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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nirgends stoße. Keine Angst, Vater, in ein paar Wochen kann ich wieder meinen Dienst tun.«
    »Wie… ?«
    »Du meinst, wie ich aus der Falle herausgekommen bin?« Der junge Mann lachte. »Ein paar Britonen haben mich gefunden und meine Wunden behandelt, bis ich wieder auf den Beinen war.«
    Man konnte Macellius am Gesicht ablesen, was er empfand, aber er sagte nur: »Ich hoffe, du hast sie entsprechend belohnt.«
    »Im Gegenteil, Vater. Man hat mir auf ehrenwerteste Weise Gastfreundschaft gewährt, und ich habe sie angenommen, wie es unter meinesgleichen üblich ist.«
    »Ach.« Macellius wollte nicht weiter darauf eingehen, denn Gaius reagierte immer empfindlich, wenn es um seine britonische Herkunft ging.

    Das Militärbad befand sich außerhalb der Palisaden. Macellius setzte sich auf eine Bank, während sich Gaius von den Badewärtern auskleiden, waschen und massieren ließ. Sein Leibsklave holte unterdessen für Gaius frische Sachen. Macellius lehnte sich entspannt zurück und überlegte, was mit dem Jungen wohl geschehen war. Er schien irgendwie verändert, und das konnte nicht nur mit der Verletzung zusammenhängen. Unbehaglich wünschte er sich, wieder in seinem Amtszimmer zu sitzen und sich mit Fragen zu beschäftigen, die er vergessen konnte, sobald die Sache vom Tisch war.
    Es dauerte nicht lange, und Gaius erschien sauber aus dem Bad. Er wirkte sehr jung in der kurzen Wolltunika. Die nassen Haare fielen in langen schwarzen Locken bis auf die Schultern. Macellius ließ den Barbier kommen, und während der Sklave seinem Sohn das widerspenstige Haar militärisch kurz schnitt und den Bart rasierte, berichtete Gaius von seinem Abenteuer.
    Eindeutig verschweigt er gewisse Dinge, dachte Macellius. Ich möchte wissen, warum Clotinus Albinus den Unfall nicht gemeldet hat.
    In gewisser Weise war er seinem Sohn dafür dankbar, daß er ihnen beiden die Unannehmlichkeiten einer förmlichen Untersuchung ersparte, die jeder Hinweis darauf, daß es sich um mehr als um einen Unfall gehandelt hatte, mit sich gebracht hätte.
    »Der Militärarzt muß sich unbedingt deine Schulter ansehen«, sagte er, nachdem Gaius seinen Bericht beendet hatte.
    Gaius widersprach energisch. »Es ist alles in bester Ordnung!«
    Aber Macellius bestand auf der Untersuchung, und es dauerte nicht allzu lange, bis der alte Manlius erschien und vorsichtig den Verband entfernte. Er drückte, bewegte und betastete die Schulter, bis Gaius bleich wurde und zu schwitzen begann. Dann erklärte er ernst, die Schulter sei gut verheilt, und selbst er hätte nicht mehr für den jungen Mann tun können.
    »Das habe ich dir doch gleich gesagt«, murmelte Gaius mit zusammengebissen Zähnen. Aber er vermied es, seinem Vater in die Augen zu blicken.
    Gut, dachte Macellius, er will sich nicht mit mir streiten…
    Gaius legte sich erschöpft auf den Rücken. Er unternahm den schwachen Versuch, die Tunika wieder zu befestigen, verzichtete aber darauf und lächelte dankbar, als Macellius aufstand und es für ihn tat. Dann griff er nach der Hand seines Vaters und drückte sie.
    »Ich habe dir doch gesagt, daß es mir gutgeht. Du bist wirklich in allem übervorsichtig«, sagte er seufzend.
    Macellius dachte: Er ist ein hübscher Junge geworden. Ich möchte wissen, auf was für einen Unfug er sich eingelassen hat. Nun ja, er ist jung. In seinem Alter hat man ein Recht auf gewisse Dummheiten. Aber ich werde mich hüten, ihm das zu sagen…
    Er räusperte sich.
    »Also, welche Entschuldigung hast du dafür, daß du dich nicht rechtzeitig zum Dienst zurückgemeldet hast?«
    Gaius deutete auf die Schulter.
    »Ich verstehe. Natürlich konntest du dich mit dieser Wunde nicht von der Stelle bewegen. Ich werde mit Sextillus sprechen. Aber das nächste Mal vermeide solche Unfälle. Du bist nicht das verwöhnte Kind eines Patriziers und kannst nicht hoffen, daß Familienbeziehungen dir die Folgen deines Leichtsinns ersparen. Dein Großvater war ein Bauer vor den Toren von Tarent, und ich habe schwer arbeiten müssen, um es soweit zu bringen.« Er schwieg und sagte dann: »Gaius, was hältst du davon, nicht nach Glevum zurückzukehren?«
    »Vater, ist es ein so schweres Vergehen, wenn man sich wegen eines Unfalls nicht rechtzeitig zum Dienst zurückmeldet… ?«
    Er blickte Macellius fassungslos an, und sein Vater beruhigte ihn schnell: »Nein, nein. Du hast mich falsch verstanden. Das ist nicht als Strafe gemeint. Ich will nur wissen, ob du damit einverstanden bist, daß du mir

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