Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
Vom Netzwerk:
Junge.«
    »Du bleibst hier, wir gehen raus.«
    Er hielt seine Hände hoch. »Jetzt bist du wieder bei Verstand.«
    Tom sagte: »Wenn du nicht auf ihn schießen kannst, ich kann’s.«
    »Geh weiter, Tom.«
    Es gefiel ihr nicht, aber sie drehte sich um und ging zum Ende des Tunnels.
    »Vergiss nicht, Harry«, sagte Cecil, »wir hatten eine gute Zeit.«
    »Du hast nie mehr getan als mein Haar zu schneiden, und du konntest es nicht mal besonders gut.« Ich drehte mich um und ging durch den Tunnel. »Und ich sollte dir ein Bein abschießen für das, was du mit Toby gemacht hast.«
    »Er hat Toby etwas getan?«, fragte Tom. »Gib mir das Gewehr!«
    Sie versuchte, danach zu greifen, und im selben Moment machte Cecil einen Schritt nach vorne. Ich schubste Tom weg und hielt das Gewehr im Anschlag.
    »Ich dachte, du wolltest deiner eigenen Wege gehen«, sagte ich.
    Er lächelte. »Das werd ich, Harry. Aber einen letzten kleinen Versuch wird man ja wohl noch unternehmen dürfen.«
    »Nein«, sagte ich. »Tom, lauf!«
    Wir eilten durch den Tunnel und fürchteten, er würde hinter uns her laufen, aber wir sahen und hörten ihn nicht.
    Wir kamen aus dem Tunnel, liefen an dem Baum vorbei, an dem die erste Leiche gefunden worden war, und dorthin, wo ich das Boot ans Ufer gezogen hatte. Ich nahm an, wenn wir durch die Wälder gingen, würde er uns kriegen, aber wenn wir mit dem Boot den Fluss hinunterführen, wäre es schwerer für ihn, uns zu verfolgen – wenn das seine Absicht war.
    Ich hoffte, sie war es nicht.
    Als wir zum Ufer kamen, war das Boot, das ich nicht ganz ans Ufer hatte ziehen können, von der Strömung in den Fluss gespült worden. Ich sah es, weit entfernt, wie es mit großer Geschwindigkeit davongetrieben wurde.
    »Verdammt«, sagte ich.
    »War das Moses Boot?«, fragte Tom.
    »Wir müssen am Ufer langgehen, zur Schwingenden Brücke.«
    »Das ist ein weiter Weg«, sagte Cecil.
    Ich fuhr herum, und da stand er, oben an der Uferböschung, neben dem Baum, wo Tom und ich die Leiche gefunden hatten. Er war nur ein großer Schatten neben dem Baum, und ich dachte, der Teufel wäre aus der Erde gekommen, dunkel und boshaft und voller Häme. Vielleicht war Cecil gar kein Reisender, sondern Beelzebub persönlich, der, von dem Miss Maggie mir erzählt hatte.
    Cecil trat hinter dem Baum hervor, das Mondlicht fiel auf die Spitze der Machete und ließ mich an eine Geschichte denken, die ich mal gelesen hatte, vom Tod und seiner Sense.
    »Ihr habt einen weiten Weg vor euch, Kinder. Einen weiten Weg.«
    Ich zielte mit dem Gewehr auf ihn, er verschwand hinter den Baum und sagte: »Einen weiten Weg.«
    Da wusste ich, dass ich ihn hätte töten sollen. Oder wenigstens die Machete mitnehmen. Jetzt, wo wir das Boot nicht mehr hatten, könnte er uns leicht folgen, in den dichten Wäldern, und wir konnten ihn dabei nicht mal sehen.
    Tom und ich gingen am Ufer entlang, so schnell wir konnten, und wir hörten, wie Cecil durch den Wald ging, auf der Uferböschung über uns, und schließlich hörten wir ihn nicht mehr. Es war genauso wie in der Nacht, als wir Geräusche im und um den Tunnel gehört hatten. Ich nehme an, das war Cecil gewesen, vielleicht war er hier runtergekommen, um sein Werk an dem Baum zu bestaunen; er wollte, dass jemand es sah. Vielleicht waren wir da, kurz nachdem er fertig geworden war. Er hatte uns verfolgt, oder vielleicht Tom verfolgt. Vielleicht hatte er Tom schon die ganze Zeit gewollt.
    Wir gingen schnell, und Tom fluchte die ganze Zeit und redete davon, was Cecil mit seinen Fingern gemacht hatte. Mir wurde übel.
    »Halt den Mund, Tom, ja? Halt einfach den Mund.«
    Sie begann zu weinen. Ich blieb stehen, kniete mich hin, legte das Gewehr neben mich und meine Hände auf ihre Schulter. »Es tut mir leid, Tom. Wirklich. Ich habe auch Angst. Wir müssen uns irgendwie zusammenreißen, ja?«
    »Ja«, sagte sie.
    »Wir müssen immer weiter in diese Richtung gehen. Ich hab ein Gewehr. Er nicht. Vielleicht hat er schon aufgegeben.«
    »Er wird nicht aufgeben, und das weißt du auch.«
    »Wir müssen weiter.«
    Tom nickte, und wir gingen weiter. Ziemlich bald sahen wir den dunklen Schatten der Schwingenden Brücke über dem Fluss, der Wind war stark, und die Brücke schwang vor und zurück und knarrte und ächzte wie rostige Scharniere.
    »Wir könnten da weitergehen, Tom, aber ich glaube, wir müssen über die Brücke. Es ist kürzer, und wir sind schneller zu Hause.«
    »Ich hab Angst, Harry.«
    »Ich auch. Meinst

Weitere Kostenlose Bücher