werde deinen Rat beherzigen« an Sebastian zurück. Dann klickte sie die Mail an, um sie zu löschen. Dabei fiel ihr auf, dass eine andere Mail darauf wartete, gelesen zu werden. Eine Mail, die eigentlich auf ihrem Rechner gar nichts mehr zu suchen hatte, weil sie sie nämlich bereits gelöscht hatte – wenigstens hatte sie das geglaubt.
    Sie klickte diese Mail wieder an, um sie zu löschen – vergeblich . War ihr Computer etwa kaputt? Aber nein, Sebastians Nachricht hatte er ganz brav gelöscht, so wie es sich gehörte .
    »Du bist aber hartnäckig«, entfuhr es ihr. Ob sie die Mail erst öffnen musste, bevor sie sich entfernen ließ? Und wenn sich dahinter nun ein Wurm verbarg, der sich über ihre Daten hermachen wollte? Vielleicht hatte Sebastian mit seiner Vermutung Recht, und ihre Daten wurden gelöscht, wenn sie die Mail öffnete.
    Dann muss ich morgen einen Spezialisten kommen lassen, dachte sie und öffnete die Nachricht. Sie war verblüfft über die Kürze.
    »Wenn Sie weitere Informationen wünschen, wählen sie …« Und dann folgte eine fünfzehnstellige Nummer. Fünfzehn Ziffern! Wohin sollte sie da anrufen. Timbuktu? Sie starrte die Zahlenfolge ungläubig an. Ob es wirklich Trottel gab, die aufgrund einer derartigen E-Mail so neugierig wurden , dass sie sich tatsächlich ans Telefon setzten? Vermutlich handelte es sich um eine Nummer, bei der jede Minute fünfzig Euro kostete.
    Aber nicht mit mir, Freunde, dachte Anne. Also weg damit, ab in den Papierkorb. Aber … komisch. Etwas kommt mir daran bekannt vor.
    Es dauerte eine Weile, bis Anne begriff, dass es sich bei den ersten Ziffern um die Vorwahl von Italien handelte. Aber fünfzehn Zahlen? Es gab in Italien keine Stadt, die groß genug war, um so eine lange Telefonnummer zu rechtfertigen. Und wenn es sich nun um eine Geheimnummer handelte, eine Nummer, die über mehrere Apparate geschaltet wurde, bis sie schließlich am Ziel war? Zum Beispiel bei … Cosimo Mecidea?
    Es war natürlich ein abwegiger Gedanke, und trotzdem wollte sie es versuchen. Was konnte sie schon dabei verlieren? Ein paar Euro, die sie sogar noch von der Steuer absetzen konnte.
    Anne griff nach ihrem Telefon und tippte die Nummer ein. Sorgfältig, langsam, Zahl für Zahl. Es dauerte, bis sie endlich das Tuten am anderen Ende der Leitung hörte. Sie zählte die Klingeltöne. Zwei, drei, vier, fünf … Sie schloss die Augen. Ihr Herz klopfte heftig, und ihre Hände wurden feucht. Dann endlich wurde der Hörer abgenommen.
    Es war zehn Uhr abends, als das Telefon im Arbeitszimmer klingelte. Für gewöhnlich hütete sich Anselmo davor, um diese Zeit noch ans Telefon zu gehen, doch an diesem Abend machte er eine Ausnahme. Natürlich, denn er wartete schließlich schon seit gestern auf den erlösenden Anruf. Die Stimme am anderen Ende der Leitung

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