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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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bisschen gewartet. Du und die kleine Tom, ihr werdet jetzt ein Bad nehmen. Ich wollt’s nicht so weit kommen lassen – aber so ist es nun mal. Das siehst du doch ein, oder? Alles, was ich wollte, war Tom. Wenn du sie mir jetzt gibst, wenn du sie über diese Brücke zu mir kommen lässt, kannst du gehen. Bis du zu Hause bist, werden Tom und ich weg sein. Das ist alles, was ich dir anbieten kann, Harry.«
    »Du bist ja nicht ganz dicht«, sagte ich.
    Cecil packte die Seile fester und schüttelte sie. Die Brücke hob sich unter mir, meine Füße traten ins Leere, und ich klammerte mich an die Drahtseile an der Seite.
    Ich sah rüber zu Tom. Sie war hingefallen und hielt sich an einem der Bretter fest. Ich sah, dass Teile des verrotteten Holzes, an das sie sich klammerte, herausbrachen, Splitter fielen ins Mondlicht. Toms Beine strampelten im Nichts. Das Brett krachte. Sie schrie. Die Brücke seufzte im Wind, die verrosteten alten Drahtseile kreischten wie eine Ratte, die mit einem Stiefelabsatz langsam zu Tode getreten wird.
    Cecil schüttelte die Seile noch mal. Ich hielt mich fest, meine Beine schwangen hin und her. Ich versuchte, mich hochzuziehen, mich wieder auf eins der Bretter zu stellen, aber die Brücke hatte sich geneigt, und wenn ich an den Seilen zog, verschlimmerte ich die Schieflage, und die ohnehin biegsamen Seile wurden durchgeschüttelt, vom Wind und von Cecil.
    Das Brett, an dem Tom sich festhielt, brach nicht durch, aber es splitterte immer weiter; sie klammerte sich nur noch an ein dünnes Stück Holz, das an beiden Seiten an den unteren Seilen der Brücke befestigt war.
    Ich blickte zu Cecil hinüber und sah eine zweite Gestalt hinter ihm aus den Schatten treten; eine große Gestalt, mit etwas auf dem Kopf, das wie Hörner aussah.
    Es war Telly, Moses Junge.
    Telly fasste Cecil um den Hals und zog ihn nach hinten. Cecil wirbelte herum und schlug ihn in den Magen. Sie rangen eine Weile miteinander, hielten sich an den Oberarmen, drückten und zogen.
    Cecil machte sich los; dabei riss der Ärmel seines Hemdes. Er griff nach der Machete und zog sie quer über Tellys Brust. Telly heulte auf, stürzte sich auf Cecil, und beide fielen auf die Brücke.
    Als sie auftrafen, splitterten die Bretter, und die Brücke schaukelte wütender als je zuvor. Ich hörte ein schnappendes Geräusch, gefolgt von einer Art Fauchen, als eins der Drahtseile entzweiriss, ausholte wie eine Peitsche und dann ins Wasser fiel.
    Cecil und Telly stürzten an uns vorbei in den Sabine River. Tom hing noch einen Moment an dem zersplitterten Brett, dann brach es – aber bevor es gänzlich auseinander fiel und sie abstürzen ließ, riss das zweite Drahtseil, und wir fielen in den rasenden Fluss, hinter ihnen her.
    *
    Ich fiel tief, tauchte ein ins schäumende Wasser, das mir den Atem nahm, und stieß gegen Tom. Sie schrie, und ich packte sie am Kragen ihres T-Shirts. Das Wasser drückte uns wieder nach unten. Toms Kragen im Griff versuchte ich, uns wieder nach oben zu bringen, und als wir wieder an der Oberfläche waren, sah ich Cecil und Telly, ineinander verschlungen, wie sie durch die rasante Strömung des Flusses trieben und über die Stromschnellen hinausgeschossen wurden in das tiefere, ruhigere Wasser.
    Dann wurden auch wir in die Schnellen getrieben, wir stürzten hinunter, und das Wasser überschwemmte uns erneut. Ich hielt Tom am Kragen. Einen Moment lang fühlte ich mich, als sei ich ohnmächtig geworden, dann stiegen wir wieder auf, und die Nachtluft schlug mir ins Gesicht.
    Ich fasste Tom fester und versuchte, in Richtung des Ufers zu schwimmen. Es war nicht leicht, in unseren nassen Kleidern und Schuhen, erschöpft wie wir waren, und gegen die verdammte Strömung.
    Tom half kein bisschen. Sie war zu schwach und ließ sich von der Strömung treiben. Mehrmals dachte ich, dass ich es nicht schaffen würde, oder dass ich, schlimmer noch, Tom loslassen würde, um meine Haut zu retten – aber ich hielt sie so fest, dass ich kein Gefühl mehr in den Fingern hatte.
    Dann fühlte ich Kiesel und Sand unter meinen Füßen. Ich watete ans Ufer und zog Tom hinter mir her. Ich fiel auf die Knie. Tom krümmte sich zusammen und erbrach sich.
    Ich fiel nach vorne, rollte auf den Rücken und schnappte nach der kalten Luft. Mein Kopf drehte sich. Ich bemerkte kaum, dass es aufgehört hatte zu regnen.
    Ich hob den Kopf und sah hinaus aufs Wasser. Der Mond, glücklich, die Wolken los zu sein, warf ein öliges Licht auf den Sabine River,

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