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Die Wächter von Jerusalem

Die Wächter von Jerusalem

Titel: Die Wächter von Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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betreten kann. Wohl werden einige kleinere Höhlen von Öl- und Weinhändlern als Lagerräume genutzt, aber die meisten Stollen seien verschüttet, das haben uns wenigstens immer die Kochmeister erzählt. Es sei lebensgefährlich, sich zu weit in die Steinbrüche vorzuwagen. Viele Gänge sollen sogar so baufällig sein, dass bereits ein Niesen sie zum Einstürzen bringen könnte.«
    Ein unterdrücktes Keuchen ließ Anne aufhorchen. Es klang, als hätte Anselmo es ausgestoßen. Sie warf ihm einen besorgten Blick zu. Selbst im Schein der Fackeln war deutlich zu sehen , wie blass er plötzlich geworden war. Er sah aus, als würde er jeden Augenblick ohnmächtig werden oder vor Panik wieder hinausstürzen. Rashid jedoch schien davon nichts zu bemerken . Seine Finger glitten über das raue Gestein der Stollenwand , während er weiterredete.
    »Geheime Eingänge – wer weiß, wie viele es davon geben mag und wo sie hinführen.« Er flüsterte, doch die Felswände verstärkten seine Stimme und warfen sie als Echo zurück . Dann schüttelte er den Kopf. »Diese Stadt hält wahrlich viele Überraschungen bereit.« Er drehte sich zu Anselmo um. »Wo … Was ist mit dir?«, fragte er und leuchtete ihm ins Gesicht.
    »Nichts, gar nichts«, erwiderte Anselmo rasch und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
    »Gut«, sagte Rashid ungerührt, doch um seine Mundwinkel zuckte es verräterisch. »Dann zeig uns jetzt den Weg. Je eher wir den geheimen Versammlungsort der Anhänger dieses Pater Giacomo finden, umso schneller sind wir auch wieder draußen.«
    Anselmo nickte, wischte sich ein paar Schweißtropfen von der Stirn und straffte die Schultern.
    »Wir … wir müssen zuerst diesem Gang folgen bis zu der Gabelung da vorne.«
    Er packte den Griff seiner Fackel fester und ging voran. An der Stelle, wo ein Stollen nach rechst abbog, während der andere geradeaus weiterführte, blieb Anselmo stehen und suchte den Boden ab.
    »Da ist es!«, rief er schließlich aus und deutete auf drei nebeneinander liegende Steine. Und tatsächlich entdeckte Anne beim genaueren Hinsehen darauf einen eingeritzten Pfeil, der nach rechts zeigte. »Dorthin müssen wir gehen.«
    Sie folgten dem Zeichen und fanden ein anderes, dem sie wieder nachgingen bis zum nächsten. Mal war es eine kleine unscheinbare Felszeichnung an der Wand, mal ein paar auf besondere Art zusammengelegte Stöcke oder Strohhalme, dann wieder Steine oder ein paar Wachsflecken. Die Zeichen deuteten mal nach rechts, dann nach links oder geradeaus, bis Anne sicher war, dass sie ohne Hilfe den Weg nach draußen nie wiederfinden würde. Wenn die drei Männer vorgehabt hätten, sie loszuwerden, hätten sie nur wegzulaufen brauchen. Endlich, als Anne schon den Eindruck hatte, dass sie den Rest ihrer Tage hier in den Stollen würde verbringen müssen, schrie Anselmo triumphierend auf.
    »Da vorne! Da ist es! Wir haben es gefunden!«, rief er und deutete mit einem vor Aufregung zitternden Finger in einen Stollen hinein, der so verwinkelt war, dass das Licht der Fackeln kaum drei Meter weit reichte. Anne hatte plötzlich den Verdacht, dass Anselmo selbst nicht sicher gewesen war, dass er den Weg auch wirklich finden würde, ganz gleich, was er ihnen vorher erzählt hatte. »Am Ende dieses Stollens liegt die Höhle, in der Giacomo seine Predigten hält.«
    »Bleibt hier«, sagte Rashid, drückte Cosimo seine Fackel in die Hand und nahm die Tasche und das Seil von seiner Schulter . »Ich will mich zuerst davon überzeugen, dass der Prediger den Versammlungsort nicht Tag und Nacht bewachen lässt. Wartet hier auf mich. Und macht keinen unnötigen Lärm.«
    Noch bevor Anne etwas erwidern konnte, war er auch schon in dem Gang verschwunden. Wie er ohne Fackel im Dunkeln den Weg finden wollte, war ihr zwar schleierhaft, aber sie wusste, dass jeder Einwand umsonst gewesen wäre. Sie hatte dieses Funkeln in seinen Augen gesehen. Er war sich der Gefahr bewusst – und genoss sie. Sie kannte diesen Gesichtsausdruck von Fallschirmspringern und Freeclimbern, die sie vor ein paar Jahren für einen Artikel über Extremsportarten interviewt und bei der Ausübung ihrer gefährlichen Leidenschaften beobachtet hatte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, aber sie musste sich nicht lange um Rashid sorgen. Bereits kurze Zeit später kam er zurück.
    »Es ist niemand da«, sagte er, hing sich die Tasche um und nahm Cosimo die Fackel wieder ab. »Kommt, es ist nicht weit.«
    Sie folgten dem verwinkelten

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