Die Wall Street ist auch nur eine Straße
College, der selbst Ruderer war. Über seine niemals fehlende Karaffe mit Portwein hinweg sagte er zu mir: »Sam war niemals wirklich einer von uns«, und schließlich wurde Mackenzie gefeuert.
Die acht Ruderer des Isis-Boots und ich gewannen das Rennen gegen Cambridge, und wir beschlossen, zusammenzubleiben, um in diesem Sommer an der Henley Royal Regatta teilnehmen zu können.
Die Regatta gilt im Vereinigten Königreich als bedeutendes gesellschaftliches Ereignis, erstreckt sich über fünf Tage im Juli und heißt »Royal«, weil ein Mitglied der königlichen Familie die Schirmherrschaft übernimmt. Damals war es Prinz Philip. Aus der ganzen Welt kamen Ruderteams, um in Henley dabei zu sein. Die Regatta gehört zu den Höhepunkten dieser Sportart. Wenn eine Universitätsmannschaft gut abschneidet, wird sie mit der Teilnahme in Henley belohnt. Bereits in Yale hatte ich von der Regatta gehört und wusste alles darüber. Aber es wäre mir niemals eingefallen, dass ich eines Tages selbst an ihr teilnehmen würde. Das prestigeträchtigste Ereignis ist der Grand Challenge Cup für Männer-Achter; der Pokal wird schon seit der ersten Austragung der Regatta 1839 vergeben. Meine Ruderer und ich beschlossen, am Thames Cup teilzunehmen, der 1965 ebenso wie auch heute noch der zweitwichtigste Achter-Wettbewerb war. Ich war ja schon aufgeregt genug darüber, einfach dabei zu sein, und dann fast wahnsinnig vor Freude, als wir gewannen und auf dem Weg zur Goldmedaille auch noch einen Rekord aufstellten. Das war mein erster Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde .
Heute gibt es im Balliol College Boat Club Männer- und Frauenteams. Ihre besten Achterboote heißen Beeland Rogers und Happy Rogers . Das nach meiner älteren Tochter benannte Boot Happy Rogers stiftete ich dem Damenteam 2007. Beeland Rogers , benannt nach meiner zweiten Tochter, stiftete ich wenig später dem Männerteam. Das Männerboot kam 2009 pünktlich zu den Eight Weeks in Oxford an. Man nennt die Veranstaltung auch Summer Eights und sie ist der Höhepunkt der Rudersaison. Nach dem Boat Race ist es das zweitwichtigste Ruderereignis der Universität und zudem ein großartiger gesellschaftlicher Anlass: eine viertägige Regatta mit sieben Abteilungen für die Männer und sechs für die Frauen, an denen insgesamt 158 Boote teilnehmen. Manche Colleges melden bis zu je fünf Männer- und Frauenteams an. 2008 hatte Balliols bester Männerachter zum ersten Mal seit 50 Jahren gewonnen. 2010, in der Happy Rogers , gewann Balliols bester Frauenachter zum ersten Mal in seiner 30-jährigen Geschichte und wiederholte seinen Sieg 2011. Die Männer gewannen 2009 noch einmal, ehe sie von einem anderen Achter angefahren wurden und das Boot sank, aber meine beiden Töchter hatten Siegerboote bei diesem Wettbewerb.
Das Diner zur Siegesfeier der Frauen 2010 passte zeitlich zum Vortrag, den ich in diesem Jahr hielt, und zusammen mit meiner Frau Paige und den Kindern nahm ich an der Feier teil. Happy, damals sieben, und Baby Bee, zweieinhalb, die beide ihre schönsten Kleider trugen, hatten die Möglichkeit, beide Boote mit Champagner zu taufen. Ich stiftete jedem Mitglied des Frauenteams einen Gold-Sovereign mit Prägedatum 2010, jedem Mitglied des Männerteams einen mit Prägedatum 2008, die sie an ihre Siege erinnern sollten, und Happy durfte die Münzen übergeben. Und dann verkündete sie, sie werde den Frauen ein zweites Boot stiften: Happy Rogers II .
ERWARTUNGSGEMÄSS verwirrten meine Bemerkungen die versammelten Balliol-Studenten. Ihre Verwunderung war verständlich. Sie wussten so gut wie ich, wie stark sich die Dinge seit meinem Studium in Oxford verändert hatten. Nicht bewusst war ihnen allerdings, dass sich die Dinge, die sich verändert hatten – vor allem der Höhenflug des Finanzwesens – nun wieder in die andere Richtung bewegten.
In meinem zweiten Jahr in Oxford hatte mein Wirtschaftsdozent Professor Wilfred Beckerman zu mir gesagt: »Jemanden wie Sie haben wir hier sonst nicht. Wir wissen nicht, was wir mit Ihnen anfangen sollen. Die meisten Leute hier interessieren sich nicht im Geringsten für den Aktienmarkt. Für uns ist die Londoner City nicht von Bedeutung. Sie hat wenig mit der Weltwirtschaft zu tun, von der Wirtschaft des Vereinigten Königreichs ganz zu schweigen. Das interessiert niemanden.«
In den 1960er-Jahren waren die meisten Professoren in Balliol Sozialisten. Für die Akademiker, die die Regierung berieten, war der freie Markt unbedeutend.
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