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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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brummte Macellius mißmutig: »Was denkt sich Paulus eigentlich? Warum schickt er diesen Mann ausgerechnet zu mir? Das kann doch jeder Decurion entscheiden!« Er holte tief Luft und zwang sich zu der gewohnten Ruhe. »Also gut, bring den nächsten herein… «
    Der nächste war ein Britone und hieß Tascio, erklärte ihm der Sekretär. »Er will der Legion Roggen verkaufen.«
    Macellius runzelte die Stirn. »Für den bin ich nicht zu sprechen. Seine letzte Lieferung war ungenießbar… Aber wir brauchen Getreide, es gibt in diesem Jahr zu wenig. Hör zu, Valerius, biete dem Gauner die Hälfte, nicht mehr als die Hälfte von dem, was er verlangt. Bevor du die Anweisung für den Zahlmeister abzeichnest, laß ein halbes Dutzend Köche die Lieferung begutachten. Wenn der Roggen verfault oder schimmelig ist, dann wirf ihn weg und laß ihn verbrennen. Verdorbener Roggen führt dazu, daß die Männer Fieber bekommen. Wenn der Roggen in Ordnung ist, gib ihm die vereinbarte Summe. Aber wenn er Schwierigkeiten macht, dann kannst du ihm sagen, daß er ausgepeitscht wird, weil er die Legion betrogen hat. Ich weiß von Sextillus, daß wir fünf Männer verloren haben, weil seine letzte Lieferung verdorben war.«
    Er holte Luft und sagte leise, aber mit einem drohenden Unterton: »Wenn er dann immer noch frech wird, übergibst du ihn Appius, und ich werde dem Rat der Druiden eine Beschwerde überreichen. Ihre Strafe wird halb so mild sein wie unsere. Übrigens, wenn der Roggen wieder verdorben ist, setzt du ihn auf die schwarze Liste und sagst ihm, er soll sich nie wieder hier blicken lassen. Ist das klar?«
    Valerius wirkte noch mürrischer und nickte stumm. Obwohl der Mann so unfreundlich wirkte, konnte sich Macellius auf ihn voll verlassen. Als der Sekretär im Vorzimmer war, hörte Macellius ihn erstaunt rufen: »Salve, junger Severus. Du bist wieder zurück?« und Macellius hörte die vertraute Stimme antworten: »Salve, Valerius! Vorsicht, der Arm tut noch weh! Ist mein Vater da?«
    Macellius stand so schnell auf, daß sein Stuhl umfiel. »Gaius! Mein lieber Junge! Ich habe mir bereits Sorgen um dich gemacht!«
    Er kam um den Tisch herum und umarmte seinen Sohn kurz.
    »Was hat dich so lange aufgehalten?«
    »Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte«, antwortete Gaius ausweichend.
    Macellius spürte, wie Gaius unter seinem Griff zusammenzuckte und ließ ihn sofort los.
    »Was hast du? Bist du verletzt?«
    »Nicht schwer. Es ist beinahe alles verheilt. Hast du noch viel zu tun, Vater?«
    Macellius sah sich kurz in dem kleinen Raum um. »Was noch vorliegt, kann ich alles Valerius überlassen.« Er musterte kopfschüttelnd die staubige Kleidung seines Sohnes und brummte mißbilligend: »Sag mal, mußt du so abgerissen wie ein Freigelassener oder ein Eingeborener hier im Lager erscheinen?«
    Gaius preßte kurz die Lippen aufeinander, als habe ihn die Bezeichnung »Eingeborener« verletzt. Aber er antwortete sachlich und ohne Verlegenheit.
    »In den Wäldern ist es sicherer, wenn man so aussieht.«
    »Hmm!« Macellius beließ es dabei, aber er wußte, daß sein Sohn recht hatte. »Also gut… . aber du hättest doch baden und dich umkleiden können, bevor du mir unter die Augen trittst.«
    »Ich dachte, du machst dir Sorgen, Vater«, erklärte Gaius, »weil ich meinen Urlaub um ein paar Tage überschritten habe. Deshalb bin ich sofort hierher gekommen, um dich wissen zu lassen, daß ich noch am Leben bin. Mit deiner Erlaubnis werde ich jetzt baden und mich umkleiden. Das einzige Wasser, mit dem ich heute in Berührung gekommen bin, war der Fluß, den ich durchschwommen habe.«
    »Warte«, brummte Macellius mißmutig, »ich begleite dich.«
    Er umfaßte den Unterarm seines Sohnes und drückte ihn kurz. Unerklärlicherweise machte er sich immer Sorgen, wenn Gaius unterwegs war. Er befürchtete jedesmal, der Junge werde nicht zurückkommen. Es gab keinen vernünftigen Grund dafür, denn Gaius war schon als Kind sehr selbständig gewesen. Jedenfalls hatte ihn der verbundene Arm mehr erschreckt, als er es wahrhaben wollte.
    »Sag mir, was geschehen ist. Warum trägst du diesen Verband?«
    »Ich bin im Wald in eine Fallgrube gestürzt, in der man Wildschweine und Bären fängt«, erwiderte Gaius. »Einer der Pfähle hat sich durch meine Schulter gebohrt.« Sein Vater wurde blaß, und Gaius fügte schnell beruhigend hinzu: »Die Wunde ist gut verheilt. Ich habe noch nicht einmal Schmerzen. Ich muß nur aufpassen, daß ich mich

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