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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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verlassene Feuerstelle gesehen hatten. Tom lag nackt am Boden. Ihre Kleider waren überall verstreut, und ein Mann lehnte über ihr, seine Hände fuhren über ihren Körper, immer hin und her, und er machte ein Geräusch wie ein Tier, das nach einer längeren Zeit des Hungers wieder etwas zu fressen bekommt. Seine Hände flossen über ihren Körper, als spiele er Klavier.
    Er nahm einen Sears & Roebuck -Katalog vom Boden auf, riss eine Seite heraus und dann etwas aus der Seite. Im Licht des Feuers sah ich, dass es das Bild eines kleinen Mädchens war. Er rollte das Bild vorsichtig zusammen und legte es sanft auf den Boden. Ich dachte an die anderen, mit diesen kleinen Papieren in ihnen drin, und ich dachte an Dr. Tinn und was er über Fetische gesagt hatte.
    Neben Toms Kopf steckte eine Machete im Boden. Toms Gesicht war mir zugewandt; ihre Augen waren weit offen und voller Tränen, und das blutrote Flackern des Feuers spiegelte sich darin. Sie hatte einen Knebel im Mund. Ihre Arme und Beine waren mit einem Seil gefesselt und so verdreht, dass es schien, als würde sie bei der kleinsten Berührung zerbrechen.
    Der Mann erhob sich, und ich sah, dass seine Hose offen war und er sich anfasste. Er ging vor dem Feuer auf und ab, sah auf Tom herunter und schrie: »Ich will das nicht tun. Du zwingst mich dazu. Es ist deine Schuld, verstehst du? Du bist genau richtig. Genau richtig. Heute Nacht warst du genau richtig.«
    Die Stimme war laut, aber anders als alle Stimmen, die ich kannte. Alle Dunkelheit, alle Feuchtigkeit und alle Schlammigkeit des Flussbetts lag in dieser Stimme, all der Gestank von toten Fischen und Schlangen und Abfall, all der Dreck aus den Plumpsklos am Ufer.
    Noch konnte ich sein Gesicht nicht sehen, aber so, wie er gebaut war, und weil ich die Kette in Mrs. Canertons verwester Hand gesehen hatte, war ich sicher, dass es Dr. Taylor war. Ich nahm an, Mrs. Canerton hatte nach der Kette gegriffen, als sie miteinander rangen, und er hatte ihre Hand abgeschnitten, ohne zu wissen, was sie hielt.
    Langsam drehte er sich um, und als der Feuerschein auf seine Haare fiel, wusste ich, dass ich mich geirrt hatte. Es war nicht Dr. Taylor. Es war Mr. Nations Sohn. Der ältere.
    Dann drehte er sich so, dass ich ihn gut sehen konnte, und es war nicht Mr. Nations Sohn. Ich hatte das nur geglaubt, weil ich es erwartet hatte.
    Ich trat in den Tunnel. »Cecil«, sagte ich.
    Der Name fiel mir aus dem Mund, ich hatte nicht geplant, etwas zu sagen. Cecil drehte sich zu mir um, und als er mich sah, hatte er den gleichen Ausdruck im Gesicht wie vor Stunden, als Tom auf seinen Knien geschaukelt hatte und hinter ihm die Feuerwerkskörper explodiert waren. Sein Gesichtsausdruck war weder glücklich noch traurig; er war schlaftrunken, wie der eines Mannes, der aus einem intensiven Traum erwacht, an den er sich nicht erinnern kann.
    Er ließ seinen Penis los, sodass sich sein Gehänge meinen Blicken darbot wie ein Sonderangebot in Mr. Groons Laden.
    »Oh Junge«, sagte er, die Stimme immer noch laut und tierisch, »es ist einfach alles schief gegangen. Ich wollte Tom nicht haben. Ich wollt’s nicht. Aber sie ist gewachsen, Junge, sie ist reif geworden, direkt vor meinen Augen. Jedes Mal, wenn ich sie sah, sagte ich mir, nein, tu’s nicht … man scheißt nicht da, wo man isst. Aber sie ist reif geworden, Junge. Und dann dachte ich, ich geh mal rüber zu euch und werf noch einen Blick auf sie, nur so – aber dann hab ich sie gesehen, es war so leicht, sie mitzunehmen. Und ich wusste, heut Nacht musste ich sie haben. Ich konnte nichts dagegen tun.«
    »Warum?«
    »Gott … es gibt kein Warum. Ich sag mir, ich werde es nicht tun, aber ich tu’s wieder. Ich tu’s.«
    Er kam auf mich zu.
    Ich zielte mit dem Gewehr auf ihn.
    »Harry«, sagte er. »Du wirst mich doch nicht erschießen.«
    »Doch, Sir. Das werde ich.«
    »Es ist etwas, wogegen ich nichts tun kann. Hör zu. Ich lass sie gehen, und wir vergessen die ganze Sache. Bis du zu Hause bist, bin ich verschwunden. Ich hab ein kleines Boot, ich fahr den Fluss runter und springe dann auf irgendeinen Zug. Da bin ich gut drin. Ich kann mich davonmachen, bevor du dich versiehst. Ich bin mit meinem Lieferwagen hergekommen, das Boot hatte ich hinten drauf. Den Lieferwagen schenke ich dir. Du bist alt genug für einen Lieferwagen. Du solltest einen haben. Ich lass ihn dir da. Er steht oberhalb von Moses Hütte.«
    »Du wirst kleiner«, sagte ich.
    Sein Pipimann war schlaff

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