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Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)

Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)

Titel: Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Brichta
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Geldvermögen auf den Passivseiten ihrer Bilanzen liegt folglich durchaus in ihrem geschäftlichen Interesse. Warum sollten sie sich also dagegen wehren? Sie müssen nur dafür sorgen, dass ihre Forderungen und Wertpapiere auf der anderen Seite entsprechend mithalten können.
    Dies fiel den Banken in Zeiten allgemein steigender Börsenkurse wie in den 80er- und 90er-Jahren noch relativ leicht. Zum einen konnten sie ihre eigenen Wertpapierbestände mit den steigenden Kursen ebenfalls aufwerten, zum anderen ließen sich neue Kredite leichter besichern, da potenzielle Sicherheiten auch wertvoller wurden. Seit der Jahrtausendwende ist das aber anders. Seitdem steigen die Wertpapierkurse nicht mehr so einhellig und es wird zunehmend schwerer, neue solvente Schuldner in ausreichender Zahl zu finden.
    Die Folge: Bei der Suche nach neuen Schuldnern müssen die Geldhäuser immer größere Abstriche machen. In der Konsequenz wird die Qualität ihrer Kreditforderungen und Wertpapiere damit schlechter, bis irgendwann die faulen Eier unter ihnen überhand nehmen. Als solche entpuppten sich beispielsweise Hypothekenforderungen in den USA zu Beginn der Finanzkrise oder später die Staatsanleihen überschuldeter Länder in der Eurokrise. Sämtliche faulen Eier tauchten zwar links auf der Aktivseite der Bankbilanzen auf und wurden als Krisenursachen angesehen. Tatsächlich sind sie aber nur zwangsläufige Folgen des ungebremsten Geldvermögenswachstums auf der Passivseite rechts .
    Um es klarzustellen: Wir wollen damit keinesfalls Fehlverhalten entschuldigen, also nicht zum Beispiel jene Banker reinwaschen, die zu Zeiten der amerikanischen Immobilienblase ihre minderwertigen Forderungen aus Immobilienkrediten an andere verscherbelten. Um den Verkauf ihrer zweit- und drittklassigen Ware anzukurbeln, verpackten sie diese in „Wertpapiere“ und deklarierten sie mithilfe willfähriger Ratinganalysten zu Prädikatsprodukten um. (Wie das genau funktionierte, können Sie in Anhang 7 nachlesen.)
    Wir wollen auch nicht die Politiker reinwaschen, die mithilfe der Banken jahrzehntelang dem Schulden-Schlendrian frönten und sich dann darüber wunderten, dass ihre Staatsanleihen nur noch als Schrottpapiere galten. Wir wollen damit nur verdeutlichen, dass solche Auswüchse unausweichliche Folgen des Zwangs zum Geldvermögenswachstum sind. Denn dieses braucht sein Pendant in einem entsprechenden Schuldenwachstum. In diesem Zusammenhang ist es auch geradezu notwendig, dass der Staat immer mehr Schulden macht, weil private Schuldner die zusätzlichen Kredite unmöglich alleine auf ihre Kappe nehmen könnten.
    Hierin liegt auch ein wichtiger Schlüssel für die Tatsache, dass die Finanzkrise ausgerechnet in den USA ihren Ausgang nahm: Präsident Bill Clinton hatte es nämlich fertiggebracht, die staatliche Schuldenmacherei bis zur Jahrtausendwende so weit zurückzufahren, dass der amerikanische Bundeshaushalt Überschüsse abwarf. Der Staat fiel damals als Kreditnehmer also weitgehend aus. Kein Wunder, dass deshalb immer mehr andere Schuldner gefunden werden mussten, damit das Schuldenwachstum aufrechterhalten werden konnte – ein Wachstum, das vom System nach wie vor benötigt wurde. So mussten immer mehr Kredite bei dritt- und viertklassigen Schuldnern untergebracht werden – und oft gelang dies eben nur mit zweifelhaften Methoden. Genau damit wurde der Grundstein zum späteren Ausbruch der Krisensymptome gelegt.
    Konsequenterweise konnte aber die staatliche Enthaltsamkeit beim Schuldenmachen nicht von langer Dauer sein. Mit den Anschlägen vom 11. September 2001, den Kriegen gegen den Terrorismus und den Irak und mit der Finanzkrise kehrte auch die amerikanische Regierung schnell – und umso stärker – wieder auf den systemnotwendigen Pfad der Schuldenmacherei zurück. Verschwörungstheoretiker sehen sogar einen Zusammenhang zwischen dem Terror vom 11. September und der notwendigen Rückkehr zur staatlichen Neuverschuldung. Wir halten diesen Zusammenhang jedoch für unwahrscheinlich.
    Klar ist allerdings, dass die Finanzkrise und die Staatsschuldenkrise lediglich Ergebnisse der Funktionsweise unserer Geldordnung sind. Wann und an welchen Stellen sich der aufgebaute Druck jeweils entlädt, lässt sich im Voraus nie bestimmen. Sicher ist nur,
dass
er sich irgendwann und irgendwo seinen Weg bahnen wird.
    Damit wird auch klar, dass alle Vorhaben, die ein ähnliches Verhalten der vermeintlich Hauptschuldigen in Zukunft verhindern sollen, nur an

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