Die wahre Lehre - nach Mickymaus
waren beschädigt, andere fehlten ganz! Aber einige Dinge waren bereits klar. Mera hatte recht. Wenn Hald das Buch und seinen Inhalt gekannt hätte, dann hätte man ihn leicht überzeugen können, nicht zum Dred zu gehen.
Bevor ich sie an diesem Morgen verließ, nahm Mera meine Hand und sagte: »Das sind schwarze Gedanken, Kirth, aber ich kann sie nicht ignorieren, wie Arain es tut. Wenn Handred die Nupaskans nicht aufhalten kann, dann wird Radna ins Tageslicht freigelassen; Arain und ich werden die ersten sein, die sterben werden, entweder durch die Hand der Nupaskans oder durch Radnas Hand. Wenn du uns je geliebt hast, mußt du mir eins versprechen.«
»Was denn?« fragte ich.
»Daß du das Geheimnis des Buches nicht mit uns sterben läßt.«
Ich dachte an den Eid, den ich vor langer Zeit geschworen hatte, als ich vom gefährlichen Weg meiner Schwestern erfahren hatte. Ich hatte geschworen, ihnen zu folgen, wenn sie starben. Ich hatte den Schwur aus guten Gründen geleistet, so selbstsüchtig er auch gewesen sein mochte, und ich konnte mich noch nicht überwinden, ihn zu brechen. Also weigerte ich mich, es ihr zu versprechen. Es war dumm und grausam von mir.
Mein Freund, der große Makna hat gesagt, daß Radna vor der Großen Dürre in der Zeit des Überflusses von den Alten geschaffen wurde. Sie wußten um die Gefahr dieses Dings, das sie geschaffen hatten; sie wußten, daß man es nicht zerstören konnte. Feder befahl, daß die Tempel erbaut würden. Er befahl, Radna in kleine Stücke zu zerteilen und in Glaskugeln einzuschließen. Diese heiligen Gefäße wurden tief in massivem Stein vergraben. Aber als die Dürre kam, ging Feder fort und ließ nur seinen Helfer Makna zurück. Makna half uns, nicht zu vergessen, daß wir diesen Tempel ewig bewachen müssen, damit Radna uns nicht verbrennen kann.
In der Sprache der Unsterblichen schrieb Makna: »Gott helfe unseren Kindern, wenn die Anlagen in Hanford und Paradox Basin je verfallen, denn nach menschlichen Maßstäben wird dieses Material für ewige Zeiten tödlich bleiben. Sie werden bis dahin vielleicht nicht einmal mehr wissen, was es ist.«
In den folgenden Monaten sah ich Arain und Mera nur noch selten. Arain war mit der Übersetzung des Buches beschäftigt. Sie arbeitete wie eine Besessene und legte es nur beiseite, wenn die Angelegenheiten des Tempels ihre Aufmerksamkeit erforderten, oder wenn sie zu krank war, um etwas anderes zu tun als zu schlafen. Während dieser Zeit besuchten Mera und ich sie zweimal in ihrem schrecklichen Quartier im Tempel.
Wir blieben nicht lange, denn Arain legte ihre Arbeit nur ungern fort. Einmal, als wir es nicht erwarteten, stand sie auf und ging mit uns durch die großen Kupfertüren in den Tempelhof. Dort im Sonnenlicht sah ich, wie sehr sich Arain verändert hatte. Es war nicht mehr schwer, meine Schwestern auseinanderzuhalten. Arains wunderschönes Gesicht war zerstört und faltig, und ihre Augen waren fast blind. Sie ging wie eine alte Frau, die des Lebens müde ist. Im Hof richtete sie sich stolz auf und fragte mich, ob ich ihr die Ehre erweisen würde, ihre Begräbnisurne zu entwerfen. Mera wandte sich ab und senkte den Kopf, damit wir ihre Tränen nicht sahen.
Auch Mera war in diesen letzten Monaten sehr beschäftigt. Am alten Lauf des Umbya im offenen Land gab es immer wieder Überfälle. Wir hörten, daß ein neuer und kriegslüsterner Anführer an die Spitze der Nupaskans aufgestiegen sei. Sie sangen wieder das alte Rachelied, in dem es hieß, Handred müßte leiden, da es das rechtmäßige Eigentum der Nupaskans beschädigt habe – das Land am Dred. Es gab viele kleine Gefechte, und die Armeen von Handred verloren an Boden. Dann, am Ende des Sommers, erfuhren Meras Spione, daß die Nupaskans ihre Kräfte auf der anderen Seite des Umbya zusammengezogen hätten, um einen Angriff auf den Tempel vorzubereiten.
Ich weiß nicht, was daraufhin zwischen meinen Schwestern vorging. Vielleicht versuchte Mera, den Nupaskans vom Buch zu erzählen; ich wußte, daß dies ihr Plan war, und sie wollte es auch gegen Arains Willen versuchen. Vielleicht hatte sie am Ende doch recht, denn die Nupaskans griffen an.
In den nächsten Tagen eilten Boten zwischen der Stadt und der Armee hin und her, während sich die Bürger von Handred nach Kräften auf eine Belagerung einrichteten. Sie ernteten die Felder ab, verstärkten den Schutzwall, der die Stadt umgab, machten Pfeile und Speere und bereiteten Fässer mit heißem
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