Die wahre Lehre - nach Mickymaus
weiß, daß das nicht die Wahrheit ist«, behaupte ich steif. Cristo, ich kann mir nicht vorstellen, daß ich diese Frau einmal heiraten wollte. Wir sind so vollkommen verschieden. Ich schäme mich der Lust, die mich für ihre wahre Natur blind gemacht hat.
Sie seufzt. »Nein, ich glaube nicht. Menschen sind formbar. Vor allem junge Menschen.«
»Wenn du das meinst, warum bist du dann den Korps beigetreten?« Diese Unterhaltung grenzt an Blasphemie. Ich fühle mich wirklich wie Nicky Nervous.
Sie lacht, aber es klingt hohl. »Ich habe das nicht immer so gesehen. Als ich den Korps beitrat, glaubte ich, ich verrichte einen wundervollen heiligen Dienst. Niemand hatte einen stärkeren Glauben, niemand empfand eine tiefere Loyalität.« Sie macht eine Pause und atmet tief durch. »Ich habe sogar meinen Mann angezeigt, weil ich ihn antichristlicher Aktivitäten verdächtigte.« Ich werfe ihr einen überraschten Blick zu. »Ich war idealistisch und naiv und ich dachte, ich hätte eine Orientierung gefunden.« Sie schneidet eine Grimasse. »Ich dachte, ich hätte eine Orientierung gefunden. Ich könnte mir vorstellen, daß ich dir sehr ähnlich war.«
»Ich dachte, er sei gestorben«, sage ich, noch immer Stanley Stunned.
»Sie sorgten dafür, daß es wie ein Selbstmord von der Art aussah, bei denen nichts mehr zu retten ist. Wie sie’s bei meiner Mutter getan haben.« Sie hustet und ihre Lunge hört sich an, als sei sie voller Schleim. »Das wird wahrscheinlich auch mir passieren.«
Sie gibt ihre leere Kokosnuß einem armen Jungen. Er hat uns aus einigem Abstand zugesehen in der Hoffnung, unsere Reste zu bekommen. Er schlägt die Nuß an einer Kante des Bordsteins auf und fängt an, das nahrhafte weiße Fruchtfleisch im Innern zu essen. Ich war einmal dieses Kind.
Ich sehe Fabiola an und irgendwie macht sie mir Angst, aber ich möchte nicht, daß sie es weiß. »Ah, Cristo«, sage ich angewidert. »Pamela Paranoid.«
Plötzlich verändert sich Fabiola. Sie lächelt mich schief an, als teilten wir ein besonderes Geheimnis. »Zum Teufel, ich würde an deiner Stelle dasselbe denken. Ich habe dir doch erzählt, ich war auch einmal jung und formbar, Juan Bautista.« Sie sieht weg und seufzt. Die Brise trägt den Geruch eines nahenden Gewitters heran. »Seelenretter, rette dich selbst«, flüstert sie so leise, daß ich es fast überhöre. Dann lauter: »Verzeih mir. Es ist eine schwierige Zeit für mich, und ich tu mir selbst leid.« Sie betrachtet mich, als gäbe es in meinen Augen etwas, das sie finden will, aber nicht finden kann. Dann sagt sie, als sei es ihr gerade erst in den Sinn gekommen: »Ich nehme an, du wirst mich Vater Rene melden.« Sie hört sich nicht an, als sei sie sehr besorgt darüber.
»Nein, werde ich nicht.«
Und ich werde es auch nicht. Nicht dem Kommando-Pater. Ich wende mich gleich an die Spitze, an den Divisions-Chef, Bischof Malpica. Er lobt mich für mein Handeln. Ich weiß, daß es das Beste für Fabiola ist. Sie werden ihr Ratschläge erteilen und ihr helfen, ihr Leben in Ordnung zu bringen. Am Ende wird sie mir dankbar sein. Greta Grateful.
Aber ich habe ein mulmiges Gefühl im Bauch, weil ich immer noch über die verrückten Dinge nachdenke, die sie gesagt hat. Weil ich den Eindruck habe, daß mir irgend etwas entgangen ist.
Am Samstagabend darauf verschlingen Angela und ich im # 3 Sushi Paradies zarten, fettigen toro, als die Gute Hirtin über das Stirnband bekanntgibt, daß eine landesweite Jeffersonsche Verschwörung aufgedeckt und zerschlagen worden ist. Wäre sie erfolgreich gewesen, sagt sie, hätte das den Sturz von Gottes Herrschaft und den Beginn der Regentschaft Satans bedeuten können. Ich verspüre ein kolossales Gefühl der Erleichterung – die Guten haben wieder gewonnen.
Ein wenig später, als Angela und ich über die Wiederkunft Christi diskutieren, erhalte ich übers Stirnband einen Anruf von Vater Rene. Ich nehme an, er ist ein enger Freund von Fabiola gewesen, denn seine Stimme stockt immer wieder, während er versucht, mir Einzelheiten über ihren Tod mitzuteilen.
Programmiere den Kryopak darauf, einen Körper einzufrieren, lasse ihn unbeaufsichtigt auftauen, dann friere ihn wieder ein und du hast eine Wagenladung von verdorbenem Fleisch. Das ist es, was Fabiola sich angetan hat. In der Akademie haben sie uns erklärt, daß ein Wiedereinfrieren die Flüssigkeiten in den Körperzellen kristallisieren läßt und das ist dasselbe, als nähme man ein Messer und
Weitere Kostenlose Bücher