Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Titel: Die wahre Lehre - nach Mickymaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
anderes wichtiges Thema gab, von der Biosphäre einmal abgesehen, bei dem alle die gleichen Gefühle hatten und die gleichen Dinge glaubten.
    »Einige der alten Mausketiere wurden ausfindig gemacht«, berichtete Gordon. »Annette Funicello – sogar ich erinnere mich an sie – und ein paar andere. Patsy kennt wahrscheinlich ihre Namen. Man wird Video-Interviews zwischen ihnen und den Besuchern ermöglichen, aber, mein Gott, die sind alle über sechzig, und sie sehen überhaupt nicht mehr aus wie die Kinder in der Show.«
    »Ich habe den Eindruck«, bemerkte Pat, »daß die Besucher gar nicht an den Kindern selbst interessiert sind – sie wollen nur Zeugen für das Jimmie Dodd-Phänomen haben. Gordon, du könntest noch etwas tun. Ich hatte einmal ein Buch, ein billiges Taschenbuch, von einem zwölfjährigen Jungen geschrieben, der sich aus der Ferne in Annette verliebte. Später wurde er sehr zynisch und enthüllte all die unangenehmen Dinge, die hinter den Kulissen des Mickymaus-Clubs vorgingen, als die Filme gedreht wurden. Er interviewte viele ehemalige Mausketiere und Disney-Angestellte. Das war in den siebziger Jahren, glaube ich, und Disney und Jimmie waren tot, aber nicht einmal er konnte jemand finden, der ein böses Wort gegen Jimmie Dodd sagte, ganz egal, was über Disney oder die anderen zu sagen war, oder darüber, daß sie Annette förderten, obwohl Darlene viel mehr Talent hatte. Die Besucher haben vielleicht Interesse daran. Ich kann mich nicht an den Titel oder den Verfasser erinnern, aber in der Kongreßbibliothek müßte das Buch unter dem Stichwort Disney oder Mickymaus zu finden sein. Ist das einen Versuch wert?«
    »Ich kümmere mich sofort darum.« Seit dem Gespräch am Morgen mit den Aliens im Camp war Gordons Entsetzen verschwunden. Er hatte Pat vor der Versammlung gesagt, daß er sicher sei, die Besucher meinten es ehrlich und hätten nicht die Absicht, das Personal der Biosphäre oder die Erde anzugreifen. Ihn schien es genausowenig wie die anderen zu kümmern, ob die Aliens fähig waren, ihnen Schaden zuzufügen.
    Das war eine Einstellung, die der NASA nicht gefallen würde. In diesem Augenblick erkannte sie, daß die Mitarbeiter auf eine geheimnisvolle Weise emotional für die Besucher und gegen die NASA eingestellt waren. Wie war das möglich? – Pat hatte keine Ahnung; und doch hielt sie das Vertrauen der Mitarbeiter in die guten Absichten der Aliens für ebenso unvermeidlich und selbstverständlich, wie für sie als Dreizehnjährige das Vertrauen zu Jimmie Dodd gewesen war.
    »Wann ist das nächste Treffen mit den Besuchern?« fragte jemand. Es klang begierig und aufgeregt.
    »Übermorgen. Wir rüsten das Camp mit einem Videophon aus, damit die Besucher mit den ehemaligen Mausketieren reden können, und dann besetzen wir rund um die Uhr die Funkgeräte und warten auf Instruktionen von der Erde. In der Zwischenzeit sollten wir ein paar andere Dinge erledigen. Zum Beispiel müssen wir uns um andere Aufgaben hier kümmern; wir sind mit unserem Plan im Rückstand. Zweitens …« – er deutete zum großen Bildschirm am Ende des Speisesaals – »solltet ihr euch ein paar Mickymaus-Filme ansehen, wenn ihr Zeit habt. Wir zeichnen sie im Augenblick gerade auf.«
    »Werden wir noch vor dem nächsten Treffen wieder mit den Besuchern reden?«
    »Nicht, solange sie nicht uns anrufen. Wir könnten mit Breitband senden und hoffen, daß sie uns empfangen, aber wir wissen nicht, wo sie sind. Höchstwahrscheinlich irgendwo auf dem Mars. Gibt es einen bestimmten Grund dafür?«
    »Eigentlich nicht«, sagte die Sprecherin. Es war Andrea Peaobody, eine Hydro-Agrarierin. »Aber falls sie die Gespräche mit Houston mitgehört haben, sollten wir vielleicht …«
    »Hm.« Gordon schien unglücklich. Daran hatte noch niemand gedacht. Wir sind miese Strategen, dachte Pat. Vielleicht haben wir beschlossen, den Aliens zu vertrauen, weil wir so schlecht dazu geeignet sind, ihnen zu mißtrauen. Wir können einfach nicht wie Soldaten oder Polizisten denken. Gordon selbst war da sicher keine Ausnahme. Er sagte achselzuckend: »Eigentlich dürfte es ihnen nicht seltsam vorkommen, daß wir unsere Vorgesetzten über ihre Anwesenheit und ihre Bitten unterrichten.« Er fühlte sich angegriffen. Das war typisch für Gordon. Er fühlte sich immer angegriffen, wenn er nicht mehr wußte, wohin.
    »Ich dachte nicht an das, was wir gesagt haben«, antwortete Andrea. »Ich dachte an das, was die NASA gesagt hat.«
    »Hör mal

Weitere Kostenlose Bücher