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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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du, du schaffst es?«
    Tom biss sich auf die Lippen und nickte. »Ja.«
    Wir kletterten die Böschung hoch, wo die Brücke anfing, und sahen sie an. Sie schwankte hin und her. Weiße Schaumkronen bildeten sich auf dem dunklen Wasser darunter, kreiselten davon und stürzten über die Stromschnellen hinein in den breiteren, tieferen, langsameren Teil des Flusses; aber in dieser windigen, verregneten Nacht war selbst dort die Strömung schnell.
    Die Wälder schienen ruhig, aber dennoch erfüllt von etwas, das ich nicht benennen konnte. Trotz des Regens teilten sich jetzt die Wolken wieder, und der Mond schien auf uns herunter. Der Regen wurde stärker, und ich wusste, dass es bald nur noch Wolken und Regen und kaum oder gar kein Mondlicht mehr geben würde. Das würde alles noch schlimmer machen.
    Genau wie beim letzten Mal beschloss ich voranzugehen, damit Tom sehen konnte, wo die morschen Bretter waren. Als ich auf die Brücke trat, schaukelte sie heftig unter meinem Gewicht und wegen des Windes, und fast wäre ich ins Wasser gefallen. Als ich die Hände ausstreckte, um mich an den Drahtseilen festzuhalten, ließ ich das Gewehr fallen. Es fiel hinunter in den Fluss, lautlos, übertönt vom Tosen des Wassers.
    »Du hast es verloren, Harry«, schrie Tom vom Ufer.
    »Geh los und halt dich an den Drahtseilen fest.«
    Tom machte einen Schritt auf die Brücke. Sie schaukelte wie verrückt und warf sie beinahe ab.
    »Wir müssen uns möglichst leicht machen«, sagte ich, »und gleichzeitig gehen. Wenn ich einen Schritt mache, machst du auch einen. Und wenn ein Brett nicht hält, siehst du es rechtzeitig.«
    »Was mach ich, wenn du runterfällst?«
    »Dann musst du weitergehen, Tom.«
    Wir gingen weiter, es ging jetzt besser, weil wir nicht mehr, wie zuvor, am ganzen Leib zitterten. Trotzdem kamen wir nur sehr langsam voran, und ich dachte, vielleicht hätten wir doch weiter am Ufer entlanggehen und an einer flachen Stelle durch den Fluss waten sollen. Aber der Weg am Fluss entlang war dunkel, die Bäume wuchsen dicht am Wasser, und es wäre ein Leichtes für Cecil, uns zu schnappen.
    Dennoch – jetzt, auf der Brücke, wo es so langsam ging, mit all dem Wind und all dem Regen, kamen mir Zweifel. Aber es gab kein Zurück. Zurück würden wir genauso lange brauchen wie zur anderen Seite. Und ich hatte das Gewehr nicht mehr.
    Ich drehte mich um, sah an Tom vorbei die Brücke entlang. Ich sah niemanden, der uns folgte.
    Es ging langsam, aber dann waren wir nur noch sechs Fuß vom Ende der Brücke entfernt. Ich fing wieder an zu atmen. Dann aber wurde mir klar, dass wir immer noch eine ganze Strecke vor uns hatten, bis wir auf den breiteren Pfad kämen und dann auf die Straße der Prediger. Aber sie konnte weder Cecil noch irgendjemand sonst aufhalten. Es war nur eine Straße. Und selbst, wenn wir es zur Straße schaffen würden, hatten wir immer noch einen langen Weg vor uns, und Cecil wusste wahrscheinlich, wo wir hinwollten, und vielleicht waren Mama und Daddy noch gar nicht zu Hause. Und was Grandma betraf, wusste ich nicht, ob sie zum Haus zurückgegangen war, um auf Mama und Daddy zu warten, ob sie losgefahren war, um Hilfe zu holen, oder ob sie immer noch dort lag, wo ich sie zurückgelassen hatte.
    Ich dachte, wenn wir zur Straße kämen, könnten wir Cecil täuschen, indem wir einfach in die andere Richtung gingen. Der Nachteil daran war, dass es sehr viel länger dauern würde, bis wir zu irgendeinem Haus kämen, und wenn Cecil herausfände, was wir vorhätten, wären wir noch schlimmer dran. Ich beschloss, dass es die einzige Chance war, auf direktem Weg nach Hause zu gehen und wachsam zu bleiben.
    Während ich mir das überlegte und wir kurz davor waren, das Ufer zu erreichen, löste sich ein Erdklumpen an der Uferböschung, und die Schatten drumherum bewegten sich auch. Cecil trat aus den Schatten und sah aus, als sei er durch eine Entkernmaschine für Baumwolle gekrochen. In der Hand hatte er die Machete.
    Ein Blick auf sein Gesicht sagte alles. Er hatte uns. Ich sah über die Schulter zu Tom. In ihrem Blick lag eine verzweifelte Frage.
    Ich dachte daran, umzudrehen, aber bevor ich mich entschließen konnte, sah ich, wie Cecil die Machete in den Boden steckte. Er stand auf festem Boden, packte mit beiden Händen die Drahtseile, die die Brücke hielten, und sagte: »Ich war schneller als ihr, Junge. Ich bin am Ufer entlang und dann durch den Fluss gewatet, wie ihr’s auch hättet tun sollen. Dann hab ich einfach ein

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