Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)
– auch statistisch belegbar. Diskutieren kann man allenfalls darüber, von welcher Seite der Impuls ausgeht: Sorgt das Schuldenmachen dafür, dass immer mehr Geld entsteht? Oder treibt umgekehrt der wachsende Geldvermögensberg die Schuldenspirale an, wie wir es auf den vorangegangenen Seiten beschrieben haben?
Grundsätzlich gehen von beiden Seiten Impulse aus: Teil 1 des Buches handelte ja davon, wie die Leichtigkeit, mit der per Kreditvergabe Geld hergestellt werden kann, in der Praxis dazu beiträgt, dass auf lange Sicht weitaus mehr Geld in Umlauf gebracht wird als nötig.
-> Die eine Wirkungsrichtung ist also:
von den Schulden hin zum Geld.
Allerdings baut sich im Laufe der Zeit auch von der anderen Seite her immer mehr Druck auf, weil sich die Geldspeicher – wie zuletzt gezeigt – stetig füllen. Deshalb gewinnt dieser Einfluss mit zunehmender Reife des Geldsystems immer größeres Gewicht. Er wirkt in die entgegengesetzte Richtung.
-> Die andere Wirkungsrichtung ist somit:
vom Geld hin zu den Schulden.
Und gerade der Druck aus der letztgenannten Richtung unterliegt sogar einem gewissen Automatismus, der nicht beeinflussbar ist. Schließlich wird es als Selbstverständlichkeit erachtet, dass man Geld aufbewahren und in der Regel durch Zinsen vermehren kann. Aus diesem Grunde werden vermutlich die Probleme, die sich daraus ergeben können, von den meisten Leuten ignoriert – selbst von Ökonomen.
Einen Anspruch aufs Schuldenmachen gibt es dagegen nicht. Somit ist es einfacher zu fordern: „Raus aus den Schulden!“, als zu verlangen: „Weg mit eurem Vermögen!“. Kein Wunder also, dass man sehr oft Leute hört, die sich für einen Schuldenabbau starkmachen. Man nimmt sie ernst und lädt sie in Talkshows ein, wo sie mit wichtiger Miene einem Millionenpublikum erklären dürfen, was ihrer Meinung nach zu tun ist. Leute, die für einen Vermögensabbau eintreten, hört man dagegen kaum, nur manchmal – und dann eher aus der linken Szene, der es dabei hauptsächlich um das Geld der Reichen geht. Solche Leute nimmt man jedoch in der Regel nicht so ernst wie die anderen, die den Schuldenabbau fordern – obwohl beide Appelle dieselbe Wirkung hätten, würde man sie befolgen.
SCHULDEN WEG – VERMÖGEN FUTSCH
Aber warum ist das eigentlich so? Warum bedeuten weniger Schulden zwingend auch weniger Vermögen? Ganz einfach: Weil Geld heutzutage fast nur durch Schulden existiert, was die zuletzt gezeigte Grafik ja auch eindrucksvoll belegt. Weniger Schulden bedeuten deshalb auch automatisch weniger Geld. Die Devise „Raus aus den Schulden“ mag also für den Einzelnen sinnvoll sein – für die Masse ist sie es nicht. Und jeder Einzelne kann seine Schulden auch nur so lange tilgen, wie er das dafür benötigte Geld von anderen bekommt. Das heißt, andere müssen an seiner Stelle neue Schulden aufnehmen, weil ansonsten das System zusammenbricht – es ist eine ewige Spirale.
Nehmen wir einmal an, das Schuldenmachen würde abrupt aufhören. Dann hätten die bestehenden Schuldner bald nicht mehr genügend Geld, um ihre Bankkredite zurückzuzahlen. Denn bereits die ersten Tilgungen nach dem Schuldenstopp ließen die Geldmenge schrumpfen (vergleiche dazu „Wie geht Geld von der Welt?“). Dazu käme, dass ein erheblicher Teil des vorhandenen Geldes den Schuldnern ohnehin nicht für ihre Tilgungen zur Verfügung steht – nämlich der Teil, den die Vermögensbesitzer in ihren Geldspeichern lagern. Relativ rasch wäre also die Geldmenge so weit geschrumpft, dass die ersten Schuldner auf dem Trockenen säßen und nicht mehr zahlen könnten. Im Gegenzug wären auch die ersten Geldvermögensbesitzer zum Verzicht gezwungen, weil sie ihre Forderungen nicht mehr eintreiben könnten. In einer Abwärtsspirale würde sich diese Entwicklung dann beschleunigen.
Das Szenario zeigt, dass die Forderung nach einem Vermögensabbau sogar eine gewisse Wirklichkeitsnähe für den Ernstfall in sich birgt. Denn sie enthält unterschwellig die – durchaus realistische – Annahme, dass ein umfassender Schulden- und Vermögensabbau niemals freiwillig vonstatten gehen kann. Welche Gestalt ein solcher zwangsweiser Abbau annehmen könnte, ist dabei völlig offen. Eine mögliche Form drängt sich aber beim Blick auf die letzte Grafik auf: Analog zum Vergleich von Sandhaufen und Loch am Strand kann man sich bildlich gut vorstellen, wie die Spannungen zwischen Vermögen und Schulden zunehmen, je höher der Berg und je tiefer das Loch
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