Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Titel: Die wahre Lehre - nach Mickymaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
Doreen gesprochen. Sie haben uns gesagt, daß Jimmie ein wundervoller Mensch war, sehr freundlich, sehr religiös und sehr liebevoll. Das haben wir natürlich erwartet; aber wir hörten auch einige unerwartete Dinge.«
    Gordon blinzelte. »Was denn?«
    »Daß die richtigen Mausketiere, die Jimmie in ihrer Jugend persönlich kannten – nun, viele, die ihn kannten, wurden anscheinend durch die Bekanntschaft mit ihm und seine Nähe kaum beeinflußt. Später kamen einige dieser Kinder auf die schiefe Bahn – Drogen und Alkohol, Gewalttätigkeiten, Selbstmordversuche.« Er verflocht seine Tentakel zu festen Knoten, dann löste er sie wieder. »Fehlende Freundlichkeit«, krächzte er, als wäre damit alles gesagt.
    Der verunsicherte Gordon sah verzweifelt zu Pat, die aufstand und vor die Kamera trat. »Ich möchte etwas fragen, wenn ich darf. Warum tragt ihr heute nicht eure Mausketier-Uniformen?«
    Wieder lösten sich die fest verflochtenen Tentakel mit einem Knall. »Weil wir ferngesehen haben«, sagte der Alien. »Wir wußten schon, daß es ein Fehler war, herzukommen, schon vor dem Gespräch mit Annette, Tommy und Doreen.«
    Gordon und Pat wechselten einen Blick. Nach einer Weile sagte Gordon: »Wegen des Fernsehens?«
    »Genau. Wir konnten auf der Fahrt keine Bilder empfangen, aber in den letzten Tagen hatten wir außer fernsehen nicht viel zu tun. Das Fernsehen ist unser Fenster zur Welt. Wir fanden Jimmie, als wir durch dieses Fenster blickten.« Er wand sich auf eine Weise, die sie noch nicht kannten. Was hatte die Bewegung zu bedeuten? »Es gibt jetzt niemanden mehr wie Jimmie im Fernsehen.«
    »Wenn du sagst ›wie Jimmie‹«, fragte Pat vorsichtig, »was meinst du dann? Was genau sucht ihr?«
    Der Alien wand sich wieder und beschämte sie mit der Erklärung: »Patsy, du bist von allen die, die es am besten weiß.« Er hielt inne, um seine Worte wirken zu lassen, dann fuhr er fort: »Wir haben drei oder vier Prediger gehört, die ganz ähnliche Dinge sagten wie Jimmie, aber keiner von ihnen hatte Jimmies …« Er gab ein quiekendes Geräusch von sich, ähnlich einem erschreckten Küken. »Das Wort gibt es in eurer Sprache nicht«, sagte Alien-Jimmie. »Ich glaube, wir hätten uns selbst fragen müssen, ob Leute, die keinen Namen für eine Sache haben, diese Sache überhaupt haben können – aber ihr hattet ja Jimmie, und darauf fielen wir herein.«
    »Welche Sache? Könnt ihr sie uns ungefähr beschreiben?«
    »Nun …« – er hielt inne, die Tentakel fuhren in seinen Pelz –, »wenn jemand dich sprechen hört, dann sieht er an deinem (Zwitscher-Quiek), ob du meinst, was du sagst. Ich kann dir eins verraten: Eure Prediger haben überhaupt nichts davon.« Der Alien schwankte plötzlich, und seine Tentakel verflochten sich halbherzig, als wäre er betrunken oder verwirrt – eine große weiße Maus, gefangen in einem Orientierungsexperiment. »Jimmie hatte ungeheuer viel (Zwitscher-Quiek)«, bekam er heraus.
    In Pats Kopf kam etwas in Bewegung. Schließlich erschien es ihr am einfachsten zu sagen: »Ich weiß.«
    »All die Politiker, die Reden halten – wie können sie nur erwarten, daß jemand sie wählt? Wie können die Leute übersehen, wie unaufrichtig sie sind?«
    Pat schwieg nachdenklich. Gordon sagte steif: »Wir können es eben nicht. Wir können nicht sicher sein.«
    »Genausowenig könnt ihr sicher sein, daß ich euch die Wahrheit sage.«
    »Nein.« Obwohl die ganze Sphäre auf seine Aufrichtigkeit reagiert hatte.
    »Oder Jimmie.«
    »Nein«, sagte Gordon. Pat ließ es ihm durchgehen. Sie hatte gewußt, was Jimmie war, aber nur als verzweifeltes, einsames Kind. Kein Mitarbeiter der Sphäre, kein Erwachsener, hatte in Jimmie das erkannt, was sie fast alle in seinem außerirdischen Namensvetter erkannt hatten.
    Nun sagte der Alien: »Vor kurzem hat Tommy uns gesagt: ›Jimmie war der wundervollste Mensch, den ich je kannte. Ich bin sicher, daß ich nie wieder jemand wie ihn kennenlernen werde. Menschen wie ihn gibt es nicht mehr. Wenn man ihn traf, glaubte man, niemand könnte so freundlich oder warm sein, aber er war es.‹ Wir waren von diesen Worten wirklich erschüttert, denn anscheinend konnten die meisten Menschen, die Jimmie trafen, ihn nicht als den wertvollen Menschen erkennen, der er war, als einen sehr klugen, freundlichen Mann.«
    Pat öffnete den Mund und wollte protestieren, aber Gordon sagte schwitzend: »Das ist wahr, alles was ihr sagt, ist wahr. Wir erkennen unsere Heiligen meist

Weitere Kostenlose Bücher