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Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)

Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)

Titel: Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Brichta , Anton Voglemaier
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das Bruchteil-Bankgeschäft.“
    „Gut, aber muss sie einen Kredit, den sie neu vergibt, nicht doch vollständig in Zentralbankgeld vorhalten? Schließlich muss sie damit rechnen, dass dieser sofort überwiesen oder abgehoben wird.“
    „Der Betrag könnte aber auch innerhalb derselben Bank überwiesen werden. Und es können gleichzeitig Überweisungen oder Einzahlungen auf anderen Kundenkonten hereinkommen. Insgesamt muss sie nur für den Saldo geradestehen, der sich daraus ergibt. Und da eine Bank ohnehin immer einen gewissen Prozentsatz ihrer Einlagen als Zentralbankgeldvorrat hat, reiht sich diese neue Einlage einfach darin ein.“
    „Und wenn der Kreditbetrag besonders groß ist?“
    „Für ungewöhnlich große Kredite sollte sie selbstverständlich eine Extravorsorge treffen. Es kann also sein, dass sie sich dafür Zentralbankgeld vorab sichert. Es kann aber auch sein – und das haben wir noch gar nicht besprochen –, dass sie bei einer anderen Bank einfach ‚anschreiben‘ lässt. Vor allem bei großen Transaktionen wird das so gemacht, weniger beim täglichen Kleinkram.“
    „Anschreiben? Was bedeutet denn das schon wieder?“
    „Dasselbe, wie wenn du in deiner Stammkneipe anschreiben lässt. Dann zahlst du eben nicht gleich, sondern später. Genauso tun das die Banken untereinander auch. Nur geht es bei den Banken dann nicht um Kleckerbeträge wie in der Kneipe, sondern um richtig große Geldbatzen.“
    „Und wie funktioniert dieses Anschreiben?“
    „Nehmen wir an, Bank A habe für einen Kunden einen großen Betrag an Bank B zu überweisen. Eigentlich müsste dafür Zentralbankgeld von Bank A zu Bank B fließen. Eigentlich! Denn beide Banken können auch vereinbaren, die Zahlung auf später zu verschieben. Dann muss das Zentralbankgeld nicht sofort da sein, obwohl das Geschäft, das der Überweisung zugrunde liegt, trotzdem sofort stattfindet.“
    „Warum sollte das Bank B aber machen? Was hat sie davon, dass sie auf Zentralbankgeld verzichtet, welches ihr eigentlich zusteht?“
    „Sie kassiert dafür Zinsen, weil sie der anderen Bank damit ja einen Kredit gibt.“
    „Okay, dann muss das Zentralbankgeld zwar nicht sofort da sein, aber dafür später, wenn der Kredit fällig wird.“
    „Später kann man vereinbaren, den Kredit zu verlängern. Oder man kann ihn verrechnen, sofern dann Zentralbankgeld in umgekehrter Richtung fließen müsste.“
    „Heißt dies, dass die Banken einen Teil ihrer Geschäfte untereinander vollständig ohne Zentralbankgeld abwickeln?“
    „So ist es und das ist ein ganz wichtiger Sachverhalt! In Anhang 2 zeigen wir deshalb, wie eine Geschäftsbank auf diese Art und Weise neues Geld mit einem Kredit schaffen kann, ohne dafür auch nur einen einzigen Cent Zentralbankgeld einzusetzen – selbst wenn der Kreditnehmer damit sofort eine Immobilie bezahlen würde.“
    „Wie verbreitet ist dieses Anschreiben denn?“
    „Es ist sehr verbreitet und deshalb ist es ja auch so wichtig: Allein in Deutschland geht es hier um Summen von rund zwei Billionen Euro. Sie stehen in den Bilanzen der Geschäftsbanken und werden dort zum Beispiel ‚Verbindlichkeiten gegenüber anderen Kreditinstituten‘ genannt. Faktisch wird damit sogar eine Art Geld kreiert – ein Geld, das für Zahlungen unter Banken verwendet werden kann. Ich nenne es deshalb Interbankengeld.“ 1
    „Zwei Billionen, das ist ja ungefähr so viel wie die gesamte deutsche Staatsschuld!“
    „Richtig, wir reden also nicht über Peanuts. Die Abhängigkeit von der Notenbank sinkt dadurch weiter, weil die Banken einen viel größeren Vorrat an Zentralbankgeld halten müssten, wenn es das Interbankengeld nicht gäbe.“
    „Ist aber gerade die Praxis des Anschreibens in der Finanzkrise nicht zum Problem geworden?“
    „Sie war sogar ein Hauptelement der Krise: Da sich Banken untereinander mehr misstrauten, konnten vor allem die schwächeren nicht mehr so viel anschreiben lassen wie früher. Und wenn zum Beispiel die Europäische Zentralbank nicht mit ihrem Geld eingesprungen wäre, hätte es reihenweise Pleiten gegeben – vor allem in Südeuropa.“
    „Hat die Anschreibepraxis seither also an Bedeutung verloren?“
    „In Deutschland nicht, aber hier sitzen ja auch die eher soliden Geldhäuser. An den Zahlen für Deutschland kann man nur ablesen, dass die Bedeutung seit Krisenbeginn bis jetzt nicht mehr zugenommen hat. Da sie aber auch nicht abgenommen hat, bleibt es im Ergebnis dabei: Der Bruchteil, den Banken als

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