Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)
Symptomen herumkurieren. 1 Sie packen das Übel nicht an der Wurzel. Wir sind sogar der Ansicht, dass dieses Übel gar nicht beseitigt werden kann – zumindest nicht in der bestehenden Geldordnung. Ob man deshalb die gesamte Geldordnung ändern sollte, ist eine ganz andere Frage, der wir uns später noch einmal widmen werden (siehe dazu „Weitermachen oder therapieren?“).
An dieser Stelle ging es uns nur darum, die Zusammenhänge aufzuzeigen, damit Sie diese richtig einordnen können. Wenn zum Beispiel wieder einmal jemand behauptet, mit dieser oder jener Maßnahme ließen sich solche Krisen in Zukunft verhindern, dann sollten Sie ihn in etwa so ernst nehmen wie Helge Schneider.
1 Einen Überblick über einige dieser Vorschläge finden Sie im Abschnitt „Wie es wohl weitergehen wird?“
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JE VOLLER,
DESTO TOLLER
„DU, DIE WANNE IST VOLL – JUHUHU YOU’RE THE ONE THAT I WANT – HONEY DIE WANNE IST VOLL – JUHUHU LET’S GO HINEIN UND DANN SEI MEIN.“
So verballhornten einst Helga Feddersen und Didi Hallervorden einen Hit aus dem Musical „Grease“. Mit dem Ulksong schafften sie es immerhin auf Platz 4 der deutschen Single-Charts. Warum erwähnen wir das? Weil man den Refrain auf unser Thema übertragen auch mit „Die Speicher sind voll – juhuhu“ beginnen lassen könnte, um dann fortzufahren: „Let’s stopf hinein, und dann sei mein.“
In die virtuellen Geldspeicher kann man – anders als in reale Wannen – zwar so viel hineinstopfen, wie man will, ohne dass sie dabei überlaufen. Allerdings kann man sie auf eine ganz andere Art zum Überquellen bringen, wie wir später noch zeigen werden.
Zunächst wollen wir jedoch das, was wir auf den vorangegangenen Seiten beschrieben haben, mit Fakten untermauern und Ihnen zeigen, wie die Geldspeicher bei den Banken tatsächlich voller und voller laufen. Da die beschriebenen Faktoren nur auf lange Sicht zum Tragen kommen, braucht man dazu auch ganz langfristige Informationen, wie sie zum Beispiel die Deutsche Bundesbank anbietet. Ihre Daten reichen fast bis zur letzten Währungsreform vom Juni 1948 zurück.
Einlagen bei Banken in Deutschland
Quelle: Deutsche Bundesbank
in Mrd. Euro
Hier sehen wir die Entwicklung der Kontoeinlagen in Deutschland, die den wesentlichen Bestandteil des bei Banken deponierten Geldvermögens ausmachen. Auf die zweite Komponente, die Bankanleihen, entfällt nur ein kleinerer Teil dieses Vermögens, wie wir bereits erwähnt haben. Somit ist die Grafik ein anschaulicher Beweis dafür, wie sich der große Geldspeicher über Jahrzehnte hinweg tatsächlich unaufhörlich gefüllt hat: Im Dezember 1948 lagen umgerechnet 4,8 Milliarden Euro auf Bankkonten in Deutschland, inzwischen sind es weit über 3.000 Milliarden, also mehr als drei Billionen. Im Schnitt haben sich die Kontobestände alle sieben Jahre verdoppelt, wobei es anfangs sogar noch schneller ging, später dafür etwas langsamer. In absoluten Beträgen gemessen hat sich das Wachstum aber beschleunigt: Bis zum Erreichen der ersten Billion nach der Währungsreform dauerte es noch etwa 40 Jahre, die zweite und dann auch die dritte Billion folgten schon jeweils zehn Jahre später.
Dabei steht Deutschland nur stellvertretend für alle anderen Industriestaaten, in denen die Geldspeicher ähnlich vollliefen. Ein weiteres Beispiel dazu aus den USA:
Einlagen bei US-Geschäftsbanken
Quelle: US-Notenbank
in Mrd. Dollar
Diese Daten reichen zwar nur bis 1973 zurück, sie sind aber nicht weniger beeindruckend. Die Kontoeinlagen bei den Geschäftsbanken in den USA wuchsen von 614 Milliarden Dollar Anfang 1973 auf rund neun Billionen. Hier haben sich die Kontobestände im Schnitt alle zehn Jahre verdoppelt und auch hier hat sich das Wachstum in absoluten Beträgen gemessen beschleunigt: Von der ersten bis zur zweiten Billion dauerte es noch acht Jahre, von der dritten bis zur vierten Billion nur noch vier Jahre, die nächsten Billionenmarken wurden dann im Abstand von jeweils zwei Jahren geknackt und für die letzte Billion bis zur neunten dauerte es nicht einmal mehr zwei Jahre.
Beide Grafiken belegen also, dass sich die Geldspeicher über die Jahrzehnte hinweg genau so gefüllt haben wie von uns beschrieben – und zwar unabhängig davon, ob die Wirtschaft gerade gut lief oder nicht. Denn es gab in dieser Zeitspanne einige Rezessionen, etwa in der 70er-Jahren zu Zeiten der Ölkrise oder nach der Jahrtausendwende im Anschluss an das Platzen der Aktienblase oder der
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