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Die Wächter von Jerusalem

Die Wächter von Jerusalem

Titel: Die Wächter von Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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akustisches Phänomen seltsam verstärkt. Anne lief ein Schauer über den Rücken. Wie mochte es erst klingen, wenn hunderte von Stimmen hier »Amen« riefen?
    »Da oben«, sagte Anselmo und zeigte auf das Plateau. »Er kam irgendwo aus dem hinteren Teil und stand dann hier vorne.«
    Rashid drückte ihm seine Fackel in die Hand und zog sich an dem Plateau hoch.
    »Allah, welch ein Anblick!« Obwohl er fast flüsterte, war seine Stimme deutlich bis in den letzten Winkel hinein zu hören . »Gib mir die Fackel.«
    Er beugte sich zu Anselmo hinab und nahm ihm die Fackel aus der Hand. Dann verschwand er im hinteren Teil des Altarraumes , der sich durch mehrere gardinenartige Tropfsteine den Blicken entzog.
    »He!«, hörten sie ihn schließlich mit gedämpfter Stimme rufen. Dann tauchte er wieder auf. »Kommt her, das müsst ihr euch ansehen!«
    Er half Anselmo, Cosimo und Anne beim Hochklettern und führte sie anschließend in den hinteren Bereich des » Altarraumes «. Auf einem wie poliert glänzenden Stein stand alles, was man für die Feier einer Messe benötigte – Kelch, Schale, ein Laib Brot, ein Krug. Cosimo nahm jeden einzelnen Gegenstand und betrachtete ihn, als hätte er so etwas noch nie zuvor gesehen.
    »Er feiert hier tatsächlich die Messe«, sagte er ungläubig. »Das ist …«
    »Es ist bestimmt interessant«, unterbrach ihn Rashid, »aber seht euch das mal an!« Er ging voraus und zeigte ihnen einen schmalen Durchgang zwischen den »Vorhängen«, kaum mehr als ein Spalt, von einigen Tropfsteinen so verborgen, dass man ihn ohne weiteres übersehen konnte. » Dahinter befindet sich noch eine Höhle«, sagte Rashid. »Ihr solltet euch das auch ansehen.«
    Sie zwängten sich durch den engen Spalt, und was sie dann sahen, ließ sie alle den Atem anhalten – diesmal jedoch nicht vor Staunen. In der Höhle stapelten sich bis zur Decke Schwerter , Köcher mit Pfeilen und Dolche, Säcke mit Getreide, Mehl und Linsen, sowie Fässer mit Öl und Wasser.
    »Mein Gott«, flüsterte Cosimo. »Özdemir hatte Recht. Dies muss das Waffen- und Lebensmittellager sein, von dem er glaubt, dass Ibrahim es angelegt hat.«
    »Kein Wunder, dass Giacomo so begeistert war«, sagte Anselmo . »Die hier gelagerten Waffen reichen aus, um eine ganze Armee auszurüsten.«
    »Mein Gott!«, flüsterte Anne. »Aber hat er denn gegen Suleimans Truppen überhaupt eine Chance? Einfache Leute gegen ausgebildete Soldaten?«
    »Im Kampf Mann gegen Mann ja«, sagte Rashid. »Aber dazu wird es nicht kommen. Suleiman ist nicht dumm. Anstatt sich auf einen Partisanenkampf in den unübersichtlichen Straßen einzulassen, wird er die Stadt belagern. Niemand wird Jerusalem verlassen können, bis zum Ende der Kämpfe. Er wird nicht riskieren, dass sich die Saat des Aufstandes wie die Pest über sein ganzes Reich ausbreitet.«
    Anne erschauerte, als sie sich vorstellte, was mit den Einwohnern von Jerusalem geschehen würde. Giacomo und seine Anhänger würden lange durchhalten können, sie verfügten schließlich über ausreichend Reserven an Wasser und Nahrungsmitteln . Was aber war mit allen anderen? Würden seine Anhänger wohl in Zeiten der Not auch mit ihren jüdischen und muslimischen Nachbarn teilen?
    »Wir müssen uns diese Stelle merken«, sagte Cosimo. » Özdemir wird wissen wollen, wo Ibrahim die Waffen versteckt hat.«
    »Wir sollten jetzt weitergehen«, meinte Rashid. »Ich habe noch einen weiteren Ausgang aus dem Altarraum gefunden. Dahinter befindet sich ein schmaler, niedriger Gang, dessen Ende ich mit der Fackel nicht sehen konnte. Wenn der Prediger diesen Gang benutzt, um zu seiner Versammlung zu kommen, dann …«
    »… befindet sich an dessen Ende vielleicht auch sein Versteck «, sagte Cosimo. Seine Augen begannen zu leuchten. »Lasst uns gehen!«
    Sie folgten Rashid wieder zum Altarraum und dann in einen schmalen Gang, der schnurgerade in eine Richtung zu führen schien, bis er von einem weiteren Gang gekreuzt wurde. Unschlüssig blieben sie an der Kreuzung stehen.
    »Und wohin jetzt?«, fragte Cosimo, während Rashid die Fackel in die drei möglichen Richtungen hielt.
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich kann hier keine geheimen Zeichen entdecken. Der Prediger wird es wohl auch nicht nötig haben, welche zu hinterlassen, denn er kennt schließlich den Weg.«
    »Und was jetzt?«, fragte Anne und sah zweifelnd in einen der Gänge hinein. Irgendwie schaute keiner von ihnen einladender aus als die anderen.
    »Wir müssen es einfach

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