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Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Titel: Die wahre Lehre - nach Mickymaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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vorsichtig auf den Tisch. »Konstabler Brown! Ein Mann namens Knight ruft aus Willy-in-the-Mud an. Erzählt irgendwas Wirres, von wegen jemand wäre mit seinem Landrover abgehauen. Ich steige da nicht so ganz durch. Vielleicht wieder was mit dieser Schule – Sie wissen doch, die Schüler da scheuchen immer seine Kühe durch die Gegend.«
    »Ich werd mich drum kümmern, Sir«, antwortete Brown mit einem müden Seufzer. Er klappte seinen Comic zu und setzte seinen Helm auf. Dann folgte er dem Sergeanten hinaus in die kalte, windige Nacht. Nachdem er sich sorgfältig vergewissert hatte, daß sowohl das Fahr- als auch das Rücklicht an seinem Dienstfahrrad funktionierten, schwang er sich auf den Drahtesel und strampelte schnaufend zum Schauplatz der Krise.
     
    Smith strampelte sich unterdessen schnaufend unter der drallen Masse der Russischlehrerin hervor. Nur widerwillig gab sie ihn frei. Was, so fragte sich Smith, hatte die Frau im Schilde geführt? Warum hatte sie versucht, sich vor ihm zu verstecken? Wollte sie nicht in der Nähe des russischen Raumschiffs gesehen werden? War sie vielleicht mehr als eine einfache Russischlehrerin? Gab es einen Zusammenhang zwischen ihr und der Landung der Kapsel?
    »Wissen Sie, was das ist?« fragte Smith sie.
    »Ich dachte eigentlich, das wäre klar«, erwiderte sie. Sie stand ganz dicht vor dem Chemie- und Physiklehrer. Eine dunkle, einsame Nacht, dachte sie – was für eine wunderbar romantische Situation! Wenn er sich ihr nur nicht wieder entzog, auf seine schüchterne englische Art. »Es muß die sowjetische Kapsel sein, die wir … äh … das heißt, die Völker der Sowjetunion, vor ein paar Tagen zum Mond geschickt haben. Sie muß irgendwie vom Kurs abgekommen sein, so daß sie hier statt in der UdSSR gelandet ist. Das ist die einzig mögliche Erklärung.«
    »Ich wußte gar nicht, daß die Russen eine Mondexpedition geplant hatten«, sagte Smith argwöhnisch.

    »Es gab einen Hinweis in der Prawda von letzter Woche«, erwiderte die Russischlehrerin, wobei sie sich noch näher an ihn heranschob. Sein schwarzer Bart machte sie scharf.
    »Einen Hinweis, heh?« näselte Smith. Das klang verdammt nach einer faulen Ausrede. Wahrscheinlich war nur ein auserwählter Kreis der Bevölkerung in das Unternehmen eingeweiht worden. In welcher Verbindung, fragte er sich, von Sekunde zu Sekunde nervöser werdend, stand diese Frau zum Parteiapparat?
    »Aber wir wollen uns doch jetzt nicht den Kopf über Politik zerbrechen«, schnurrte sie; »nicht jetzt, wo wir beide ganz allein hier draußen sind, nur du und ich …«
    Smith wich jählings einen Schritt zurück. »Nicht mit mir!« krächzte er mit walisischem Falsett. »Ich darf Sie daran erinnern, daß ich glücklich verheiratet bin!«
    »Ihr dummen Engländer«, murmelte sie mütterlich, legte die Hände sanft auf seine Schultern und zog ihn fest an sich. »Daß ihr euch immer so anstellen müßt!«
    Smith war einer Panik nahe. Das konnte kein bloßer Zufall sein, daß das russische Raumschiff ausgerechnet jetzt gelandet war, keine zwei Wochen, nachdem diese Frau an die St. Nicholas Public School gekommen war! Bis jetzt war die Möglichkeit, daß sie eine Agentin war, bloß eine phantastische Spekulation gewesen. Doch nun, da sie sogar versuchte, ihn mit dem Mittel der sexuellen Verführung mundtot zu machen, konnte kein Zweifel mehr bestehen. Sie mußte eine Agentin Moskaus sein!
    Er versuchte, sich ihr zu entwinden, aber er war ein kleiner Mann von schwächlicher Statur, und ihre russischen Arme, ihre muskulösen russischen Arme, hielten ihn fest umschlungen.
    »Lassen Sie mich los!« japste er. »Lassen Sie mich auf der Stelle los!« Aber in ihrer heftigen russischen Leidenschaft preßte sie ihn nur um so fester an ihren wuchtigen russischen Busen.
    »Da ist er!« kam eine Stimme aus der Dunkelheit. »Jetzt versucht er dasselbe bei einer anderen Frau – einfach schamlos!«
    Smith wand sich in heilloser Panik. Das war seine Frau, das mußte seine Frau sein! Der Klammergriff der russischen Bärin lockerte sich für einen Moment, und mit einer Kraft, die aus schierer Furcht geboren war, riß der Chemie- und Physiklehrer sich los.
    Aber es war nicht seine Frau. Es war Janet Glass, die, gewandet in einen neuen, unzerrissenen Rock, ihre Eltern im Schlepptau, den Hang heraufgestürmt kam.
    »Da ist Bob Brogan!« kreischte sie. »Da ist der Kerl, der mich vergewaltigen wollte!«
    Der Chemie- und Physiklehrer Smith schaute nach links,

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