Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)
Alex die Suite. Mit langen Schritten eilte er den Gang hinunter. Emma war verschwunden. Antonio behauptete geflohen. Aber vielleicht war sie ja auch tot? Wo war Emma!
In der Suite rappelte sich Antonio hoch. Er war so wütend wie nie zuvor in seinem Leben. Schon wieder hatte ihn dieser Landon gedemütigt. Er hatte ihn geschlagen. Und, für Antonio eine Katastrophe, Alex hatte ihn bei seinem Laster ertappt. Antonio liebte SM-Spiele, doch er war sich klar darüber, dass seine Karriere beendet wäre, würde sich das in der Öffentlichkeit herumsprechen. Außerdem war er Katholik, seine Mutter würde der Schlag treffen und sein Beichtvater würde ihm dafür mindestens tausend Ave-Maria verpassen. Antonio legte deshalb größten Wert auf Diskretion. Doch jetzt lag dieses Wissen in den Händen eines Mannes, der ihn hasste. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Alex ihn damit fertigmachen würde.
»Mach mich endlich los!« Cindy herrschte ihn an und zerrte an ihren Fesseln. Widerwillig folgte er ihrer Anweisung. Schon wieder war er nicht zum Höhepunkt gekommen. Und wieder war Landon die Ursache. Er platzte beinahe vor Wut.
Cindy rieb ihre Handgelenke und setzte sich auf: »Wen hasst du am meisten?«
Überrascht sah er sie an. Die Antwort war nicht schwer: »Alex Landon. Der Kerl ist die Pest.«
»Das finde ich auch!« Cindy rutschte näher. »Und gibt es noch jemanden, der dir etwas angetan hat?«
Antonios Mund wurde staubtrocken: »Emma!«
»Gut«, Cindy griff in die Kissen, zog den Revolver hervor und drückte ihm die Waffe in die Hand. »Ich würde zuerst Alex erledigen!«
28
Alex rannte ziellos durch das Schloss. In jedem Winkel suchte er nach Emma. Doch er fand sie nicht. Schließlich hielt er erschöpft inne. So kam er nicht weiter. Er musste aus ihrer Sicht denken. Wo wäre sie wohl hingelaufen? Mal angenommen, sie war wirklich vor dem Dreckskerl geflohen, und bei seinen perversen Neigungen wäre das kein Wunder gewesen, wo hätte sie sich wohl versteckt? Er ließ den Tag Revue passieren. Wo kannte Emma sich hier aus? Und mit einem Mal wusste er, wo er sie finden würde.
Alex verließ das Haus und lief zu den Ställen. Leise öffnete er die Tür. Er wollte die Tiere nicht beunruhigen. Und dann ging er die Boxen ab. Irgendwo hier war Emma, das spürte er. Er kam an die Box der grauen Stute und sah hinein. Keine Emma. Hatte er sich doch getäuscht? Plötzlich hörte er ein Geräusch. Das Stroh im hinteren Teil der Box bewegte sich und ein menschlicher nackter Fuß erschien. Ein zarter Fuß. Der Fuß einer Frau. Emma lag verborgen im Stroh der Box und schlief.
Vorsichtig öffnete Alex die Tür. Die Stute schnaubte nervös. Alex wollte sie auf keinen Fall erschrecken, denn die Gefahr, dass sie durch eine unachtsame Bewegung auf Emma treten würde, war groß. Behutsam schob er sich an ihr vorbei und sprach dabei leise auf sie ein: »Gutes Tier. Du bist ein gutes Tier.« Die Stute beäugte ihn misstrauisch, blieb aber friedlich.
Schließlich stand Alex neben Emma. Er beugte sich zu ihr und schob vorsichtig das Stroh zur Seite. Und da lag sie. Sie hatte sich aus einer alten Pferdedecke eine Unterlage gemacht und als Zudecke diente ihr das Brokatkleid. Darüber hatte sie Stroh gehäuft und so war sie vor neugierigen Blicken geschützt. Alex ließ zärtlich seinen Blick über sie gleiten. Sie sah so unschuldig aus und so hilflos. Doch plötzlich stutze er. Das Brokatkleid? Was war denn mit dem Kleid geschehen? Irgendjemand hatte es der Länge nach aufgeschnitten und Alex dämmerte, wer das getan haben könnte. Kalte Wut kroch in ihm hoch, doch er beherrschte sich. Jetzt ging es erst einmal um Emma.
»Emma?« Er versuchte sie zu wecken, doch der Schlaf, den sie schlief, glich einer Toten. Vorsichtig zog er ihr das Brokatkleid weg und dann stockte ihm der Atem. Unter dem Kleid war Emma völlig nackt. Sie lag auf dem Bauch und Alex starrte entsetzt auf ihren Körper. Was er da sah, brachte sein Blut zum Kochen. Emmas Rücken war mit Striemen übersät. Dieser Wahnsinnige hatte sie tatsächlich geschlagen! Er würde den Kerl umbringen! Kein Wunder, dass sie weggelaufen war. Vorsichtig decke er sie wieder zu.
»Alex?« Emma war wach geworden und sah ihn aus ihren wunderbaren blauen Augen zärtlich an. In ihrem Gesicht war ein Leuchten, das ihn zutiefst berührte. Mit einem seligen Lächeln zog sie ihn an sich und küsste ihn. Und Alex gab sich diesem Kuss hin. Ganz sanft küssten sie sich. Es war einer ihrer
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