Die wahre Lehre - nach Mickymaus
Doch sie waren nur Träume; niemand war mehr da, der im Wald die Bäume umstürzen hörte. Er war der einzige Hüter, und die Dinge, die er tat, tat er für sich. Doch das war gut, denn niemand war mehr da, der über ihn urteilen konnte – oder was noch wichtiger war, der über ihn lachen konnte.
Seine Erektion drängte gegen den Kotflügel, und er umarmte den Wagen, bewegte den Körper auf und nieder, während der Druck in seinen Lenden wuchs. Schließlich ergoß sich sein Samen auf den Boden; er trat rechtzeitig vom Wagen zurück, um die dicke Schicht Politur über der Farbe nicht zu beflecken.
Ein Tropfen seines Samens fiel auf die Radspeichen, und er rieb fluchend mit dem Tuch über die Speiche, um den Fleck zu entfernen. Schuldgefühle packten den Magen des alten Mannes, doch er wußte nicht, ob sie aus dem entstanden waren, was er gerade getan hatte, oder weil er das Auto besudelt hatte.
Er polierte die Speiche, bis sie wieder glänzte, und ging zu einem Metallschrank. Er öffnete ihn und begann sich anzuziehen. Neben dem Schrank stand ein verhängter, körpergroßer Spiegel, und als er fertig war, trat er davor und zog den Vorhang weg. Der alte Mann deckte den Spiegel immer erst auf, wenn er ganz angezogen war, denn er wollte sich nicht so sehen, wie er vorher gewesen war.
Er starrte in das bläuliche Glas und sah Martin Rismiller zurückstarren. Das Gesicht im Spiegel war tiefbraun, abgesehen von den teigig weißen Stellen, die vom Bart bedeckt gewesen waren. Und er war kein alter Mann. Er war fünfundvierzig Jahre alt und heute war sein Geburtstag. Er stand aufrecht in seinem rostfarbenen Rollkragenpullover und der teuren vorgebleichten Levis. Seine Schuhe waren aus Wildleder, und er trug ein 24karätiges goldenes ID-Armband am rechten Handgelenk. Er lächelte, als er die braune Lederjacke und die Autohandschuhe anzog. Die Kleidung paßte immer noch gut, und er freute sich darüber. Ohne diese Kleidung wäre es nichts gewesen.
Er nahm die polarisierte Foster-Grants-Brille aus dem Halter auf dem Armaturenbrett und setzte sich in den hochlehnigen Fahrersitz. Er legte beide Hände auf das mit schwarzem Leder bezogene Lenkrad, packte es fest, bis er wußte, daß seine Knöchel unter den Handschuhen weiß angelaufen waren. Dann schob er den Schaltknüppel in den Leerlauf und setzte den Fuß auf die Kupplung. Er nahm den Schlüssel, den er jetzt über dem Pullover trug, schob ihn ins Zündschloß, atmete tief aus und drehte den Schlüssel herum.
Der Anlasser jaulte, die Maschine startete. Die Inspektionen, die er nach jeder Fahrt gemacht hatte, waren die Zeit wert gewesen, dachte er, als er sah, wie der Drehzahlmesser auf 1100 stieg. Der Öldruck war inzwischen normal, und die Batterieanzeige stand auf Ladung. Der Tageskilometerzähler stand auf 28, und er stellte ihn auf Null zurück, bevor er ausstieg, um die Batteriekabel abzuziehen und das Ladegerät auszuschalten. Er ließ den Wagen fünf Minuten lang warmlaufen. Dann legte er den Sicherheitsgurt an und überprüfte noch einmal die Anzeigen.
Er legte den ersten Gang ein, ließ die Kupplung langsam kommen, und der Z glitt langsam aus der Garage. Er machte eine Bremsprobe. Dann drehte er den Motor hoch. Trotz der geschlossenen Fenster konnte er hören, wie das tiefe Brummen des Motors von den Bergen widerhallte. Es war ein schönes Geräusch, er liebte es. Eine pochende, gedämpfte Melodie, die durch den dicken Teppich auf dem Boden heraufsummte, seine Beine herauf bis in die Schultern. Sie kam aus allen Richtungen. Berauschend.
Martin löste die Handbremse und fuhr auf die Lichtung hinaus. Die Sonne spiegelte sich im burgunderfarbenen Lack, als der Z den Schatten des Hügels verließ. Der Lack glänzte wie ein Spiegel und warf tanzende Reflexe in alle Richtungen, wie ein Laserstrahl aus weinrotem Licht, der vom Grün und Braun der Berge reflektiert wurde.
Martin fühlte sich wie ein Gott, als er eine Achtspurkassette aus der Mittelkonsole nahm und sie durch die Klappe ins Kassettendeck des Radios schob. Viele Jahre lang hatte er zuerst immer das Radio eingeschaltet, doch irgendwann hatte er es aufgegeben. Das eine Band, das er noch besaß, war mehr als genug. Die anderen waren verschlissen oder kaputt, doch er war dankbar, daß das Blaupunkt-Gerät überhaupt noch funktionierte. Er drückte das Band in den Abspieler, und Chuck Berry brüllte Johnny B. Goode über die Lichtung. Es hallte wie Kanonendonner. Vögel stoben in wilder Flucht durch die
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