Die wahre Lehre - nach Mickymaus
Langowski
Illustriert von Klaus Porschka
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Ron Montana
Der letzte Picasso
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D er alte Mann wirkte zugleich gebeugt und groß. Er trug das Fell eines schon lange toten Tieres, das mit den Jahren unter der Sonne braun geworden war wie seine Haut. Sein langes, buschiges Haar war mit grauen Knoten durchsetzt und verschmolz übergangslos mit dem Vollbart, der bis zur Brust hinabreichte. Um Füße und Waden hatte er sich dunkle, ungegerbte Felle von kleineren Tieren gewunden. In der rechten Hand hielt er einen Bogen, den er aus der Federung eines Autos gemacht hatte; das Metall war geglättet, nachdem er es unzählige Male in der Hand gehalten hatte.
Es war früh am Morgen, die Sonne hing rot und dunstig über dem Horizont. In zwei Tagen hatte er Geburtstag. Er besaß keinen Kalender und keine Uhr, doch er wußte es, und er seufzte, als er den Hügel hinaufstieg zur Mündung der Höhle, in der er lebte.
Die Höhle war ein dunkles Loch in der Hügelflanke, vor Wind und Wetter durch eine Gruppe hoher Pappeln geschützt. Sie war groß genug, um ein Feldbett, das mit Fellen bedeckt war, um ein Bücherregal aus grob behauenen Stämmen aufzunehmen. Er hatte viele Bücher, doch sie waren schmutzig und vergilbt, und er hatte sie schon lange nicht mehr in die Hand genommen. Der alte Mann hatte nicht mehr das Bedürfnis zu lesen. Die bunten Einbände hatten mit der Zeit eine trübe Patina angesetzt; sie waren ihm fremd geworden, und vielleicht würde er sie dann verbrennen, wenn die Regenzeit kam und das Holz zu feucht war, um ihn zu wärmen.
Er legte die Beute des Morgens, ein mageres Kaninchen, auf den flachen Stein neben der Feuergrube und begann seine Mahlzeit vorzubereiten. Während er das verfilzte Fell abzog, fiel ihm ein, daß dies für die nächsten zwei Tage sein letztes Essen sein würde. Wenn das Ereignis so nahe war, konnte er sich nicht mehr zum Essen überwinden. Danach würde er wieder jagen und sich vollstopfen, vielleicht einen kleinen Hirsch oder ein Wildschwein, doch jetzt hatte er keinen Appetit, und er zwang sich, mechanisch das zähe Fleisch hinunterzuschlingen, damit er nicht vor dem Ereignis krank würde.
Als der alte Mann sein Frühstück beendet hatte, legte er die Hände in den Schoß und wartete. Es war fast Zeit zu beginnen, doch er wollte es nicht überstürzen. Nach zwanzig Jahren war das Ereignis ein heiliges Ritual geworden, und er mußte dem Plan entsprechend vorgehen. Er bekam Angst, daß etwas nicht funktionieren könnte, und er versuchte, die Furcht zu verdrängen, indem er an etwas anderes dachte, doch es hatte keinen Zweck. Es hatte nur zweimal Probleme gegeben, und beide Male hatte er sie mühelos beheben können. Doch wenn etwas wirklich Wichtiges schiefging, konnte er sich vielleicht nicht mehr an die notwendigen Schritte erinnern, und das machte ihm angst. Aber, dachte er, es würde schon reichen, es nur wieder anzusehen. Eines Tages würde das alles sein, was ihm noch blieb, und er wußte, daß er sich auf diese Möglichkeit einrichten mußte.
Er verwarf die Zweifel, stand auf, und verließ die Höhle. Als der alte Mann den baumbeschatteten Pfad zur Straße hinuntertrabte, brach die Sonne durch die schmutziggraue Wolkendecke. Er blieb mitten auf der Straße stehen, die einmal der Highway 17 gewesen war, blickte in beide Richtungen und suchte sie nach Hindernissen ab. Der Wind blies scharf durch das Tal und hielt die Straße einigermaßen frei. Die Baumlinie war so weit entfernt, daß umgestürzte Bäume kein Problem waren. Nach all den Jahren war es immer noch möglich.
Er nickte und ging mitten auf der Straße. Er ging zuerst sehr langsam, fast humpelnd unter dem Gewicht des Alters, das er auf den eingesunkenen Schultern trug. Als er sich seinem Ziel näherte, begann er schneller zu gehen, die Vorfreude kitzelte seine Fußsohlen.
An der Stelle, an der die unbefestigte Nebenstraße nach links in die Hügel abzweigte, mußte er stehenbleiben und ein wucherndes Gebüsch abschlagen, das fast so groß war wie er. Seine Messerklinge grub sich in die Wurzeln, und er wurde wütend, als er die widerspenstigen Zweige heftig aus dem harten Boden riß. Er sollte eigentlich nicht wütend werden, denn er hatte diese Aufgabe jedes Jahr zu erledigen, und inzwischen sollte er sie als Routine betrachten können. Vielleicht sollte er dieses Mal in die alte Scheune gehen und ein Entlaubungsmittel suchen. Ja, das würde er tun; doch er hatte das Gefühl, daß er im
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