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Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Titel: Die wahre Lehre - nach Mickymaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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wichtig. Pat hatte es immer genossen, berühmt zu sein.
    Sehr zufrieden summte Pat das Lied über das Gitarrespielen ins Halbdunkel ihrer Kabine und dachte an ihre letzte Begegnung mit Jimmie Dodd. Es war zwei Jahre vor seinem Tod gewesen. Er hatte auf einer Werbetournee ihre Stadt besucht, und sie war vom College mit einem Greyhoundbus gekommen, um mit ihm essen zu gehen. Er war trotz des kalten Morgens ohne Mantel durch die Hoteltür gestürmt, das Gesicht gerötet, das rote Haar knisternd, und er hatte seine Mausgitarre und seine Ohren in einer Hand getragen. Er hatte gerade einen Besuch im Kinderkrankenhaus hinter sich, und nun nahm er Pat in die Arme. Und in diesem Augenblick war ihre studentische Reife angesichts einer grundlegenden Wahrheit zu Asche zerfallen. Sie hatte die Gestalt betrachtet, die quer durch die Lobby auf sie zustürmte – und ich habe ihn verstanden, sagte sie sich, ich habe ihn gesehen, ich sah Jimmie an diesem Tag so scharf, wie sein Alien-Ersatz ihn sehen konnte – und ich habe bekommen, was ich wollte. Vielleicht würden die Aliens es auch bekommen.
     
    Originaltitel: ›Not Without Honor‹
    Copyright © 1989 by Judith Moffett
    (erstmals erschienen in: ›Isaac Asimov’s Science Fiction Magazine‹, Mai 1989)
    Copyright © 1991 der deutschen Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Jürgen Langowski

 
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Phillip Mann
Die wahre Lehre – nach Mickymaus
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1
     
    D er große, ungelenke Mann mit der Jagdmütze kniete auf dem Parkplatz hinter dem zerstörten Streifenwagen nieder und sprach mit dem Polizeibeamten Quin. Der Streifenwagen war ausgebrannt, bot aber noch immer einigen Schutz. Jenseits erstreckte sich der verlassene Parkplatz vor Disneyland, an dessen Rand der Wall von Stacheldrahtrollen lag, den das Militär beim letzten Angriff vorgeschoben hatte. Alles war jetzt ruhig, nur in den Tiefen des Vergnügungsparks leierte ein einsames Orchestrion zum tausendsten Mal Greensleeves. Über den Stacheldrahtrollen waren die noch rauchenden Erkertürme des Dornröschenschlosses und das geborstene Gerüst des Matterhorns zu sehen.
    Das Gebiet um Disneyland war vor Tagen evakuiert worden, als der Aufruhr begonnen hatte. Los Angeles war unnatürlich still. Um das abgeriegelte Gelände waren Panzer und Schützenpanzer in Stellung gegangen. Alle Kanonenrohre waren konzentrisch nach innen gerichtet.
    »Mein Gott, Mr. Holmes«, sagte Quin. Seine Augen waren geweitet, und die Hand schmerzte ihn noch von dem lähmenden Händedruck. »Wir sind alle sehr geehrt und erleichtert, Sie bei uns zu haben. Seit ich lesen lernte, bin ich ein Verehrer von Ihnen.«
    »Ganz recht«, sagte Sherlock Holmes. Seine scharfen grauen Augen spähten über die verrückte Silhouette von Disneyland hin. »Aber ich brauche Tatsachen, Quin. Wann ereignete sich dieser Ausbruch?«
    »An Tatsachen ist schlecht ranzukommen, Mr. Holmes«, sagte der Polizist. »Vor drei Tagen fuhren wir durch den Hollywood Boulevard, als der Ruf durchkam. Alle Wagen zum Katastropheneinsatz nach Disneyland. Dieser Befehl kam um 15 Uhr 30. Wir wußten, es mußte eine ernste Angelegenheit sein, denn das Mädchen, das die Anweisungen über Funk ausgibt, war ganz aufgeregt und brachte die Worte durcheinander. Wir waren unterwegs, bevor sie ihre Meldung beendet hatte. Eine Katastrophe in Disneyland – damit ist nicht zu spaßen.«
    »Kam Ihnen an dieser Durchsage etwas seltsam vor, Quin?«
    »Ja, Sir, Mr. Holmes. Ich meine, alle Wagen. Wir haben in dieser Stadt ziemlich starke Polizeistreitkräfte, und außerdem hat Disneyland seine eigene Polizei. Man will dort keinen Ärger und kein Aufsehen. Schlecht fürs Geschäft. Was dem Geschäft schadet, soll nicht nach außen dringen. Das Letzte, was sie wollen, ist ein ganzer Schwarm von uns, der bei ihnen hereinplatzt.«
    »Und was geschah?« fragte Sherlock Holmes.
    »Wir gerieten in einen Stau. Anscheinend hatte jeder Streifenwagen südlich von San Franzisko diesem Hilferuf Folge geleistet.«
    »Und als Sie schließlich nach Disneyland kamen?«
    »Panik, Mr. Holmes. Das reinste Tollhaus. Kreischende Frauen und Kinder. Brüllende Männer. Niedergetrampelte Menschen. Ineinander verkeilte Fahrzeuge. Ich meine, ich war dabei, als diese zwei Jumbos über dem internationalen Flughafen von Los Angeles zusammenstießen, also weiß ich, was eine Schweinerei ist, aber so etwas hatte ich noch nicht gesehen. Das waren keine Menschen mehr. Das

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