Die wahre Lehre - nach Mickymaus
außer den Jungs bitte auch die RE runter.«
»Mach dir keine Sorgen, Yuri: Es stehen dir sowohl die RE als auch die Jungs zur Verfügung. Wir haben hier noch einen Teil der Ladung der Multitank Holsatia, die vorgestern bei uns eintraf, aber Platzprobleme gibt es nicht. Ist bei euch an Bord alles in Ordnung?«
»Nur zwei leichte Vergiftungen.«
»Schön. Deine voraussichtliche Ankunftszeit: drei siebenunddreißig. Wie ist es dort oben gewesen?«
»So schlimm wie immer. Bin froh, daß auch diese Charter erledigt ist. Sie haben dir doch wohl nicht schon die nächste vorgelegt?«
»Du hast einen Monat Zeit, dich auszuruhen und die Panglobal in Ordnung zu bringen, sollte es zu Schäden gekommen sein.«
»Vier Wochen? Wunderbar! Nein, Schäden gibt es keine – abgesehen von einigen Kratzern. Die Einzelheiten kannst du dem Logbuch entnehmen. Wohin geht’s das nächstemal?«
»Nach Miranda.«
»Dort bin ich noch nie gewesen. Was gibt’s an dem Steinbrocken denn Besonderes?«
»Ich habe die Frachtliste noch nicht vorliegen. Aber wie ich hörte, wirst du auf dem Hinflug ein paar Tonnen Ausrüstungsgüter für die schwedische Basis befördern. Offenbar haben sie da oben Probleme mit ihren Anlagen. Übrigens dürfte es Bunyon sein, der dich verabschiedet, denn in fünfzehn Tagen, nach der Ankunft der Interplanetaren Helena, fliege ich ebenfalls runter.«
»Ich gratuliere. Nachforschungen bezüglich deines Buches?«
»Die letzten. Dann habe ich das komplette Material. Diesmal nehme ich mir das alte Europa vor. In Ordnung, Yuri, ich übergebe die Kontrolle jetzt an den Computer. Macht euch an den Papierkram; wir hier kümmern uns darum, euch sicher heimzubringen. Wir sehen uns bei minus dreißig wieder. Du kannst nun die Annäherungslichter einschalten.«
»Schon erledigt, Pau. Man könnte uns fast mit einem Weihnachtsbaum verwechseln. Bis bald. Aus und Ende.«
Drei Stunden und einundzwanzig Minuten später machte die Panglobal Einheit Drei – das Schiff kam von den Trojanischen Asteroiden und transportierte eine aus Erzen und verschiedenen Ausrüstungsgütern bestehende Ladung – am scherzhaft ›Waikiki‹ genannten Dock B der amerikanischen Raumstation Man’s Pride fest, die in einer Höhe von neunhundertsiebzig Kilometern die Erde umkreiste.
Damit begann für Paulus Seymour die Aufgabe, die Entladearbeiten zu überwachen. Daran anschließen würde sich der langweiligste Teil des Dienstes – der verwaltungstechnische. Nach vielen Jahren der Tätigkeit an Bord der Raumstation war die Kontrolle der Annäherung, des Anlegens und der Entladung der aus allen Teilen des Sonnensystems kommenden Frachter und Transporter zur Routine geworden.
Auf den Bildschirmen vor Seymour waren nun die Roboteinheiten und Bioniker zu sehen, und er beobachtete, wie sie mit extrem rationalem – und auch rationellem – Eifer durch die gewaltigen Luken hasteten. Über die Monitore daneben wanderten die Daten, die nicht nur Aufschluß gaben über die einzelnen Entladeoperationen, sondern auch, was noch wichtiger war, die Ausführungszeit angaben und das voraussichtliche Ende der Arbeiten kalkulierten – wobei letzterem eine besondere Bedeutung bei der Berechnung eines Überliegegeldes oder einer Gebührenrückerstattung infolge einer vorzeitigen Löschung der Ladung zukam. [3]
Die RE und die bionischen Psyborgs arbeiteten zusammen. Erstere nutzten die Möglichkeiten der Morfokinetik; letztere verfügten über ein menschliches Gehirn in einem beliebig austauschbaren Kunstkörper. Das kostenträchtige Unterfangen, die Umwelt dem Menschen anzupassen, wurde aufgegeben, nachdem die ersten Psyborgs der Klasse ›Proteus‹ aus den clongenetischen Laboratorien kamen. Von jenem Augenblick an hatte die menschliche Morphologie den von der Umwelt und der jeweiligen Arbeit geforderten Bedingungen zu entsprechen.
Obgleich inzwischen die Entwicklung der Proteus-Klasse die fünfte Generation erreicht hatte, empfand Seymour nach wie vor ein gewisses Unbehagen, wenn er mit jenen Geschöpfen zu tun hatte, die weder von der Gestalt noch vom inneren Wesen her vollkommen menschlich waren. Und diese diffuse Beunruhigung bezog sich nicht nur auf die Bioniker, sondern auch auf viele andere Aspekte seiner Berufswelt. Natürlich ließ er sich das nicht anmerken, aber er konnte das Gefühl, irgendwie anders zu sein als die anderen Arbeiter an Bord der Raumstation, nicht ganz verdrängen.
Siebenundzwanzig Stunden und einundfünfzig Minuten nach dem
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