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Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)

Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)

Titel: Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Brichta , Anton Voglemaier
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man es von jeder Geschäftsbank oder jedem anderen Unternehmen erwartet. Denn welchen Eindruck würde es wohl machen, wenn ausgerechnet die Notenbank ihre Bilanz nicht in Ordnung hielte? Möglichkeiten dazu hätte sie schließlich genug.
    Wenn alle Stricke reißen, kann immer noch der Staat einspringen, indem er neues Kapital bereitstellt – und sei es auch nur so, wie es die isländische Regierung bei der Rettung ihrer Geschäftsbanken oder der Euro-Rettungsschirm bei der Hilfe für die maroden spanischen Banken gemacht haben: also durch einfaches Ausstellen eines Schuldscheins auf sich selbst. 2 Bilanzkosmetik, meinen Sie? Mag sein, aber was soll’s? Erlaubt ist schließlich, was der Instrumentenkasten hergibt. 3
    Hieran erkennt man aber auch, wie eng das Schicksal der Notenbank mit dem des Staates verquickt ist. Solche Tricks funktionieren nämlich nur, solange der Staat seinerseits noch als solvent gilt. Ist das nicht mehr der Fall, kann es mit dem Ruf beider schnell bergab gehen. Je mehr sich in einer solchen Situation herumspricht, dass dem Geld keine verlässlichen Vermögenswerte mehr gegenüberstehen, desto mehr verlieren die Bürger das Vertrauen. Irgendwann überlegen sich selbst Metzger, Bäcker oder Tankwarte, ob sie das Geld noch ohne Weiteres akzeptieren sollten. Eine Zentralbankbilanz lesen können sie dann zwar immer noch nicht, aber das Hörensagen reicht schon aus, um misstrauisch zu werden.
    Vor der Währungsreform 1948 zum Beispiel ist genau dies passiert: Man konnte viele Waren in den Geschäften nicht bekommen, obwohl sie durchaus vorhanden waren. Kaum jemand war jedoch bereit, sie für Geldscheine herzugeben, die den Ruf hatten, nur noch Papierfetzen zu sein. Was man hatte, verkaufte man lieber unter dem Ladentisch im Tausch gegen andere Waren oder gegen Edelmetall. Als nach der Währungsreform wieder vertrauenswürdiges Geld in Umlauf kam, waren die Regale in den Läden plötzlich voll – und zwar vom einen auf den anderen Tag.
    Ein solcher Verlust an Vertrauen in das von der Notenbank ausgegebene Geld ist aber im Prinzip nichts anderes als eine Pleite der Zentralbank, auch wenn man es offiziell nicht so nennt. Man nennt es stattdessen Währungsreform. Dabei wird jedoch das Gleiche gemacht wie bei einem Konkurs jedes x-beliebigen Unternehmens: Die Schulden auf der Passivseite der Bilanz werden offiziell für wertlos erklärt.
    Ein Vertrauensverlust in der eigenen Bevölkerung ist jedoch nicht die einzige verwundbare Stelle einer Zentralbank. Eine zweite ist ein möglicher Vertrauensverlust im Ausland. Bei allen Geschäften mit ausländischen Partnern, zum Beispiel im Zahlungsverkehr mit anderen Notenbanken, ist nämlich auch eine Zentralbank auf Vermögenswerte angewiesen, die sie transferieren muss, wenn es um das Bezahlen geht. Dann kann auch eine Zentralbank nicht mehr einfach nur Zahlen in ihrer Bilanz hin- und herschieben, wie sie es bei Geldtransfers im eigenen Land tun kann. Schon für Zahlungen zwischen den Länder-Notenbanken innerhalb der Europäischen Zentralbank reicht das nicht mehr aus.
    Wenn eine Notenbank keine ausreichenden Vermögenswerte mehr hat, kann sie allenfalls noch im Ausland anschreiben lassen. 4 Aber auch das geht nur so lange, wie sie dort Vertrauen genießt. Geht es verloren, kann sie gegenüber dem Ausland sogar regelrecht zahlungsunfähig werden. Dies ist also eine zweite Variante einer möglichen Zentralbankpleite. Zugegeben, die Schwelle dafür hängt sehr hoch – sogar um ein Vielfaches höher als bei normalen Banken –, aber grundsätzlich auszuschließen ist es nicht. Und zwar umso weniger, je unsolider eine Notenbank und der hinter ihr stehende Staat wirtschaften.
    Im Endeffekt sind Zentralbanken also keine ewig unbesiegbaren Gottesspieler, sondern eher vergleichbar mit Siegfried aus der Nibelungensage: Er besaß übermenschliche Kräfte, eine Tarnkappe und eine durch Drachenblut gestählte Panzerhaut, was ihn nahezu unbesiegbar machte – aber eben nur nahezu. An einem kleinen Fleck an der Schulter war auch er verwundbar und das brachte ihm letztlich den Tod.
Auf Schatzsuche
    Eine Zentralbank kann zwar nicht in Drachenblut baden, um sich möglichst gut zu schützen, aber in Gold, denn je größer ihr Goldvorrat ist, desto schwerer verwundbar wird sie und desto länger kann sie sich gegen eine mögliche Pleite wehren. Die Deutsche Bundesbank zum Beispiel gehört nicht zuletzt wegen ihres großen Goldschatzes zu den am meisten respektierten

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