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Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Titel: Die wahre Lehre - nach Mickymaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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schlitze sie von innen auf. Ein Körper, der kristallisiert, ist für immer tot. Cathy Corpse.
    Fabiola ist von einer Gruppe Racheengel gefunden worden, einem Teil des Kampfverbandes, der dem Komplott der Jeffersonisten das Rückgrat gebrochen hat. Cristo, Tess Turncoat. Aus Christen sind Rationalisten geworden. Aus Seelenrettern Seelenmörder. Und ich habe nie Verdacht geschöpft. Donnie Dumb. Ich glaubte, daß ihre Mutter sich vor den Schnellzug geworfen hat und zur Hölle gefahren ist, hat Fabiolas Verstand ziemlich durcheinander gebracht und deshalb habe sie vor dem Kokosnußstand wie Nelly Nuthouse geredet.
    Einen Augenblick lange frage ich mich, ob Fabiola sich wirklich selbst umgebracht oder ob jemand dafür gesorgt hat, daß es so aussieht. Klebt ihr Blut an meinen Händen? Ich meine, ich war ein Stevie Stoolpigeon. Ah, oh, sage ich. Michael Melodram. Die Wahrheit läßt sich einfach zusammenreimen und ist so ein Connie Cliche – Fabiola hat ihren Glauben verloren, ist in schlechte Gesellschaft geraten und hat ihr Leben weggeworfen. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Gott ist Liebe, aber verrate Ihn, und er wird dich auslöschen.
    Ich möchte nicht mehr darüber nachdenken. Die ganze Sache ist einfach Danny Depressing, also verbanne ich sie aus meinem Kopf, so schnell ich kann. Mein Geist braucht eine Auffrischung, und was Angela mir erzählt, ist genau das Richtige dafür.
    Es gab eine Menge Geschrei gegen Ende des letzten Jahrhunderts, daß Christus zum Ausgang des zweiten Jahrtausends wiederkehren würde. Aber das Jahr zweitausend kam und ging, und die Welt lief weiter wie bisher. Eine Menge Leute waren enttäuscht. Nun erzählt mir Angela, daß Theologen der Regierung, die im Priesterseminar der Paulskathedrale arbeiten, ein großes biblisches Forschungsprojekt abgeschlossen haben, aus dem hervorgeht, daß frühere Berechnungen auf fehlerhaften Übersetzungen beruhten, so daß die Ergebnisse um ein glattes Jahrhundert danebenlagen! Minnie Mistake, was? Das wahre Tausendjährige Reich wird Punkt Mitternacht am einunddreißigsten Dezember im Jahr des Herrn 2099 anbrechen. Dann werde ich noch am Leben sein. Tatsache. Die offizielle Bekanntmachung wird noch diese Woche erfolgen.
    An diesem Tag werden alle Toten – alle, die jemals lebten, von Adam bis in die Gegenwart – zum Jüngsten Gericht wieder auferweckt werden. Und dann werden die Gerechten gepriesen und die Sündhaften dem ewigen Feuer überantwortet werden.
    »Du wirst am Jüngsten Tag gerade dreiunddreißig Jahre alt sein, Liebling«, sagt Angela in einem plötzlich ehrfurchtsvollen Flüstern, das mir eine Gänsehaut verschafft. »Genauso alt wie Jesus, als Er starb …«
    Wir denken einen Augenblick darüber nach. Genauso alt wie Jesus. Für alle Ewigkeit. Cristo, das kommt mir wirklich wichtig vor. Das kann nicht bloß ein Calvin Coincidence sein.
    Meine Kehle zieht sich zusammen, und ich huste ein paarmal. Dieser Smoghusten, den ich allmählich entwickle, ist wirklich lästig.
    He, es gibt noch andere Ähnlichkeiten. Ich rette Seelen. Ich helfe, die Toten zu erwecken, nicht? »Du wirkst Wunder«, flüstert Angela. Ich höre das gern. Wie mein Namensvetter Johannes der Täufer [2] bringe ich Seelen zu Gott – er durch Wasser, ich durch Eis.
    »Denk darüber nach«, sagt Angela. »Der Tag der Auferstehung. Du … und Jesus … !«
    Ich drücke ihre Hand. Mein Bauch zieht sich ein, als fingen sie und ich an, uns zu lieben. Und mein Herz beginnt zu rasen. Ich bin eins mit Gott und – zack – ich bin Howie Happy.
    Fabiola hat ihre Chance vertan. Aber nicht ich. Ich habe meine Orientierung gefunden.
     
    Originaltitel: ›Soulsaver‹
    Copyright © 1983 by James Stevens
    (erstmals erschienen in ›Isaac Asimov’s Science Fiction Magazine‹, September 1983)
    mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Agentur Luserke, Friolzheim
    Copyright © 1991 der deutschen Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Michael K. Iwoleit

 
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Renato Pestriniero
Souvenir
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    P aulus Seymour gab das Signal, und in der Projektionsfläche des Holovideos erschien das scharf geschnittene Gesicht Yuris.
    »Hier Man’s Pride«, sagte Seymour. »Herzlich willkommen, Panglobal.«
    »Freut mich, zurück zu sein, Man’s Pride. Hallo, Pau. Mach mir in den Silos Platz, denn wir sind zum Bersten voll. Die Tanks laufen schon fast über, und damit meine ich auch die beiden gravitatorischen. Schick

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